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OB-Wahl Chefposition klar im Visier

Daniel Szarata (CDU) will Halberstadts neuer Oberbürgermeister werden. Er stellt sich neben fünf anderen Kandidaten am 5. Juli der Wahl.

Von Sabine Scholz 22.06.2020, 08:00

Halberstadt l „Ich habe damals festgestellt, ich muss noch mehr arbeiten.“ Daniel Szarata will Oberbürgermeister Halberstadts werden, beim ersten Anlauf vor sieben Jahren konnte der heute 37-Jährige gut 34 Prozent der Wähler für sich gewinnen. Inzwischen habe er nicht nur viel auf politischer Ebene gearbeitet, sagt der Halberstädter. Er hat viele neue Erfahrungen gesammelt, noch immer viele Ideen, wie es gelingen kann, Halberstadt nach vorn zu bringen. „Die Lust ist da, ich glaube, da geht ganz viel. Und ich will, dass diese Stadt wieder großartig wird.“

2013 nicht gewonnen zu haben, sei eine schmerzhafte Erfahrung gewesen, gibt Daniel Szarata zu. Aber er habe nie daran gedacht, aufzustecken. Er analysierte, fragte nach, stellte sich immer wieder dem Gespräch mit den Bürgern. „Wir hatten nach 2013 ja immer wieder andere Wahlen“. 2014 zum Stadtrat, 2016 zum Landtag, 2019 wieder Stadtrat und nun erneut Oberbürgermeisterwahlen. „Ich glaube, viele dachten damals, ich will alles in Schutt und Asche legen, wenn ich gewählt werde. Aber das wollte ich nie und will es auch jetzt nicht. Aber vielleicht war ich damals einfach zu forsch.“

In die vergangenen sieben Jahre fallen zudem Entscheidungen, auf die er hörbar stolz ist. 2014 hat er geheiratet, eine Frau, die an seiner Seite steht, die die zeitraubende Arbeit akzeptiert, die vielen Termine außer Haus. Seine Frau wisse, was auf ihn zukomme, sollte er diesmal die Mehrheit der Halberstädter Wähler davon überzeugen können, ihn als Oberbürgermeister haben zu wollen. „Sie trägt das alles mit“, sagt Daniel Szarata, „es funktioniert gut“.

Und noch etwas hat er erfahren, das ihn ganz anders prägt, ihn auch erdet. Die Geburt seiner Tochter vor vier Jahren. Sich für ein Kind zu entscheiden, sagt der Landtagsabgeordnete, sei etwas völlig anderes als Politik. „Es ist ganz wichtig für mich. Meine Tochter interessiert Politik einfach Null. Kinder haben so ein herrliches Selbstverständnis von sich und der Welt“, sagt er lachend.

Auch wenn die Wahlniederlage schmerzlich war, die Zeit seither will Szarata nicht missen. „Man bekommt einen besseren Blick dafür, was realistisch kurzfristig umsetzbar ist und was langfristig.“ Was nicht bedeute, dass er nicht mit vielen Ideen in diesen Wahlkampf gehe, was sich ändern müsste, damit Halberstadt eine saubere und sichere Stadt ist, eine selbstbewusste Kreisstadt, eine Stadt, auf die die Einwohner in der Stadt und in den Ortsteilen stolz sind. Neben optimal ausgestatteten Kindertagesstätten und Schulen, gestärkten Vereinen und mehr Würdigung des Ehrenamtes, mit zukunftsfähigen Kleingartensparten und attraktiven Jobs in Firmen unterschiedlichster Branchen.

