Telekom wirbt Kunden, stellt Technik bereit und rudert dann zurück / Manager: Anschluss kommt Mit doppelter Rolle rückwärts zur schnellen Internetanbindung in Wilhelmshall
Gemeinde Huy/Wilhelmshall l Die Telekom, das "schnelle" DSL-Internet und die damit verbundenen Pannen: Eine offensichtlich unendliche Geschichte mit vielen Fortsetzungen. Über eine, die aktuell in der Westerburg fortgeschrieben wird, hat die Volksstimme am Donnerstag bereits berichtet. Eine ähnliche Vorstellung "spielt" sich derweil im Huy-Ortsteil Wilhelmshall ab. Auch dort bahnt sich - nach einer Achterbahnfahrt mit Zusagen und Bestätigungen für DSL und einer anschließenden Rolle rückwärts - nun doch noch ein Happyend an.
Dabei kamen Torsten Schulz und seine Lebensgefährtin Brigitte Jahn quasi eher durch Zufall überhaupt auf den Geschmack: "Wir wurden von einem Telekom-Mitarbeiter angerufen und gefragt, ob wir nicht Interesse an einem DSL-Internet-Anschluss haben", erinnert sich Brigitte Jahn.
Bis zu diesem Anruf, räumt die Wilhelmshallerin ein, hätten sich die beiden wegen des schleppenden DSL-Netzausbaus im ländlichen Bereich noch gar nicht mit dem Thema Internet beschäftigt. "Wir leben hier bekanntlich ziemlich abgelegen und glaubten nicht, dass das bei uns überhaupt funktioniert." Nun aber - nachdem die Telekom-Vertreter höchstselbst das Thema angeschnitten hatten - dachten Anschlussinhaber Schulz und seine Partnerin ernsthaft darüber nach. Und kamen zu einem ebenso logischen wie klaren Ergebnis: "Wenn DSL bei uns möglich ist, nehmen wir das Angebot an."
Sie beauftragten Ende Januar die Erweiterung ihres seit vielen Jahren bestehenden Telekom-Anschlusses um den DSL-Zugang. Wenige Tage später flatterte ihnen nicht nur die Auftragsbestätigung für die gebuchten Leistungen ins Haus, sondern auch die Technik, damit zum Termin 6. Februar alles glatt laufen konnte. Und: Aus jener vom Chef des Telekom-Kundenservice unterzeichneten "Auftragsbestätigung für die gebuchten Leistungen" darf man ja wohl auch eine gewisse rechtliche Verbindlichkeit ableiten, oder?
Offenbar nicht bei der Telekom. Der Realisierungstermin sei verstrichen und nichts passierte, erinnert sich Brigitte Jahn. Sie fragte also bei der Telekom nach, landete in irgendeinem zwischen dem Bodensee und Rostock gelegenen Callcenter der Telekom und war sprachlos: "Plötzlich sollte ein DSL-Anschluss bei uns nicht mehr möglich sein."
Eine Rolle rückwärts, die die Wilhelmshaller wenig später auch schriftlich bekamen. In diesem Schreiben war freilich nicht mehr von "Auftrag" und Verbindlichkeit die Rede, sondern von bloßem "Interesse" am DSL-Angebot. Und das, so ließen die Absender wissen, sei wegen Leitungslänge und Signaldämpfung in Wilhelmshall nicht möglich.
"Da waren wir schon etwas geplättet, wie von einer klaren und aus unserer Sicht verbindlichen Zusage plötzlich ein unerfüllbares Interesse wird", sagt Brigitte Jahn. Und damit nicht genug: Wenige Tage später krönte der Kommunikationsriese die Aktion mit der Rückforderung des bereits ausgelieferten DSL-Routers und folgenden Worten: "Sie möchten die im Folgenden aufgeführten Leistungen nicht mehr nutzen und haben diese gekündigt. Schade, dass Sie sich dazu entschlossen haben."
"Da waren wir nur noch sprachlos und kurz davor, tatsächlich zu kündigen - unseren kompletten Telefonanschluss", berichtet Brigitte Jahn, die mittlerweile im Zuge von notwendigen Bewerbungen dringend auf einen Internet-Anschluss angewiesen ist.
"Hier ist wirklich was schiefgelaufen, das tut mir leid", bedauert Telekom-DSL-Manager Joachim Fricke. Fricke hatte, nachdem er von der Volksstimme mit dem Fall konfrontiert worden war, die Eckdaten geprüft und kündigte anschließend die zweite Rolle rückwärts an: "Der Kunde kann und wird DSL-3000 bekommen." Er persönlich werde dafür sorgen, dass das im Kürze realisiert wird.
Ein absehbares Resultat: Prüft man die DSL-Verfügbarkeit eines anderen Telekom-Kunden in Wilhelmshall, überrascht das Ergebnis nicht: DSL-3000 sei möglich.