Schwanebecker begeistern zum Finale ihrer Festwoche / Mittelaltermarkt lockt / Viel Spaß beim Kramen in der Geschichte Reichlich Gauklerei und Gaudi pur auf dem Rasen
Zum großen Finale ist es noch einmal ganz bunt geworden: Mit einem Mittelaltermarkt, offenen Türen in Kita und Schulen sowie einem Festumzug ist am Wochenende die Festwoche zur 950-Jahr-Feier in Schwanebeck gekrönt worden. Leichte Wetterkapriolen gerieten dabei schnell in Vergessenheit.
Schwanebeck/Nienhagen l Richtig viel Mühe hatten sich die Organisatoren der 950-Jahr-Feier in Schwanebeck in den vergangenen Monaten gegeben. Angesichts der extrem nassen Witterung in der Nacht zum Sonnabend blieben am Vormittag zwar viele Schwanebecker zunächst noch zu Hause. Doch pünktlich gegen 10 Uhr ließ der Dauerregen nach und lockte wieder hinaus ins Freie, wo es einiges zu erleben gab.
Von einem wichtigen Termin an diesem Tag schienen indes nur wenige gewusst zu haben: Die Ehrung des früheren Bürgermeisters der Stadt, Max Borchert. An Borchert, der von 1928 bis 1944 Oberhaupt der Stadt war, erinnert jetzt eine Gedenktafel am Rathaus. Zur feierlichen Enthüllung der Tafel waren auch einige Verwandte gekommen, mit denen Bürgermeisterin Christina Brehmer (Die Linke) und der Vorsitzende des Festkomitees, Jürgen Kreißig, ins Gespräch kamen.
Gleich nebenan in der Sankt-Petri-Kirche wartete der Hobbyfotograf Burkhard Schaller aus Halberstadt, der in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten seine Geburtsstadt mit zahlreichen Fotos ins rechte Licht gerückt hatte, auf Interessenten. Und Schaller musste nicht lange warten, bis der Dialog mit den "alten" Schwanebeckern in Gang kam. "Weißt du noch?" hieß es an den Bildertafeln immer und immer wieder, um alsdann anhand der historischen Aufnahmen gemeinsam in Erinnerungen zu schwelgen.
Mit dabei war auch Sigrid Schmutzler, die voller Begeisterung vom Erfolg ihrer beiden Buchlesungen in Schwanebeck sprach: "Sowohl im Seniorenheim als auch in der Petri-Sekundarschule gab es viele tolle Zuhörer, die auch interessante Fragen stellten", berichtete die heutige Leipzigerin, die inzwischen einen weiteren Erzählband mit Geschichten über ihr Leben in Mitteldeutschland herausgegeben hat.
Auch in der Petri-Sekundarschule standen am Sonnabend die Türen offen. Zahlreiche ehemalige Schüler nutzten die Gelegenheit, bei einem Rundgang durch das Haus und beim Studium der ausgestellten Fotos in Erinnerungen zu kramen.
Die überaus erfolgreiche Schülerzeitung "Petri-Post", das Projekt Streitschlichtung und die sportlichen Erfolge standen im Blickpunkt der Besucher. Die "Petri Post" hat bereits mehrfach die Auszeichnung "Goldene Feder" erhalten und wurde als beste Schülerzeitung Sachsen-Anhalts geehrt.
Rückblick zur 925-Jahr-Feier
Das Gesicht der Grundschule "Am Baumhof" hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ebenfalls deutlich verändert. Dies konnten die Besucher bei einem geführten Rundgang nachvollziehen. Auf großes Interesse stieß auch die Ausstellung der Volksstimme mit historischen Zeitungsseiten, unter anderem über das 925-jährige Stadtjubiläum. "Angelika Arnoldt vom Festkomitee steuerte noch einige fast 100-jährige Zeitungsexemplare zur Ausstellung bei", berichtete Schulleiterin Insa Gnade.
Auf dem Sportplatz standen an diesem Tag zunächst spaßige Fußballpartien im Mittelpunkt. Dabei "kämpften" unter anderem die Eltern der verschiedenen Jugendmannschafts-Mitglieder in gemischten Formationen gegeneinander. Eigens für diesen Auftritt hatten sich die Eltern der C-Jugend T-Shirts mit dem Logo "Leider geil" anfertigen lassen.
Gleich neben dem Sportplatz hatten die Mitglieder des Schlanstedter Feldbahnvereins ein rund 200 Meter langes Gleisstück verlegt. Dort konnten vor allem die jungen Besucher eine kleine Fahrt in den offenen Loren unternehmen - gezogen von der Selbstbau-Lok "Kuli".
Mäuse-Roulette im Mittelalter
Ein Höhepunkt sollte am Sonnabend auch der Mittelaltermarkt auf dem Gelände der katholischen Kirche werden. Und wirklich: Ausschließlich historisches Handwerk und zünftige Gauklerei waren auf dem Gelände zu erleben. Damit die Gäste nach den ausgiebigen Regenfällen der Nacht trockenen Fußes hinein kamen, hatten die findigen Organisatoren kurzerhand am Eingang der Festwiese ein großes Bund Stroh ausgebreitet - eben ganz so wie im Mittelalter.
Beim mittelalterlichen Markttreiben konnten sich die Gäste beim Mäuse-Roulette amüsieren, in der Haar-Flechterei verschönern lassen oder sich über vielfältige Handwerkskunst früherer Jahrhunderte informieren. Natürlich durfte Deftiges vom Grill dabei nicht fehlen.
Mit dabei war auch der letzte Harzer Kuhglockenhersteller aus Sankt Andreasberg. Harald Wunneburg und Andreas Schossig sorgten mit Dudelsack und Trommel für mittelalterliche Musik und das passende Flair. In der katholischen Kirche wurden die Bedeutung sowie Hintergründe der christlichen Feiertage erläutert.
Kommentar
Weitere Impressionen vom Finale der Festwoche auf Seite 12