Ihn stört, sagt der unter anderem im Halberstädter Lions-Club aktive Szarata, dass oft zu schnell nach mehr Geld gerufen werde. „Wir müssen aufhören zu jammern und endlich anfangen, zu arbeiten.“ So müsse man, wenn das Geld nicht reiche, erstmal selbst schauen, ob man nicht noch etwas umschichten kann, und dann nochmal und erst dann nach mehr Zuwendungen vom Land rufen. Die Frage sei, sagt Szarata, ob nicht grundsätzlich etwas schief laufe. Die Kommune müsse anders arbeiten und mehr aus dem machen, was vorhanden ist. Und nicht immer sei alles vom Geld abhängig, sagt der Christdemokrat, der seine ersten politischen Erfahrungen im Halberstädter Jugendparlament sammelte, das er sehr gerne wiederbelebt wüsste.

„Wer leere Taschen hat, hat ja noch die Hose. Wir haben viel in Halberstadt, mit dem wir wuchern können“, so Szarata. Und nennt dabei nicht nur die Kulturschätze, sondern zum Beispiel die Straßenbahn. „Was wäre“, sagt er, „wenn wir nach einem Unternehmen suchen, das sich mit Oberleitungsbau befasst? In Deutschland werden Teststrecken gesucht, um Lkw mit Oberleitungsstrom fahren zu lassen. Zwischen den Straßenbahnen könnte hier so ein Unternehmen doch seine Versuchsreihen machen und wir würden zum Oberleitungszentrum in Deutschland.“ Natürlich sei das erstmal nur eine Idee, aber ohne kreative Ideen werde es nicht vorangehen, ist der Landtagsabgeordnete überzeugt.

Dass die Stadt ihn vielleicht mehr im Landtag brauchen könne, davon ist er nicht ganz so überzeugt, auch wenn er mit 14 beschlossen hatte, Landtagsabgeordneter werden zu wollen. „Das bin ich ja tatsächlich geworden. Aber noch lieber wäre ich Oberbürgermeister unseres schönen Halberstadts“, sagt Szarata. Die Arbeit im Landtag ist wichtig, aber oft nicht so konkret wie hier vor Ort. Er nennt ein Beispiel. Das neue Personalvertretungsgesetz hat viel Vorbereitungszeit, viele Diskussionen und Anhörungen gebraucht, ehe es beschlossen werden konnte. „Zweifellos ein wichtiges Gesetz, aber den Bürger interessiert das erst, wenn er selbst mal seine Personalvertretung im Betrieb braucht.“ Ähnlich sei es mit der Finanzausstattung der Kommunen. Denn das Geld werde vor Ort ausgeben, hier wird gebaut, werden Projekte umgesetzt. Genau diese konkrete Arbeit reize ihn, auch wenn die Arbeit im Landtag nicht weniger abwechslungsreich sei.

Daniel Szarata ist finanzpolitischer Sprecher seiner Fraktion, hatte auch in seinen Projektstellen nach dem Studium immer mit Finanzen zu tun. Lachend berichtet er, dass er als Kind unbedingt Bankdirektor werden wollte. „Das Thema Finanzen lässt mich irgendwie nicht los.“

Dass ein Oberbürgermeister aber nicht nur die Stadtfinanzen im Blick haben muss, weiß Daniel Szarata, sein Wahlprogramm führt 15 Punkte auf, die ihm wichtig sind. Eines steht nicht drin – wie will er die Verwaltung führen? Er habe selbst sehr unterschiedliche Chefs erlebt, sagt er. Für ihn sei wichtig, klare Entscheidungen zu treffen, aber die müssten mit Argumenten untersetzt, nachvollziehbar sein. Motivation entstehe aus Verständnis füreinander und aus dem Bestreben, gemeinsam die Stadt voranzubringen. Das gelte auch im Zusammenspiel mit dem Stadtrat. „Natürlich hat eine Verwaltung vier bis sechs Wochen Zeit, eine Anfrage zu beantworten. Aber muss ich diese Spanne immer ausreizen? Es ist doch so: der Oberbürgermeister ist Chef der Verwaltung und Chef des Oberbürgermeisters ist der Stadtrat. Die müssen uns gut finden, dann lässt sich viel bewegen.“