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Verein häufig Gast im Wasserschloss / Mitglieder stellen Zeit des Dreißigjährigen Krieges nach Schöppenstedter Bürgerwehr fühlt sich auf Wasserschloss Westerburg zuhause

Von Sandra Reulecke 11.09.2012, 05:19

Westerburg l An jedem Wochenende in den Sommermonaten fahren sie quer durch Deutschland, schlagen ihre Zelte auf, feuern Schüsse ab, halten Gericht. Die Mitglieder der Historischen Schöppenstedter Bürgerwehr haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Leben im Dreißigjährigen Krieg nachzustellen und über die Zeit zu informieren. "Man muss schon etwas verrückt sein, um so viele Jahre bei so etwas mitzumachen", räumt Reinhard Kretschmer augenzwinkernd ein.

"Man muss schon etwas verrückt sein, um bei so etwas mitzumachen."

Reinhard Kretschmer (60), Historische Schöppenstedter Bürgerwehr

Der 60-Jährige und einige weitere Bürgerwehrleute schlugen am Sonntag ihr Lager auf der Westerburg auf und stellten sich den interessierten Fragen der Besucher. "Wir haben kein eigenes Vereinshaus. Aber wir sind regelmäßig auf der Burg zu Gast und pflegen ein freundschaftliches Verhältnis zur Inhaberfamilie Lerche", berichtet der Schatzmeister Reinhard Kretschmer. "Die Westerburg ist zu unserer Hausburg geworden", ergänzt Wiltrud Kalb.

Entstanden ist der Verein aus einer Bierlaune heraus vor mehr als 20 Jahren. "Im Ort gab es einen Till-Eulenspiegel-Darsteller", berichtet Kretschmer. "Und da es diesem mit der Zeit allein zu langweilig wurde, sprach er sechs Tennisspieler an, ob diese nicht seine Begleitung werden wollen." Das taten die Männer dann auch. Sie informierten sich zu geschichtlichen Hintergründen und stießen auf erste Erwähnungen einer Bürgerwehr im Ort aus dem Jahr 1667.

1991 gründete sich der Verein, 1993 wurde er mit mehr als 20 Mitgliedern offiziell eingetragen. "Wir sind keine Karnevalstruppe", betont Kretschmer. "Wir sind an Geschichte interessiert, wollen sie anderen vermitteln."

"Die Westerburg ist zu unserer Hausburg geworden."

Wiltrud Kalb (64), Historische Schöppenstedter Bürgerwehr

Die Bürgerwehr zählt rund 100 Mitglieder. "Über jüngere Interessierte würden wir uns freuen. Mittlerweile haben wir ein Durchschnittsalter von 60 Jahren erreicht", so Horst Sander, mit 70 Jahren ältester Aktiver der Bürgerwehr.

Ihre Kostüme und Waffen stellten die Schöppenstedter größtenteils selbst her. Als gelernter Kfz-Mechaniker baute Sander zum Beispiel eine funktionstüchtige Kanone. Regelmäßig fahren die Vereinsmitglieder zu historischen Treffen und tauschen sich mit Gleichgesinnten aus.