Althaldensleber wirbt in Sachsen-Anhalt unentwegt und erfolgreich für sein Hobby - Schulungen bietet er ab März im gesamten Kreis Ralf Bertram: "Ohne Imkerei gibt es keine Bienen mehr"
Nur etwa ein Fünftel des heimischen Bedarfs an Honig wird auch in Deutschland produziert. Doch die Imkerei findet wieder mehr Anhänger. Ralf Bertram, der auf 150 Jahre Imker-Familientradition zurückblicken kann, wirbt unentwegt für sein Hobby - aktuell auch mit Schulungen.
Hundisburg l "Ohne Imker gibt es keine Bienen mehr", sagt Ralf Bertram. Dass sich Bienenvölker in hohlen Bäumen einnisten, funktioniere heute nicht mehr - wegen der Milben und anderer Umwelteinflüsse. Und ohne die Bienen sähe es traurig aus. Rund 85 Prozent der Erträge im Pflanzen- und Obstbau hängen von der Bestäubung ab.
Ralf Bertram wirbt für seine Überzeugung. Die Liebe zu den Bienen liegt ihm im Blut. Seit Generationen. Genau gesagt seit 150 Jahren. Sein Urgroßvater gehörte zu den Mitbegründern des Bienenzüchtervereins Hundisburg. Der Imkerverein Haldensleben trägt seinen Namen: Paul Koch. Ralf Bertram ist der Vorsitzende des Vereins und hat im vergangenen Jahr 13 neue Mitglieder aufgenommen, in diesem Jahr sind es bereits drei, und weitere Anmeldungen liegen vor. Damit liegt der Verein bei rund 50 Mitgliedern. Im Jahr 2000, als der Althaldensleber den Vorsitz übernahm, waren es noch 22. Und leider sind in diesen 12 Jahren 16 Imker verstorben. Doch die Überalterung ist gestoppt.
Die Neuen kommen aus der ganzen Region über Haldensleben hinaus, so auch aus Farsleben und aus dem alten Bördekreis, aus Belsdorf und Wefensleben. "Die meisten neuen Mitglieder sind vom Alter her so von 35 aufwärts", sagt Ralf Bertram. Auch seinen Enkel Leon hat er schon im Verein angemeldet. Der Knirps, der noch den Kindergarten besucht, sieht dem Opa häufig zu, wenn er bei seinen Bienen ist. Und er will auch schon helfen. Der Vereinsvorsitzende setzt auf Öffentlichkeitsarbeit. Bertram und Hartmut Trautvetter laden alljährlich zu Tagen der offenen Tür in ihre Imkereien ein. "Über 300 Besucher kamen 2011 in die Parkimkerei", erinnert sich Bertram. Hartmut Trautvetter stellt sich auch auf der regionalen Leistungsschau Hupe vor. Benjamin Hille ist einer der Neuen im Imkerverein, allerdings erst 14 Jahre alt. Sein Opa Eberhard Hille aus der Lutherstadt Wittenberg ist Imker, und bei den regelmäßigen Besuchen hat Benjamin ihm immer wieder bei seinem Hobby zugesehen und sich auch schon ein paar Stiche eingefangen. Als sich Benjamin vornahm, auch Imker zu werden, riet ihm sein Opa, sich einen Verein in der Nähe zu suchen. Und seine Eltern erzählten von der Parkimkerei. Da war der Hundisburger zwar in der 2. Klasse schon mal, dachte aber, das sei irgendwo im Wald gewesen. Also habe er mal hergeguckt, erinnert sich Benjamin. "Ralf hat mir gleich einen Stockmeißel in die Hand gegeben, und ich konnte mitarbeiten", erzählt er und seine Augen beginnen zu strahlen. "Und es ging auch ohne Stiche ab."
Das war vor knapp einem Jahr. Schon bald bekam Benjamin sein erstes Bienenvolk - von Ralf Bertram. Ein zweites Volk kam dazu - ein Ableger. Die Kisten bezahlte der Imker-Landesverband. "Wir haben ein spezielles Förderprogramm für Jungimker", erzählt Ralf Bertram, der als stellvertretender Landesvorsitzender landesweit für die Imkerei eintritt.
Die 30000 Bienen der beiden Völker haben Benjamin Hille im vergangenen Jahr 72 Kilogramm Honig gebracht. Gerade hat Benjamin von seinem selbst verdienten Geld eine weitere Kiste gekauft. 80000 bis 100000 Bienen sollten es in diesem Jahr werden, rät Ralf Bertram, diese Größe macht Sinn. Während die Bienenvölker durch Teilung vermehrt werden können, muss Benjamin noch einmal in Kisten investieren.
Ralf Bertram erinnert sich noch gut daran, als er so alt war: "Ich habe mir mit Ferienarbeit das Geld für meine ersten Kisten verdient." Gerade plant er eine Jungimkerschulung, die in der Parkimkerei am 10. März stattfinden soll. 33 Interessenten, unter anderem aus Kalbe/Milde, Quedlinburg, Genthin und Wefensleben, sind bereits angemeldet. Da wird Theorie vermittelt, aber auch Praxis. Und Benjamin wird Ralf Bertram unterstützen. Für die Praxis werden drei Gruppen geplant. Da werden zum Beispiel Weiselnäpfchen gemacht oder Rähmchen genagelt. Dafür hat Ralf Bertram gerade Hämmer und Formhölzchen gekauft. In diese Rähmchen wird die Mittelwand eingelötet, die sich das Bienenvolk in der Kiste dann ausbaut. Vielleicht kann Benjamin auch noch eine Power-Point-Präsentation über Bienen zeigen, die der Neuntklässler aus dem Professor-Friedrich-Förster-Gymnasium im Computerunterricht im vergangenen Jahr erarbeitet hatte, und die ihm "natürlich eine 1" einbrachte. Am 31. März und 1. April bietet Ralf Bertram eine Königinzuchtschulung an, auch dafür hat er schon 24 Anmeldungen. Und am 27. und 28. Oktober gibt es eine Honigschulung. Da lernen die Imker, "wie sie ihren Honig in ein DIB-Glas bringen können", sagt der begeisterte Imker. Das heißt, die Imker lernen, welche Qualität der Honig haben muss, damit er den Ansprüchen des Deutschen Imkerbundes entspricht.
Kurs heute in Haldensleben
Zunächst aber bietet Ralf Bertram noch einen Kurs über Bienenhaltung an der Kreisvolkshochschule an - heute in Haldensleben, am 6. März in Oschersleben, am 7. März in Wolmirstedt, am 8. März in Wanzleben und am 9. März in Oebisfelde. Der Streifzug durch die Imkerei mit schmecken, riechen, hören, sehen, fühlen dauert jeweils von 18 bis 21 Uhr. Ralf Bertram freut sich über das wieder wachsende Interesse an der Imkerei. Und er hofft, dass sich auch die Bedingungen für die Bienenhaltung weiter verbessern, dass zum Beispiel noch mehr Landwirte Blühstreifen auf ihren Feldern anlegen.