Pusteblumen-Aus Ende eines Kapitels

In der Kindertagesstätte „Pusteblume“ in Athenstedt werden seit Kurzem keine Kinder mehr betreut. Das ist dem Elternwillen geschuldet.

Von Sabine Scholz 19.12.2019, 03:00

Athenstedt l Sie haben gekämpft, immer wieder. Nun die bittere Erkenntnis: Es hat nicht gereicht. Die Kindertagesstätte „Pusteblume“ in Athenstedt ist zu. Für immer.

„Wir haben zwar noch für das nächste Jahr die Betriebserlaubnis, könnten also die Einrichtung wieder öffnen. Aber das ist wohl illusorisch“, sagte ein sichtlich bewegter Ralf Barthel. Der Ortsbürgermeister (Buko) hatte zahlreiche Gäste zur Sondersitzung des Ortschaftsrates Athenstedt begrüßt, deren einziges Thema die Situation der Kita war.

Erst im Sommer hatten die Einwohner des Ortes Spenden für ein neues Spielgerät gesammelt. 3500 Euro gaben Bürger und Unternehmen, um eine Schaukel anzuschaffen. Väter und Großväter packten mit an, um die Schaukel abzuholen und aufzubauen. Initiiert hatte die Aktion die Mutter eines in der „Pusteblume“ betreuten Kindes, gemeinsam mit Ortsbürgermeister Ralf Barthel.

Der hatte noch Ende 2018 eine besondere Werbeaktion für die kleine Einrichtung gestartet. Denn es gibt zwar Platz für 20 Kinder, besucht wurde sie in den vergangenen Jahren aber von deutlich weniger Mädchen und Jungen. Einige Einwohner hatten ihre Kinder in anderen Einrichtungen angemeldet, weil sie zum Beispiel in Ströbeck arbeiten.

Athenstedt ist der kleinste Ortsteil Halberstadts, 314 Einwohner leben in dem Ort am Südhang des Huys. Der nahe Wald ist einmal in der Woche Ziel der Knirpse gewesen, naturnahe Angebote sollten Eltern überzeugen, ihr Kind in Athenstedt betreuen zu lassen. Es gab auch Überlegungen, einen Montessori-Kindergarten aus der Einrichtung zu machen, aber auch dazu war sie zu klein, berichtete Ralf Barthel. Also warb er, mit Unterstützung der Stadtmarketingchefin Nancy Schönknecht, auf unterschiedlichen Kanälen um die Gunst der Elternschaft.

Auf dem Papier standen am Ende zehn Betreuungsverträge, aber real waren meist nur fünf bis sieben Kinder da. Was dazu führte, dass manches Kind keinen Spielkameraden in seiner Altersgruppe hatte.

Unter anderem dieser Fakt habe die Eltern bewogen, ihre Kinder in anderen städtischen Einrichtungen anzumelden – in den Nachbarorten Aspen­stedt, Sargstedt und Ströbeck. Damit wären nur noch zwei Kinder in Aspenstedt geblieben, zu wenig für eine eigene Kindertagesstätte. „Seit dem 4. Dezember ist unsere Einrichtung geschlossen“, sagte Barthel. Damit geht ein weiteres Kapitel in der Dorfgeschichte zu Ende. Immerhin gab es seit 1932 einen Kindergarten in Athenstedt, seit 1992 befand sich dieser sich mitten im Ort, Am Mühlberg.

Weil es nur so wenige Kinder waren, hatte die Stadt als Träger zwei Teilzeitstellen für die Erzieherinnen eingerichtet. Andrea Bernicker leitete die „Pusteblume“ und das „Spatzennest“ in Aspenstedt in Personalunion, seit die Stadt die Aspenstedter Einrichtung auf Elternwunsch vom vorherigen Träger übernommen hatte. Sie und ihre Kollegin sind nun ganz nach Aspenstedt gewechselt, auch die Reinigungskraft, die in der „Pusteblume“ tätig war, ist dort mit im Einsatz. Im „Spatzennest“ werden aktuell 24 Mädchen und Jungen betreut, war von Abteilungsleiter Thomas Fahldieck zu erfahren, der ebenso wie der zuständige Fachbereichsleiter Peter Kuschel zur Ortschaftsratssitzung nach Athenstedt gekommen war.

„Wir hätten die Kita weiter betrieben“, sagte Kuschel, „aber der Elternwunsch ist ausschlaggebend, auch wenn das für den Ort eine bittere Entscheidung ist.“

Dass es mit der Schließung der „Pusteblume“ keine Probleme für die Angestellten gibt, ist ein kleiner Trost für Ortsbürgermeister Ralf Barthel. Aber nur ein kleiner. „In den vergangenen zehn Jahren gab es zwei Tiefschläge für mich“ sagte er. „die Eingemeindung und der Tag heute.“ Was aus der städtischen Immobilie wird, in der die Kita untergebracht war, damit werde man sich wohl erst ab dem kommenden Frühjahr befassen, teilte der Ortsbürgermeister mit.