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Sanierung Metallkorsett für Domorgel

Jetzt startet die Untersuchung des aus dem Jahr 1718 stammenden Prospekts der Domorgel Haberstadt auf Schäden.

Von Jörg Endries 08.03.2020, 03:00

Halberstadt l Ein maßgeschneidertes Korsett bekam die Orgel des Halberstädter Doms. Eine tonnenschwere Metallkonstruktion, die trotzdem scheinbar im Raum schwebt und auf mehreren Etagen begehbar ist. Eine Spezialfirma aus Sachsen schnitt die Rohre zu und montierte das Gerüst vor Ort in luftiger Höhe auf der neugotischen Steinempore des Westbaus. „Damit wird zum ersten Mal das Orgelprojekt ‚Durch die Orgel Licht‘ zur Rettung beziehungsweise Sanierung der Domorgel und des 1718 gebauten Prospekts sichtbar“, sagt Dr. Carmen Presch vom Förderkreis Musik am Dom zu Halberstadt.

Das imposante Baugerüst ist in den kommenden Wochen der Arbeitsplatz von Restaurator Matthias Zimmer-Belter. Der Fachmann aus Halberstadt untersucht das über 300 Jahre alte Orgelprospekt peinlich genau auf Schäden. „Etwa vier bis sechs Wochen werde ich dafür benötigen“, so Matthias ­Zimmer-Belter. Im Anschluss erstellt er ein Gutachten, aus dem weitere Schritte zur ­Sanierung abgeleitet werden können. Vor allem sei das Gutachten wichtig, um mit konkreten Kosten für die ausstehenden Arbeiten bei möglichen Fördermittelgebern wie Stiftungen, dem Bund oder beim Land ­Sachsen-Anhalt um finanzielle Unterstützung zu werben, betont Domkantor Kirchenmusikdirektor Claus-Erhard Heinrich.

„Das Prospekt ist eben nicht mehr taufrisch, Würmer und andere Insekten zersetzen das Holz“, sagt Carmen Presch. Ein Prozess, der unbedingt gestoppt werden muss. Wenn man weiter warte, würde das Prospekt zusammenfallen und ein einmaliger Kulturschatz damit verloren gehen. Dass das nicht passiert, dafür engagiert sich der Förderkreis seit 2015. Ein zentraler Punkt ist, die Finanzierung der Arbeiten abzusichern. Allein für die anstehenden Arbeiten zur Restaurierung des Orgelprospekts seien nach einer Schätzung etwa 800.000 Euro notwendig. Das ehrgeizige Projekt ist jedoch wesentlich umfang­reicher und damit teurer. Vorsichtige Aussagen gehen von bis zu fünf Millionen Euro aus. Zum Vorhaben gehört ebenfalls die Instandsetzung der Orgel.

„Sie ist 1965 restauriert worden, in einer Zeit des Mangels, und das merkt man dem damals eingesetzten Material heute an. Vieles funktioniert nicht mehr gut“, berichtet Carmen Presch. Außerdem soll die Architektur des Westbaus wieder hergestellt werden, um auf der 1866 entstandenen Steinempore mehr Platz zum Musizieren zu erhalten. Die obere Turmhalle wird für Besucher zugänglich und mit dem eindrucksvollen Treppenaufgang einen architektonischen Höhepunkt erhalten, so Carmen Presch. Zum Vorhaben gehört die Wiedergewinnung der historischen Lichtführung durch die Fensterrosette um die Orgel herum. Das Fenster war durch Umbauten des Orgelgehäuses verdeckt. Künftig soll die Abendsonne den Dom wieder beleben.

Spenden für das Vorhaben sind willkommen: Spendenkonto IBAN DE97 8105 2000 0901 0658 70, BIC: NOLADE21HRZ, Betreff: Spende Domorgel Halberstadt