Tourismusverband: Auf Internetseite können Spaziergänger über seltsames dreibeiniges Riesenkaninchen spekulieren Lepomorph wieder im Colbitzer Lindenwald aufgetaucht
Colbitz l Beim Tourismusverband Colbitz-Letzlinger Heide häufen sich derzeitig die Anfragen. Ob denn tatsächlich ein seltsames Wesen im Colbitzer Lindenwald sein Unwesen treibt, wird die Geschäftsführerin des Verbandes, Nicole Bosse, gefragt. Und sie wollte der Sache auf den Grund gehen, schließlich könnte dieses merkwürdige Wesen Besucher im Lindenwald erschrecken ...
Glücklicherweise kennt sie den geheimnisvollen Waldläufer, der schon seit vielen Jahren im Lindenwald heimisch ist, die Menschen aber meidet. Er kennt sich aus, verdiente in früheren Zeiten als Räuber seinen Lebensunterhalt in den Wäldern rund um die Heide. "Es handelt sich bestimmt um das sogenannte Lepomorph", hat er Nicole Bosse erzählt. Das Lepomorph sei ein Wesen aus längst vergangenen Zeiten. Nur im Lindenwald und in den Randgebieten der Colbitz-Letzlinger Heide hätten wohl noch einige Exemplare überlebt, mutmaßt er.
"Das liegt wahrscheinlich am Urwaldcharakter, den der Lindenwald entwickelt hat, nachdem er schon seit mehreren Generationen von Menschen kaum noch bewirtschaftet wird", vermutet Nicole Bosse. Der Lindenwald liegt zudem am Rande der Colbitz-Letzlinger Heide, dem größten unbewohnten Gebiet Westeuropas. Heute ist dieser Wald mit einer Fläche von 220 Hektar ein Naturschutzgebiet der höchsten Kategorie. So darf das Gebiet nur auf den dafür bestimmten Wegen betreten werden. Für das Lepomorph ist das Risiko also gering, von Menschen gejagt zu werden.
Der Waldläufer weiß auch, dass es sich bei dem Lepomorph um eine Art dreibeiniges Riesenkaninchen handelt, das ausgewachsen fast so groß wie eine Kuh ist. Nur Spinnereien eines im Wald lebenden Einsiedlers? Nein, das wird es wohl nicht sein, vermutet man in der Geschäftsstelle des Tourismusverbandes angesichts der Berichte von Einheimischen und Waldarbeitern, die immer mal wieder die Runde machen.
"Das Lepomorph ist ein Fleischfresser, zu dessen Lieblingsspeisen Rehe und sogar Wildschweine zählen, von denen es in der Heide reichlich gibt", unterstreicht der Waldläufer. Noch vor einigen Jahrzehnten war die Colbitz-Letzlinger Heide wegen ihres Reichtums an Wild ein geschätztes Jagdgebiet der Obrigkeiten. Das änderte sich erst mit dem Beginn der militärischen Nutzung im Jahr 1935. Bedingt durch die militärische Nutzung, wurden weite Flächen gerodet und durch das ständige Übungsgeschehen freigehalten. Die riesigen Heideflächen, die es heute gibt, entstanden 1980.
"Zur Vorbereitung eines großen Manövers der Warschauer-Pakt-Staaten benötigte man riesige Freiflächen, die man hier kurzerhand mit der Kettensäge schuf. Die Randgebiete, die in Wald übergingen, wie beispielsweise auch der Lindenwald, wurden bis 1994 mit Schützengräben durchfurcht", weiß Nicole Bosse, die darauf verweist, dass man den teils geschundenen Waldboden noch sehen könnte, wenn man die Rundwege des Lindenwaldes durchschreitet. "Genau in diesen tiefen Löchern könnte das Lepomorph auch auf Wanderer lauern, die nach der Dämmerung im Wald sind oder die vorgeschriebenen Wege verlassen", warnt der Waldläufer.
Wer dem Waldläufer nicht traut und sich selbst davon überzeugen will, was es mit dem Lepomorph auf sich hat, der soll natürlich den Lindenwald erkunden. Er kann auch bald von seinen Erlebnissen berichten. "Auf der Internetseite, die der Tourismusverband gerade unter der Adresse www.lindenwald. de einrichtet, sollen Besucher die Möglichkeit zu einem Erfahrungsaustausch über das Fabelwesen bekommen", erklärt Nicole Bosse. Vielleicht gibt es ja Spaziergänger, die das Lepomorph wirklich finden ...