Regionalverband der Brieftaubenzüchter zeigt die besten "Rennpferde des kleinen Mannes" Preise für die schönste und die schnellste Brieftaube
Die "Crème de la crème" des Brieftaubensports war am Wochenende in der Schackensleber Prokonhalle zu sehen. Der Regionalverband Magdeburg hatte zur großen Leistungsschau seiner 1000 Mitglieder von Quedlinburg bis Uelzen eingeladen.
Schackensleben l Das Ruhrgebiet ist heute die Hochburg der "Rennpferde des kleinen Mannes". "Doch die Wiege unseres über 150 Jahre alten Brieftaubensports liegt in Mitteldeutschland", versichert Günther Thamm, der stellvertretende Vorsitzende des Regionalverbandes Magdeburg, der am Wochenende die besten Brieftaubenzüchter aus dem nördlichen Sachsen-Anhalt bei der großen Leistungsschau in der Prokonhalle auszeichnete.
In sieben Leistungsklassen wurden die sportlichsten Tauben (siehe Kasten) und in einer Kür die schönsten Tauben prämiert. Die schönste weibliche und die schönste männliche Taube 2013 gehören Günther Voigt von der Reisevereinigung Gardelegen. Regionalverbandsmeister, einem Titel der nach einem speziellen Wertungsmodus ermittelt wird, wurde Fred Müller von der "Reisevereinigung" Oschersleben-Wanzleben.
Reisevereinigungen sind die Regionalgruppen, die sich im Regionalverband Magdeburg zusammengeschlossen haben. Gemeinsam reisen die Mitglieder einer oder mehrerer Reisenvereinigungen zum Auflassort, der bis zu 600 Kilometer weit entfernt vom heimischen Schlag liegt. Bei "Nationalflügen" gehen mehr als 10000 Tauben in die Luft. Vom Auflassort fliegen die "Rennpferde der Lüfte" in einem leichten Linksbogen nach Hause, was wahrscheinlich mit der Erdachsenkrümmung und dem Magentfeld der Erde zusammenhängt. Was den Tauben Orientierung gibt, das ist bis heute noch nicht komplett erforscht. "Fest steht, die Tiere orientieren sich an der Sonne und reagieren auf die Erd- anziehungskraft. Etwas in ihrem Kopf lässt sie auf Magentfelder reagieren. Sie könnten sogar mit verbunden Augen den Weg finden, haben wissenschaftliche Forschungen ergeben", berichtet Günther Thamm.
Starkstromleitungen, Radarstationen und Funkmasten erschweren die Orientierung, aufgrund ihrer elektromagnetischen Strahlung. Auch lärmende, rotierende Windräder können Brieftauben zum Verhängnis werden. Natürliche Feinde wie Raubvögel setzen den Tauben zu. Mit Windunterstützung bringen es die Tiere auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 100 Stundenkilometern, gegen den Wind sind es 60 bis 70 Stundenkilometer. Neben dem Wind haben auch Nebel, zu umfliegende Hindernisse und Regen Einfluss auf die Flugzeit, für die sogenannte "Ass"-Punkte (Zeit-Punkte) vergeben werden.
"Der Augenblick der Ankunft meiner Brieftauben ist für mich das Schönste an diesem Hobby."
Günther Thamm, stellvertretender Vorsitzender des Regionalverbandes der Brieftaubenzüchter Magdeburg
Ein Oberflugleiter behält vom Aufbruch aus heimischen Gefilden an bis zum Flug die Fäden in der Hand, kontrollierte die Wetterlage über Satellit. Die Ankunft im heimischen Schlag wird im digitalen Zeitalter elektronisch erfasst. "Ein bis zwei Prozent kehren wegen der geschilderten Gefahren und Beeinflussungen nicht zurück, einige werden uns gemeldet und von uns persönlich abgeholt. Aber wenn zehn Prozent der Tiere nicht zu Hause ankommen, dann hat es wirklich gravierende Einflüsse gegeben", unterstricht Günther Thamm.
"Der Augenblick der Ankunft meiner Brieftauben ist für mich das Schönste an diesem Hobby", schwärmt Günther Thamm. "Dieses Gefühl ist der Lohn für die vielen Mühen", ergänzt der Schackens- leber Willi Hermecke, der Vorsitzende der Reisevereinigung Haldensleben, die am Wochenende die Leistungsschau in der Prokonhalle ausgerichtet hat. An gleicher Stelle ist Mitte Januar die Leistungsschau der Reisevereinigung Haldens- leben zu erleben. Dann werden die besten Brieftaubenfreunde aus dem Altkreis Haldensleben gekrönt.