16-jähriger Wolmirstedter hat Mathematik im Blut und räumt bei Mitteleuropäischer Olympiade ab Sascha Lill jongliert mit Zahlen und Ikosaedern und holt eine Bronzemedaille
Wolmirstedt l Sascha Lill hat bei der Mitteleuropäischen Mathematikolympiade eine Bronzemedaille gewonnen. Bei dieser Olympiade waren die besten Nachwuchsmathematiker aus zehn Nationen angetreten.
Sascha Lill ist ein Grübler. Er wählt seine Worte bedächtig, bevor er antwortet, gräbt ab und an die Stirn in die Hand, wendet den Blick ab von der Welt und in sich hinein. Der 16-Jährige ist das, was landläufig als Mathegenie bezeichnet wird. Wenn er von der Mathematik redet, benutzt er Begriffe, die Normalsterbliche nur selten hören. Ikosaeder zum Beispiel. So heißt der gelbe Stern auf dem Foto in der Sprache der Mathematik. Er heißt deshalb so, weil er zwanzig Ecken hat.
Sascha Lill hat die Mathematik im Blut. Doch auch für Superhirne gilt: Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt. "Ich habe viele Trainingslager besucht", erzählt er, "da haben wir tagelang gerechnet. Allein und im Team." Das Besondere an den Aufgaben für Mathematiker ist, dass es keine Lösungsstrategien gibt, keine Algorithmen, die abgearbeitet werden. Kreativ und präzise müssen eigene Sonderstrategien entwickelt werden.
Sascha Lill kann solche Sonderstrategien entwickeln, er kann Beweise führen und komplizierte Knobelaufgaben lösen. So gut, dass er sich Jahr um Jahr an die europäische Spitze heran gerechnet hat.
Das Talent zeigte sich früh. "Schon im Kindergarten konnte er lesen und bis in den Millionenbereich rechnen", erzählt seine Mutter. Sascha erinnert sich noch immer an die unendliche Langeweile damals. "Ich hätte am liebsten den ganzen Tag etwas erklärt bekommen." Er wurde deshalb auch gleich in die zweite Klasse der Gutenberg-Schule eingeschult. Drei Jahre später wechselte er aufs Siemens-Gymnasium, eine Schule, die mathematisch ausgerichtet ist.
"Es dauert manchmal ein bisschen, bis er aus seinen Grübeleien auftaucht"
Mathematiker leben dem Klischee nach gerne in ihrer eigenen Welt. Sascha entspricht diesem Bild. "Es dauert manchmal ein bisschen, bis er aus seinen Grübeleien auftaucht", sagt sein Vater. Die Eltern haben ihrem Sohn ein paar Jahre die Welt erklären können. Inzwischen gibt es nicht mehr so viele Menschen, die dazu fähig sind, zumindest nicht, was die mathematische Richtung angeht.
"Ich möchte Mathematik und Physik an der Magdeburger Universität studieren"
In der siebten Klasse gewann er bereits die Mathematikolympiade Sachsen-Anhalts. Damit durfte er bei "Jugend trainiert für Mathematik" teilnehmen. 100 Rechenkünstler der achten Klasse aus ganz Deutschland sind damals angetreten. In mehreren Stufen schieden immer mehr aus, sodass am Ende, in der zwölften Klasse, nur noch sechs Schüler übrig geblieben sind. Sascha Lill war dabei, galt somit als einer der sechs besten Mathematiker seiner Altersklasse des Landes. Damit hatte er die Qualifizierung für die MeMo, die Mitteleuropäische Mathematikolympiade geschafft. Im schweizerischen Solothurn stellten die Knobler ihre Fähigkeiten unter Beweis.
Sascha Lill wird im kommenden Jahr das Abitur ablegen. "Ich möchte dann Mathematik und Physik an der Magdeburger Universität studieren", sagt Sascha Lill. Beide Studiengänge parallel, wenn das geht.
Ansonsten interessiert er sich für Flugzeuge, spielt ab und an Klavier. "Außerdem fahre ich gerne Fahrrad", sagt der Gymnasiast. Und Mädchen? "Die gibt es in meiner Klasse", sagt er. Das muss genügen. Für sein Leben wünscht er sich Freude. Wie bisher. "Es gibt überall etwas Positives zu sehen."