Straßenbau Osterwiecker Ortsteil ist kein geteiltes Dorf mehr
Hinter den Wülperödern liegt eine entbehrungsreiche Zeit. Doch nun ist ihre neue Eckergrabenbrücke fertig. Nicht vergleichbar mit dem alten, schmalen Bauwerk aus Urzeiten.

WÜLPERODE. - Monatelang mussten Wülperöder, die mit dem Auto von einer Seite der Brücke auf die andere fahren wollten, acht Kilometer Umweg unter ihre Räder nehmen. Es gab wirklich keinen Schleichweg im Dorf. Nur Fußgänger konnten eine schmale Holzbrücke nutzen.
„Wir hatten Ossis und Wessis“, meinte ein Wülperöder zur Freigabe des neuen Brückenbauwerks augenzwinkernd. Da die meisten Einwohner westwärts in Niedersachsen arbeiten und einkaufen, aber nur die wenigsten westlich der Brücke wohnen, wurden dort entsprechend viele Autos geparkt.
Diese harte Phase lag zeitlich vor allem im vergangenen Jahr. Anfang März 2024 begann das Bauvorhaben auf der Kreisstraße mit zunächst vorbereitenden Arbeiten. Zum Jahresende war das neue Bauwerk befahrbar, musste im Winter aber für weitere Arbeiten nochmals einige Wochen gesperrt werden. Selbst als die Wülperöder Anfang April ein Fest anlässlich der nun dauerhaft freien Brücke feierten, war sie nicht ganz fertig gewesen. Noch vorige Woche wurde am Geländer gearbeitet.
Der Landkreis Harz war in dieser Gemeinschaftsmaßnahme federführend tätig. Eine Million Euro stellte er für das Bauwerk sowie 100 Meter ausgebaute Straßenlänge bereit. Die Stadt Osterwieck beteiligte sich mit knapp 130.000 Euro für Gehwege, Regenentwässerung und Straßenbeleuchtung. Der Trink- und Abwasserzweckverband Vorharz verlegte 36 Meter Trink- und Abwasserleitungen um.
Für den Landkreis Harz war diese Eckergrabenbrücke ein bedeutendes Projekt. Hat der Landkreis doch nach Auskunft des zuständigen Amtsleiters Dirk Mathe jährlich nur zweieinhalb Millionen Euro für Investitionen in seine 387 Kilometer Kreisstraßen zur Verfügung.
Was auch der Grund dafür ist, dass das Wülperöder Vorhaben mehrmals verschoben worden war. Schon für das Jahr 2019 war es bereits in Aussicht gestellt worden.
Eine Schwierigkeit habe in dem schiefwinkligen Bauwerk bestanden, war vor Ort zu erfahren. Das Gewicht der Brücke wird von etwa 80 tief in den Untergrund gegossenen Betonpfählen getragen.
Umso größer ist die Freude, dass der Neubau nun Wirklichkeit geworden ist. Im Volksmund wird schon vom „Blauen Wunder“ gesprochen. Aber nicht weil jetzt ein Wunder geschehen ist, sondern wegen des blauen Geländers, also in Anlehnung an die bekannte Elbebrücke in Dresden.
Landrat Thomas Balcerowski (CDU) und Osterwiecks Bürgermeister Dirk Heinemann (SPD) attestierten den Bauschaffenden der Firma Kutter HTS aus Helbra eine sehr gute Arbeit. Auf Wünsche der Anwohner sei schnell und unbürokratisch eingegangen worden. Heinemann hofft, dass die neue Brücke genauso lange stabil hält wie die alte. Diese war nach seinen Angaben 1904 gebaut worden, 1945 habe sie sogar die Überfahrt von amerikanischen Panzern ausgehalten. „Wir haben hier sogar erlebt, dass sich ohne Baumaßnahme der Zustand einer Brücke verbessern kann“, ließ der Bürgermeister noch eine Spitze los. Denn nach der Wende war sie auf sechs Tonnen beschränkt gewesen und dann plötzlich für 30 Tonnen frei.
Hier im westlichsten Teil Sachsen-Anhalts, wo der Landrat übrigens zum ersten Mal weilte, ist an den Kreisstraßen noch besonders viel Sanierungsstau. Angesichts des knappen Budgets hätten Gemeinschaftsmaßnahmen Priorität, erklärte Thomas Balcerowski. Hoffnung machte diesbezüglich sein Amtsleiter Dirk Mathe für die Ortsdurchfahrt Göddeckenrode. Deren Vorplanung sei fertig, jetzt folge die Entwurfsplanung. Bauen aber nicht vor 2028.
