Stadtsanierung Quartier für Quartier

Mit der Wende begann eine umfangreiche Stadtsanierung in Halberstadt. Die konzentriert sich nicht nur auf Fachwerk in der Altstadt.

Von Sabine Scholz 11.04.2019, 10:00

Halberstadt l Stadtentwicklung ist ein dauerhafter Prozess. Stadtsanierung auch – ob nun mit oder ohne zusätzliche Förderung. „Wir investieren jedes Jahr zwischen neun und zehn Millionen Euro in Bestands­erhalt und Modernisierung. Wenn neu gebaut wird, wie wir es gerade im Stadtzentrum tun, ist die Summe auch mal größer“, sagt Beate Grebe, Geschäftsführerin der Halberstädter Wohnungsgesellschaft HaWoGe. Das Wohnungsunternehmen hat in unterschiedlichen Stadtvierteln seine Spuren hinterlassen, auch in den Bereichen, die zum Sanierungsgebiet gehören. Das umfasst nicht nur die Altstadt, sondern auch Teile des Stadtzentrums wie den Breiten Weg.

In der Altstadt, überwiegend geprägt von kleinteiliger Bebauung und kleineren Grundstücken, hat die Stadttochter HaWoGe in der Bakenstraße ein Fachwerkhaus saniert, aber auch mit dem Nicolaihof ein Stück Stadgeschichte bewahrt und neugeschrieben. Auch wenn es noch nicht gelungen ist, eine Nutzung für die Reste des alten Sakralgebäudes auf dem Areal Zwischen Unter den Weiden, Bakenstraße, Bödcherstraße und Düsterngraben zu finden, ist mit dem Firmensitz von HaWoGe und Nosa GmbH ein ansehnlicher Neubau gelungen.

Der Wohnungsgesellschaft gehören auch einige der „Wendebauten“ in der Altstadt, zum Beispiel die zwischen 1988 und 1990 errichten Plattenbauten in der Gröperstraße. Während die Wohnungen hier gut belegt sind, ist die Vermietung der Gewerberäume augenscheinlich schwierig. „Wir gehen hier seit einiger Zeit neue Wege, unterstützen mit der günstigen Bereitstellung von Räumen Vereine und soziale Träger“, berichtet Grebe. Auffälligstes Beispiel dafür ist die Nutzung von einstigen Ladenräumen durch die Schachspieler des SV Einheit und den Jugendclub Globali.

Zwei Altstadtquartiere hat die HaWoGe in den vergangenen Jahren umfangreich saniert. Zum einen das Geviert zwischen Hohem Weg, Gerberstraße, Woort und Am Kulk. Hier treffen Fachwerkbauten auf solche aus den 1960er Jahren, spiegeln auf ihre ganz eigene Art jüngere Stadtgeschichte wider.

Die Wohnungen hier sind aber ebenso beliebt wie die im Finckehof, den die HaWoGe in den Jahren 2008 bis 2010 modernisieren ließ. Nicht alle Gebäude sind im Eigentum der Wohnungsgesellschaft, die Gebäude Finckestraße 9 und Georgenstraße 17 kamen erst nach der Sanierung der schon vorher der HaWoGe gehörenden 100 Wohnungen dazu. Aber auch diese Gebäude wurden umfassend saniert. „Der Finckehof ist ein außergewöhnliches Wohn­ensemble“, sagt Beate Grebe. „Es besticht durch die Bauweise, die Lage und die Aufenthaltsqualität, die inzwischen erreicht wurde.“ Der große grüne Innenhof zeigt Wirkung, dafür wurde das Parken in den Außenbereich verlegt. „Der Wohnstandort ist beliebt, wir haben keinen Leerstand in den jetzt 112 Wohnungen, und es gibt regelmäßig gezielte Nachfragen. Was auch mit dem Betreuungsangebot des Diakonischen Werkes zusammenhängt“, sagt die Firmenchefin. Im Finckehof hat die HaWoGe einen weiteren Standort des Gemeinschaftsprojektes „neues wohnen“. Es gibt in der Finckestraße 11 ein Wohncafé, 52 Wohnungen, die über einen Fahrstuhl erreicht werden können. Und eben die Möglichkeit, sich nach Bedarf Unterstützung durch Mitarbeiter des Diakonischen Werkes zu sichern.

Ganz ohne solche zusätzlichen Angebote kommt ein anderes Wohnviertel im Sanierungsgebiet der Stadt aus, das zum Bestand der HaWoGe gehört – viele Wohnblocks am Breiten Weg und am Fischmarkt. „Hier haben wir alle Wohnungen saniert. Und die Lage überzeugt offenkundig. Wenn hier mal eine Wohnung leer steht, dann, weil gerade ein Umzug im Gange ist“, berichtet Beate Grebe.

Froh ist sie darüber, dass das ebenfalls für einen Gewerberaum am Breiten Weg gilt – nach dem Umzug einer Krankenkasse in die Kühlinger Straße sind deren alte Räume wieder vermietet. „Wir konzentrieren uns jetzt erstmal auf das Stadtzentrum, die Kühlinger Straße, das wird uns noch mindesten zwei Jahre beschäftigen. Dann schauen wir, in welchem Quartier wir als nächstes tätig werden müssen.“