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Weitere Naturschutz-Arbeiten werden im September im Ortschaftsrat Hundisburg vorgestellt Pro und contra Trockenrasen im Olbetal

Von Marita Bullmann 27.04.2012, 05:19

Um Akzeptanz für die Naturschutzmaßnahmen im Olbetal hat Naturschutz-Sachgebietsleiterin Katrin Windel bei einer Ortsbegehung am Mittwochabend geworben. Weitere Arbeiten für den nächsten Winter sollen im September im Ortschaftsrat vorgestellt werden.

Hundisburg l Mehr als 20 Hundisburger stellten sich am Mittwoch an der Brücke im Olbetal an der Räuberhöhle ein, um zu hören, was es mit den Naturschutzarbeiten in dieser Region auf sich hat. Und Katrin Windel, Sachgebietsleiterin in der Unteren Naturschutzbehörde, sowie Kreis-Umweltamtsleiter Dieter Torka mussten sich viel Unmut anhören.

Es gehe um Halbtrockenrasen und Trockenrasen im Olbe- und Bebertal bis hin nach Bebertal, erläuterte Katrin Windel. Diese Trockenrasengebiete bieten speziellen Pflanzen- und Tierarten Lebensraum. Das Naturschutzprojekt habe schon vor mehr als einem Jahr begonnen. Im Winter 2010/11 gab es die ersten so genannten "Entbuschungsmaßnahmen", die seien aber wahrscheinlich nicht so aufgefallen. Da diese Arbeiten gut gelaufen waren, hatte die Untere Naturschutzbehörde in Abstimmung mit der Oberen Naturschutzbehörde und dem Naturschutzbeirat des Landkreises einen Folgeantrag gestellt.

"In erster Linie geht es um Entbuschungsmaßnahmen im Olbetal und die Sanierung der Steinbrüche", versicherte Katrin Windel. Bäume und Sträucher werfen Schatten auf den Trockenrasen und beeinträchtigen damit die ursprüngliche Vegetation. Alle Maßnahmen seien mit den Eigentümern, den Landwirten, Ornithologen und Naturschutzbeirat abgestimmt und in der Stadtverwaltung vorgestellt worden.

"Der Ortschaftsrat Hundisburg wurde nicht einbezogen", monierte Heinrich Enkelmann (Die Linke) aus dem Ortschaftsrat. Er beklagte die "ungenügende Transparenz" der Vorhaben. Dem stimmte Umweltamtsleiter Dieter Torka zu: "Wir haben das Projekt den Nutzern, den Eigentümern und in der Stadt vorgestellt, wir hätten auch auf den Ortschaftsrat zugehen können."

Die Arbeiten im vergangenen Winter wurden Ende Februar beendet. Erst im Herbst würde es damit weitergehen, erläuterte Katrin Windel. Sie sicherte zu, dass sie im September im Ortschaftsrat über die geplanten Arbeiten informieren wird.

Der Hundisburger Dirk Lietz wollte wissen, weshalb die Bäume rings um den Wernerteich abgeholzt wurden. Das Gewässer war verschlammt und von den Bäumen total beschattet, entgegnete Katrin Windel. Auch die anderen Flächen wurden freigelegt, damit Adonisröschen und andere typische Trockenrasenpflanzen sich entwickeln können. Der Tier- und Pflanzenbestand sei kartiert. Dass dort ein Baumfalkenpaar gebrütet habe, sei ihr nicht bekannt, bedauerte die Sachgebietsleiterin.

Wie Dorothea Eggert beklagten mehrere Hundisburger, dass sie jetzt kahle Stellen sehen, wenn sie im Olbetal spazieren gehen. Es stehe kein Baum mehr, bedauerte auch Steffen Dürrmann. "Die Natur hatte sich was zurückgeholt", stellte er fest. "Warum greifen wir jetzt in die Natur ein?" Dürrmann wollte zudem den wirtschaftlichen Nutzen wissen.

Ein wirtschaftlicher Nutzen sei für das Projekt, das rund 480000 Euro kostet, schwer zu erklären, entgegnete Katrin Windel. Hier handele es sich um ein europäisches Schutzgebiet, das nicht nur für den Landkreis Bedeutung hat. Und die Naturschutzbehörde des Landkreises sei verpflichtet, so seltene Lebensraumtypen zu erhalten.

Sie gab zu, dass die Maßnahmen teilweise sehr rigoros ausgefallen sind. Aber: "In einem halben Jahr sieht das schon ganz anders aus." Aus ihrer Erfahrung heraus machte sie auch deutlich, dass die Arbeiten nur Sinn machen, wenn sie konsequent umgesetzt werden, sonst sei in einem Jahr alles wieder zugewachsen. "Unser Ziel ist die durchgängige Beweidung", erklärte sie. Schafe sollten eine nachhaltige Nutzung sichern.

Leider gibt es keine Schäfer mehr, die weiden, entgegnete die Sachgebietsleiterin auf einen Hinweis von Heinrich Enkelmann. Der hatte eingewandt, dass die Schäfer die Tiere heute nur noch pferchen. Die Pferchflächen seien hinterher manchmal schwarz von Schafkot. "Wie werden die Schäfer eingewiesen und kontrolliert?", wollte er wissen. Schäfer überhaupt zu finden, sei schon schwierig, stellte Katrin Windel fest. "Sie bekommen von uns keine Entschädigung", räumte sie die Meinung aus, dass dafür Fördermittel zur Verfügung stehen.

Und sie machte auch keinen Hehl daraus, dass einige Tiere, die im Olbetal leben, wegen der Maßnahmen ihren Lebensraum verlagern müssen. Die Lebensgrundlage werde ihnen in dieser Region aber nicht entzogen, stellte sie fest.