Flüchtlinge Protestbrief an Minister Möllring
In Ilsenburg gibt es Gerüchte, dass das Waldhotel Flüchtlingsunterkunft werden könnte. Verwaltung und Tourismus GmbH protestieren dagegen.
Ilsenburg l In der Stadt Ilsenburg rumort es. Es halten sich hartnäckig Gerüchte, nach denen dem Land das Waldhotel im Ilsetal zur Unterbringung von Flüchtlingen angeboten worden sein soll. „Die Information habe ich aus politischen Kreisen erhalten und bin sofort ins Waldhotel gefahren. Dort hat mir Herr Doepelheuer vom Hotel bestätigt, dass ihm ein Mietvertrag von einer Liegenschaftsstelle des Landes vorliegt“, sagte Bürgermeister Denis Loeffke (CDU) auf Volksstimme-Anfrage. Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) sei deshalb am Dienstag beim Nationalpark-Besuch ein Protestbrief übergeben wurden, der von Bürgermeister Loeffke und von Angelika Lucht als Geschäftsführerin der Tourismus GmbH Ilsenburg unterzeichnet worden ist.
Zum einen befürchten die beiden Unterzeichner Nachteile bei der touristischen Entwicklung des Ilsetals. Allein zum Zeitpunkt des Ministerbesuchs ist eine rege Investitionstätigkeit im Ilsetal unübersehbar. Die im Bau befindlichen Chalets am Ilse-Wehr, der Ausbau des Zanthier-Hauses, der Neubau von Ferienwohnungen im Bereich des alten Nexö-Heimes und auch die städtischen Investitionen wie Wasserspielplatz und Disc-Golf-Parcours zählen dazu.
Auch bereits bestehende Hotels im Ilsetal, so heißt es im Schreiben an Möllring, befürchten einen drastischen Umsatzrückgang, wenn das Waldhotel zur Flüchtlingsunterkunft werden sollte. Eine Unternehmerin, so heißt es in dem Schreiben, sehe sich bereits in ihrer Existenz bedroht. Wörtlich heißt es in den Brief an Möllring: „Die Tourismus GmbH Ilsenburg mit seinen Gesellschaftern protestiert auf das Schärfste gegen die geplante Unterbringung und die unabsehbaren Konsequenzen der Unterbringung von Flüchtlingen am Standort Waldhotel.“
Neben den wirtschaftlichen Aspekten verweisen die beiden Unterzeichner auf Sicherheitsbedenken. „Ich erinnere nur an den riesigen Stein, der vor einigen Jahren vom Hang rollte und nicht unerheblichen Schaden am Waldhotel verursachte“, sagt Denis Loeffke. Dies habe sich in der Region herumgesprochen. „Sollte allerdings jemand den Gedanken haben, dort Böses anzurichten, wäre das als nicht beherrschbares Sicherheitsrisiko zu betrachten“, heiß es in dem Möllring-Brief.
Sowohl Denis Loeffke als auch Angelika Lucht sprechen sich nicht generell gegen Flüchtlingsunterkünfte in Ilsenburg aus. „Wir sind uns durchaus unserer Verantwortung bewusst, dass den Menschen aus den Kriegsgebieten geholfen werden muss“, sagen beide übereinstimmend. Deshalb werde im Stadtgebiet bereits nach leerstehenden Wohnungen gesucht. Angebote für etwa 40 Wohnungen gebe es bereits.
Im Waldhotel selbst hält man sich relativ bedeckt. Das Hotel, das laut Impressum auf der eigenen Internet-Seite einer „AOD Immobiliengesellschaft mbH, Sitz Ilsenburg“ gehört, wird von Constanze Kersten geleitet. Ihr Lebensgefährte Frank Doepelheuer fungiert nach eigenen Angaben als Berater.
Er bestätigt auf Anfrage, dass es schon länger beabsichtigt sei, das Hotel zu verkaufen und es keine Interessenten aus den eigenen Familien gebe. „Es gibt eine Vielzahl von Angeboten, darunter sind auch zwei Angebote von Ilsenburgern, aber auch einige ausländische Interessenten. Vielleicht gibt es Ende der Woche schon Näheres“, so Doepelheuer gestern der Volksstimme.
Die Frage, ob das Hotel dem Land als Flüchtlingsunterkunft angeboten worden sei, verneinte Doepelheuer. Das Land habe von sich aus im Juni oder Juli bei der Geschäftsführung des Waldhotels nachgefragt. „Wir hatten das Hotel als Verkaufsangebot in ein Internet-Portal eingestellt. Das wird man auch beim Land gelesen haben“, sagte Doepelheuer.
Fakten, die in der Landesregierung so nicht bestätigt werden. „Wir diskutieren grundsätzlich nur über Objekte, die uns angeboten werden. Nur so läuft die Sache“, heißt es dort. Und: Nach Recherchen der Volksstimme ist neben dem Waldhotel wohl auch das Altstadt-Hotel in Ilsenburg eine Unterbringungsoption. Eine, die dem Vernehmen nach gegenwärtig allerdings keine übermäßig große Priorität habe. In beiden Häusern sind zusammen rund 250 Plätze denkbar – das Land ist nach Volksstimme-Informationen gegenwärtig auf der Suche nach größeren Objekten.
Zu Fragen der Flüchtlingsproblematik hat sich Bürgermeister Loeffke am Montag mit den Vorsitzenden der drei Ratsfraktionen Karl Berke (CDU/Freie Wähler Drübeck), Wilfried Obermüller (SPD) und Eberhard Schröder (Die Linke/B 90/Grüne) abgestimmt.
Eberhard Schröder hat gegenüber der Volksstimme bestätigt, dass es vor allem bei den Sicherheitsbedenken am Waldhotel Einigkeit unter den politischen Kräften der Stadt gebe. Einigkeit bestehe aber auch darin, dass die Stadt ihren fairen, prozentualen Anteil bei der Bewältigung der Flüchtlingsproblematik tragen müsse und werde. „In dieser Angelegenheit ziehen Stadtrat und Verwaltung am selben Strang“, so Schröder.
SPD-Ratskollege Wilfried Obermüller sprach auch die Zukunft der jetzigen Waldhotel-Mitarbeiter an. „Was soll aus ihnen werden, wenn das Hotel vielleicht bald schließen sollte“, gab er zu bedenken.