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Projekte DRK investiert in Nachwuchs

Der DRK-Kreisverband hat viel in das Kinderheim Anderbeck investiert. Der Vorstand erinnert an die Anfänge.

Von Ramona Adelsberger 11.02.2019, 06:00

Anderbeck l „Wir sehen uns als Reparaturbrigade für die gesellschaftlichen Verhältnisse“, Michael Funke findet deutliche Worte, wenn er über die Bedeutung der Arbeit in den Kinderheimen spricht, für die er verantwortlich ist. Für ihn sei die Tatsache, dass der Bedarf an stationären Plätzen in Kinderheimen steigt, ein großes Politikum.

Der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Quedlinburg-Halberstadt hat sich, gemeinsam mit seinem Vorsitzenden Henning Rühe mit Heimleiter Sven Borchert und Doris Biewendt, Leiterin der Tagespflege, im Landkinderheim Anderbeck getroffen.

Insgesamt zwei Kinderheime befinden sich heute unter dem Dach des DRK-Kreisverbandes: Anderbeck und Friedrichsbrunn. Bis 1996 gehörte das Anderbecker Heim zum DRK-Kreisverband Halberstadt, nach dessen Insolvenz kaufte der Landkreis Halberstadt, das Heim aus der Insolvenzmasse auf.

„Wir haben dem alten Landkreis Halberstadt viel zu verdanken“, betont Funke. Der damalige Landrat war Henning Rühe, bis heute engagierter Vorsitzende des DRK-Kreisverbandes. Nachdem Quedlinburg und Halberstadt fusionierten, konnte der neue Kreisverband das Kinderheim erwerben.

„Nur durch das Engagement unserer damaligen Mitarbeiter, die in der kritischen Zeit der Insolvenz auf die Hälfte ihres Gehaltes verzichtet haben, konnten wir das Heim weiterführen“, erinnert sich Funke. Auch die damaligen Leiterin Rosemarie Behrmann habe sich persönlich sehr für das Heim und dessen Erhalt eingesetzt.

Doris Biewendt gehört seit 31 Jahren zum Personal des Kinderheims in Anderbeck und hat diese damals recht turbulente Zeit hautnah miterlebt. „Wir haben mit sechs Kindern neu begonnen.“ Heute leitet Doris Biewendt die Tagesgruppe, in der zehn Mädchen und Jungen täglich nach der Schule betreut werden.

Seit 2018 ist Sven Borchert der Leiter des Landkinderheimes in Anderbeck. Der 37-Jährige ist übrigens Seiteneinsteiger. Als gelernter Tischler, der zeitweise sogar in Berlin gelebt hat, sieht er sich selbst als Rückkehrer in den Harzkreis. Das war 2011. Eher zufällig sei er auf das Kinderheim in Anderbeck aufmerksam geworden, habe begonnen, hier zu arbeiten und sich entsprechend qualifiziert. Heute liegt das Wohl der insgesamt 22 Kinder im Alter von sechs bis 17 Jahren in der Verantwortung von Sven Borchert und seinem Team. Mit seiner eigenen Biografie will Borchert Interessierte ermutigen, sich, auch wenn sie aus artfremden Berufen kommen, im Kinderheim zu bewerben.

Vor beinahe 70 Jahren wurde das Landkinderheim für Waisen und Flüchtlingskinder gegründet. „Heute haben wir keine Waisenkinder mehr, sondern wir erleben das Phänomen der Erziehungsunwilligkeit“, sagt Michael Funke. „Daher arbeiten wir sehr eng mit Eltern und Familien unserer Kinder zusammen“, erklärt Heimleiter Borchert den päda- gogischen Ansatz im Heim. Das oberste Ziel sei stets, die Kinder in die Familien rückzuführen.

Unter dem Dach des DRK-Kreisverbandes befinden sich die beiden Kinderheime, eine Kinderkrippe, Pflegeheime im Altkreis Quedlinburg, Ambulante Pflegedienste in Halberstadt, Harzgerode und Quedlinburg sowie Objekte für Betreutes Wohnen in der Ortslage Quedlinburg. Insgesamt sind 430 Mitarbeiter beschäftigt. „Inzwischen ist es immer schwieriger, geeignetes Personal zu finden“, erklärt Michael Funke. Vielversprechend sei ein Projekt, das gezielt junge Frauen in Vietnam für eine Ausbildung und einen dauerhaften Job als Altenpfleger anwirbt. „Die ersten sind schon da.“

Etwas wehmütig werden Michael Funke und Henning Rühe gleichermaßen, wenn die Sprache auf das gescheiterte Objekt in Aderstedt kommt. „Wir wollten im idyllischen Aderstedt ein Seniorenzentrum errichten.“ Mit der Insolvenz des DRK Halberstadt sei das Ganze jedoch grandios gescheitert. Heute ist das Aderstedter Schloss eine Investruine und gleicht einem Trauerspiel.

Mit staatlicher Unterstützung könnte das Projekt dennoch zu Ende gebracht werden, betont Geschäftsführer Funke mit einem klaren Appell an die Politik. „Wir wären bereit.“