Wasserschloss Westerburg als Ausgangspunkt für Rundfahrten der BWM-Veteranen Mit dem Barockengel durch das Harzvorland
Mit mehr als 40 seltenen und wertvollen Fahrzeugen waren Mitglieder des bundesweiten BMW-Veteranenclubs zur Westerburg angereist. Von dort aus starteten sie zu Rundfahrten in den Harz.
Dedeleben/Westerburg. Einen weißblauen Himmel hielt die Vorharzregion am vergangenen Mittwoch für die Anhänger der weißblauen Traditionsmarke parat. Freunde historischer Fahrzeuge des Herstellers BMW hatten das Wasserschloss Westerburg ausgewählt, um von hier aus den Harz mit seinen historischen Städten und Sehenswürdigkeiten zu erkunden.
"Wir haben im Anschluss in Paderborn unser bundesweites Jahrestreffen", erzählt Rüdiger Jopp, Präsident des BMW-Veteranenclubs Deutschland, zur Vorgeschichte. "Für unsere sogenannten Oldtimer-Ferien vom 28. Mai bis zum 2. Juni suchten wir noch ein attraktives Ziel, das etwa im 200-Kilometer-Radius um Paderborn liegt. So sind wir in den Harz gekommen." Und - das sei der ausdrückliche Wunsch der Clubmitglieder gewesen - es sollte der östliche Harz sein.
So führten die Touren unter anderem nach Ballenstedt, Quedlinburg, Halberstadt und am Mittwoch, über Dardesheim, Zilly, Wasserleben und Ilsenburg in den Hochharz und von dort aus über Wernigerode zurück.
Bei zunächst noch trübem Wetter formierten sich die 45 Fahrzeuge im Hof des Wasserschlosses Westerburg, da- runter so seltene Prunkstücke wie der legendäre Roadster vom Typ 507 aus den 1950er Jahren oder eine Limousine des Typs 315, 1935 gebaut und damit das älteste Fahrzeug des Treffens.
Für eine weniger bekannte Episode aus der Geschichte des deutschen Automobilbaus standen zwei Fahrzeuge der Marke EMW, abgekürzt für "Eisenacher Motorenwerke", denn das Stammwerk der BMW-Autoproduktion stand ursprünglich mal im thüringischen Eisenach. Hier wurde ab 1928 der legendäre Kleinwagen "Dixi" als Lizenzbau eines britischen Modells zusammengeschraubt.
"Bis 1951 wurde in Eisenach noch unter dem Namen BMW produziert", weiß Jochen Burgdorf aus Offenbach, selbst stolzer Besitzer eines 328er Roadsters von 1938, und fährt fort: "Dann allerdings untersagte die Münchner Firmenspitze den Eisenachern, weiterhin den Namen BMW zu führen und so wurde aus BMW schließlich die Marke EMW." Auf der Haube trugen die Fahrzeuge nun nicht mehr den weiß-blauen Propeller der Bayern, sondern ein rot-weißes Markenlogo. Bis Mitte der 1950er Jahre entstanden in Eisenach noch Limousinen, Kastenwagen und auch offene Fahrzeuge auf BMW-Basis.
Im weißen 328er-Roadster durfte dann auch der Volksstimme-Reporter nach einigen Verrenkungen Platz nehmen und offenen Fahrspaß pur genießen. Hier wird der Windstrom weder durch Seitenscheiben - die fehlen ebenso wie ein Verdeck gänzlich - oder gar mittels Windschott wie in modernen Cabrios gebremst, sondern zerrt heftig an Fahrer und Beifahrer. Erstaunlich, wie kraftvoll der 80 PS starke Reihen-Sechszylinder das leichte Fahrzeug beschleunigt, das die Kurven zwischen der Westerburg und Wasserleben ausgesprochen wendig nimmt.
"Der Wagen schlug in einer Rennversion den ewigen Konkurrenten Alfa Romeo beim italienischen Straßenrennen Mille Miglia", plaudert Pilot Jochen Buchholz während der Fahrt. Auch der Anstieg in den Harz bereitet den durchweg gut motorisierten, historischen Fahrzeugen keinerlei Probleme. Die schweren Limousinen vom Typ 502, wegen ihrer ausladenden Formen auch als "Barockengel" bekannt, nehmen mit ihren 140 bis 160 PS die Steigungen gelassen. Elke und Heinz Nobel waren mit einem solchen Fahrzeug aus dem Baujahr 1959 sogar schon in den USA unterwegs, wie sie berichten.
Nach einem Stopp in Schierke führt die Route auf den Marktplatz von Wernigerode, wo die Fahrzeuge von Neugierigen ausgiebig bestaunt werden, und schließlich ging es über den Huy zurück zur Westerburg.
"Wir haben sehr viel vom Harz gesehen", fasst Präsident Rüdiger Jopp zusammen. "Unser ausdrückliches Ziel war es, den Ostharz kennenzulernen." Und dieser sei deutlich schöner als der Westharz, ist die Meinung der BMW-Enthusiasten. "Unser Oldtimer-Urlaub ist eine gemütliche Rundfahrt und keine Rallye mit einer wie auch immer gearteten Wertung", betont Rüdiger Jopp. Dazu gehöre es, die schöne Landschaft zwischen Huy und Harz, die für derartige Autotouren sehr viel Abwechselung biete, einfach nur zu genießen, so der BMW-Pilot. Zum Fahrspaß mit den Produkten der traditionell sportlichen Marke gehöre es natürlich, auch mal Gas zu geben. "Wir waren überrascht, wie gut die Straßen hier sind", gesteht der Vereinspräsident.
Auch von der "Kulturdichte" zeigten sich die Gäste überrascht. Auf dem Programm stand neben dem Besuch der Welterbestädte Goslar und Quedlinburg (hier beeindruckte die große Zahl der restaurierten Fachwerkbauten) auch eine Besichtigung des Domschatzes in Halberstadt. Dass die BMW-Freunde irgendwann wiederkommen werden, stehe eigentlich außer Frage, so Jopp.