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Betreiberehepaar Birgit und Rolf Hornhauer: "Für uns ist das bestimmt schlimmer, als für die Kunden" Nach 22 Jahren schließt Einkaufsmarkt in Deesdorf

Von Ingolf Geßler 24.12.2012, 01:31

Ruhiger als gewohnt gestalten sich in diesem Jahr die Weihnachtszeit für Birgit und Rolf Hornhauer aus Deesdorf. Mit Beginn des Monats schloss der einzige Einkaufsmarkt des Ortes seine Türen.

Deesdorf l Im November 1990 hatte Rolf Hornhauer den ehemaligen Konsum in seinem Haus übernommen, nach ziemlich genau 22 Jahren endete für den 59-Jährigen ein bedeutender Lebensabschnitt. "Angefangen haben wir wegen Renovierungsarbeiten in einem provisorischen Einkaufsraum", erinnert sich Rolf Hornhauer. Seit 1993 war in dem Einkaufsladen auch ein Servicepunkt der Deutschen Post zu finden. "Aus Umsatzgründen wurde uns der Vertrag im letzten Jahr gekündigt, danach haben wir nur noch Brief- und Paketmarken verkauft", so der Besitzer des Einkaufsmarktes.

"Wir haben schon länger mit dem Gedanken gespielt, den Einkaufsmarkt zu schließen, im Dezember haben wir ihn dann in die Tat umgesetzt", fügte Rolf Hornhauer hinzu. "Man muss sich erst daran gewöhnen. Für uns ist es bestimmt etwas schlimmer als für die Kunden, die ihre Einkäufe bis auf einige Kleinigkeiten ohnehin in den größeren Einkaufsmärkten in der Region getätigt haben", führt er als einen der Gründe für die Aufgabe des Geschäftes an.

"Zum Abschied sogar mehr Geschenke bekommen, als zur Eröffnung."

Eine offizielle Verabschiedung wurde bei der Senioren-Weihnachtsfeier vorgenommen, neben Bürgermeister Hans-Jürgen Zimmer bedankten sich auch langjährige Stammgäste wie die "Kräuterbande" und der Singekreis mit einem Präsent. "Wir haben zum Abschied sogar mehr Geschenke bekommen, als zur Eröffnung", freute sich Birgit Hornhauer über die netten Gesten.

Mit dem Schließen des Einkaufsmarktes endete für die Hornhauers eine weitere Tradition. "Der Weihnachtsmarkt zum 1. Advent fand dieses Jahr erstmals in der Kirche statt. Wir waren zwar wegen einer Geburtstagsfeier verhindert, aber die Veranstaltung war gut besucht. Der Kirchenkreis wird den Weihnachtsmarkt auch in Zukunft organisieren, und wir sind gern bereit, zu helfen", sieht Rolf Hornhauer die Veranstaltung in guten Händen.

Obwohl der Einkaufsmarkt nicht mehr geöffnet hat, Langeweile kommt bei den Hornhauers nicht auf. "Erst einmal habe ich mit den Aufräumarbeiten zu tun, auch mit dem Grundstück hat man genug Arbeit. Meine Frau wird sich verstärkt ihrer Änderungsschneiderei widmen, und nebenbei trägt sie ja noch die Zeitung in Deesdorf aus", so Rolf Hornhauer. Und schließlich ist ein Enkelkind unterwegs, das sich über die größere Freizeit von Oma und Opa freuen kann.

"Unseren letzten Urlaub haben wir noch mit DDR-Geld bezahlt."

Es wäre jetzt auch die Zeit für eine schöne Urlaubsreise, doch in dieser Hinsicht haben Birgit und Rolf Hornhauer nichts geplant. "Unseren letzten Urlaub haben wir noch mit DDR-Geld bezahlt, aber irgendwie gewöhnt man sich auch daran", so Rolf Hornhauer. Gewöhnen muss sich auch die "Kräuterbande", und zwar an ein neues Zuhause. Jeden Freitag hatte sich die Truppe bei den Hornhauers getroffen, nun wird ein neues Domizil gesucht. Ruhig wird es im Haus jedoch nicht, denn der Singekreis probt weiterhin einmal wöchentlich bei den Hornhauers.