Leben und Arbeit früher auf dem Lande Neue Attraktion bei Osterwieck: das Museum im Kornboden
Beate und Udo Fischer haben im einstigen Wirtschaftsgebäude des Hessener Schlosses eine Ausstellung eingerichtet. Was die Besucher dort erwartet.

Hessen. - Es ist zwei Jahre her, als die Hessener Beate und Udo Fischer die Volksstimme in ihren Kornboden einluden. Jenen riesigen, 80 Meter langen und 15 hohen Gebäudekoloss, der einst als Wirtschaftsgebäude zum Hessener Schloss gehörte, hatten sie weitere eineinhalb Jahre zuvor erworben. „Das wird ein Museum“, hatte Udo Fischer damals angekündigt.
Jetzt haben die Beiden die Volksstimme aufs Neue eingeladen, um zu zeigen, was sich seitdem getan hat. Beim Besuch im März 2023 war im Wesentlichen erst ein kleinerer Raum im Erdgeschoss, die Küche, eingerichtet. Jetzt erstreckt sich die Ausstellung über weite Strecken des ersten Obergeschosses.
Neues Museum in Hessen ist für alle Generationen
Vor wenigen Tagen erst waren Beate und Udo Fischer zu Besuch auf der Wasserburg Zilly gewesen und haben das dort über die Jahre vom Burgverein eingerichtete Landwirtschaftsmuseum besichtigt. Sie haben festgestellt, dass beide ähnliche Ziele verfolgen, nämlich an Leben und Arbeit früher auf dem Lande zu erinnern. Beide wollen sich auch mit dem einen oder anderen Exponat austauschen.
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In den zurückliegenden zwei Jahren ist also in Hessen die Ankündigung umgesetzt worden und ein Museum entstanden beziehungsweise weiterhin im Aufbau. Mehrere hundert Meter Kabel hat Udo Fischer zum und im Kornboden verlegt, um Licht ins Haus zu bekommen. In einer Ecke hat er mit Wänden im Fachwerkstil einen Raum abgeteilt, in dem es sich Besucher im Sessel oder auf der Couch gemütlich machen können. Um die Ecke dahinter steht eine Schatzkiste für die Jüngsten, gefüllt mit Schokoladentalern. Es ist also ein Museum für alle Generationen geworden.
Im Kornboden wurde früher das geerntete Getreide gelagert. Deshalb ist es ein stabiler Fachwerkbau mit dicken Balken, aber auch geringerer Kopfhöhe. Weswegen Besuchern am Eingang Helme zum Schutz vor Beulen am Kopf ausgegeben werden.
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Erinnert wird im Museum an vergangene Einrichtungen im Dorf, vom Arzt, Apotheker, Schlachter, Böttcher bis zum Tischler. Zu jedem Ausstellungsstück können Beate und Udo Fischer ihre kleine Geschichte erzählen. Etwa von den drei Butterfässern, die sie von weither in Stade abgeholt haben. Manches haben sie übers Internet oder auf Flohmärkten erstanden, vieles ist von Leuten aus Hessen und Umgebung gespendet. Udo Fischer kommt als selbstständiger Handwerker viel herum, so hat sich die Kunde vom Museum und die damit verbundene Sammelleidenschaft verbreitet.
Museum bei Osterwieck zeigt alte Landwirtschafttechnik
Alte Landwirtschaftsgeräte berichten von der schweren Ackerarbeit früher. Im Lager warten dafür noch zwei große Pferdewagen auf einen Platz oben in der Ausstellung. Durch den Besuch in Zilly, wo derartige Wagen sogar ganz oben im alten Palasgebäude stehen, wissen sie nun, wie man diese die Etagen hochbekommt. Auseinanderbauen, die Einzelteile hochtragen und wieder zusammenfügen.


Das Museum hat keine regelmäßigen Öffnungszeiten. Manchmal in der heißen Jahreszeit stellt sich Beate Fischer mit einem Eiswagen ans Tor zur Bundesstraße und macht so auf den Kornboden aufmerksam. Bisher haben Fischers ihr Bollwerk zu jährlich zwei größeren Anlässen präsentiert. Zum einen beim bundesweiten Tag des offenen Denkmals, bei dem nebenan auch das Schloss geöffnet ist. Zum anderen haben sie selbst ein Erntedankfest veranstaltet. Dieses Jahr sind die Termine dafür am 14. und 27. September. Dabei schwärmen sie noch vom Erntedankfest im vorigen Jahr. „Das war sehr gut besucht.“ Streicheltiere waren dabei. Und der Hessener Pfarrer hat eine Andacht gehalten.
Auch wenn das Museum eine ganz private Initiative ist, sitzen Fischers mit am Tisch, wenn in Hessen die Vereine ihre jährlichen Veranstaltungstermine abstimmen. Von Vereinen haben sie auch schon Exponate bekommen. So vom Schlossverein historische Gewänder und vom Volleyballverein Pokale. Von Rosemarie Seetge und Joachim Peters stammen zwei Wandtafeln mit der Übersicht, welche Geschäfte und Höfe es vor 90 Jahren im Dorf gab.Ihren Hof in Pabstorf (Huy) haben Jessica Lange und ihr Mann Michael Perkuhn schon eine Weile: Nun erweitern sie ihr Angebot um eine Blumenecke. Dabei hatten sie zuerst ganz andere Pläne.
Vor zwei Jahren noch hatte Udo Fischer die Zwischentür oben im Kornboden möglichst geschlossen gehalten, um für die weiteren Arbeiten nicht den Mut zu verlieren angesichts der unendlich erscheinenden Weite dahinter. Jetzt ist diese Weite schon zu zwei Dritteln ausgefüllt. Aber es gibt auch noch zweieinhalb Geschosse darüber. „Das reicht noch für drei Leben“, sagt der Hessener.