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  7. Ottonische Handschriften sind prachtvoll bebildert

Vortrag von Domkustos Thomas Labusiak bereitet interessiertes Publikum auf neue Sonderausstellung im Dom vor Ottonische Handschriften sind prachtvoll bebildert

Von Renate Petrahn 25.06.2013, 01:13

Halberstadt l Im Vorfeld der Handschriftenausstellung des Halberstädter Domschatzes führte Dr. Thomas Labusiak in sein wissenschaftliches Spezialgebiet ein.

In einem ebenso informativen wie unterhaltsamen Abendvortrag "Purpur, Gold und Gottes Wort" in der Winterkirche widmete sich Labusiak der ottonischen Buchmalerei zwischen 919 bis gegen Ende des 11. Jahrhunderts.

Mit Gold, Edelsteinen und Elfenbeinreliefs verzierten die Mönche in den sogenannten Skriptorien der Klöster den kunstvoll gearbeiteten Prunkeinband ihrer Handschriften. Mit minutiös gezeichneten und in leuchtenden Farben und Gold illuminierten Miniaturen und Schriften gestalteten sie nicht minder eindrucksvoll die beidseitig beschriebenen Pergamentseiten der Bilderhandschriften, die von den weltlichen Herrschern und der hohen Geistlichkeit in Auftrag gegeben wurden.

Zu den besonderen Eigenschaften der ottonischen Buchmalerei gehören die großartigen Herrscherbilder, sämtlich in Purpur gehalten, sagte Thomas Labusiak. Sie verbinden das Sakrale mit dem Weltlichen und manifestieren die Heiligkeit des Kaisertums. Nach einem kurzen Exkurs in den inhaltlichen Aufbau der Bilderhandschriften entsprechend ihrer Funktion für den liturgischen Ablauf des Gottesdienstes (Evangeliar, Evangelistar, Perikopenbuch), stellte der Kustos der Domschätze Halberstadt und Quedlinburg einige der erhaltenen Handschriften vor. Die gehören zu den großartigsten künstlerischen Zeugnissen dieser Epoche. Beim bloßen Anschauen auf der Leinwand nimmt ihre Schönheit dem Betrachter den Atem. Unter anderem würdigte er detailliert die weltberühmten Prachtcodices von der Insel Reichenau, deren Kloster unter Otto III. und Heinrich II. zur kaiserlichen Werkstatt wurde. Unter anderem stellte er mit dem Gero-Codex die älteste der mittelalterlichen Handschriften vor, die der Buchmalerschule des Klosters Reichenau zugeschrieben werden kann. Sie wurde 969 für den Kölner Erzbischof Gero angefertigt. Nicht weniger beeindruckend die Darlegungen zum Evangeliar Ottos III. oder zum Perikopenbuch Heinrichs II..

Ein bedeutendes Skriptorium bestand unter Erzbischof Egbert von Trier erzählte der Spezialist. Hier wirkte der Meister des "Registrum Gregorii", einer der herausragendsten Buchmaler der ottonischen Buchmalerei. Labusiak stellte diesen mit dem eindrucksvollen und bei aller Ehrfurcht witzigen Gregorblatt vor, auf dem der Künstler zeigt, wie Papst Gregor ebenso wie die Evangelisten vom Heiligen Geist inspiriert wird. Wie überhaupt das Evangelistenbild ebenso wie die Selbstdarstellung der Auftragsgeber - ob Bischof oder König bzw. Kaiser - zentrale Bildmotive in der Ottonenzeit waren. Interessant auch die Ausführungen Labusiaks zu karolingischen und byzantinischen Einflüssen auf die Bildmalerei in der Ottonenzeit.

Im Halberstädter Domschatz zählen die mittelalterlichen Handschriften zu den versteckten Kostbarkeiten. Vom 26. Juli bis zum 3. November wird sich das ändern: In der Sonderausstellung "Purpur, Gold und Gottes Wort" werden etwa zehn der handgeschriebenen Schätze im Domschatz gezeigt, die meisten davon erstmalig.