Herzlichen Glückwunsch Josef Cacek: Ströbecker begeht morgen großen Ehrentag – Ein Rückblick auf acht Jahrzehnte "Seele des Schachspiels" feiert den 80. Geburtstag
Die Geschichte des Schachmuseums in Ströbeck ist eng mit dem Namen Josef Cacek verbunden. Der frühere Lehrer und passionierte Schachfreund feiert morgen seinen 80. Geburtstag - ein guter Anlass für einen Blick zurück.
Halberstadt/Schachdorf Ströbeck l Die Geschichte wollte es so, dass der am 22. Januar 1932 in Schönbrunn, im heute zu Tschechien gehörenden Sudetenland, geborene Josef Cacek im hohen Lebensalter seiner alten Heimat noch einmal ganz nah kommen konnte. Im Rahmen der Vereinigung der Europäischen Kulturdörfer sei die Familie auch nach Bystré gefahren - "meinem früheren Nachbardorf", erinnert sich Cacek mit leuchtenden Augen.
Obwohl er selbst damals eine Schule in der tschechischen Nachbargemeinde besuchen musste, wurde in der Zeit des "Protektorats" dort nur Deutsch gesprochen. Im Jahr 1945 kam dann - als Folge des von Deutschland angezettelten Zweiten Weltkrieges - für die Familie mit neun Kindern der "betrübliche Rausschmiss" aus der Heimat, erinnert sich der rüstige Jubilar.
Immer die Elbe entlang gen Norden, landeten die Flüchtlinge schließlich in der Lutherstadt Wittenberg. Als einziger "großer Junge" in der Familie musste er mit damals 13 Jahren bereits arbeiten gehen und bald eine Lehre als Maler und Dekorateur absolvieren. Nach guten schulischen Leistungen ging es dann zum Lehrerstudium nach Halle, denn "Lehrer wurden in dieser Zeit dringend gebraucht".
So kamen Josef Cacek und seine Frau Anneliese später über Wernigerode nach Ströbeck. Dort gab er zunächst Unterricht in der Grundstufe, absolvierte später aber noch ein hartes Fernstudium in Magdeburg und Güstrow, um sich zum Oberstufenlehrer zu qualifizieren.
Das mit Ströbeck untrennbar verbundene Schachspiel brachte sich Josef Cacek selbst bei - anfangs habe er jedoch jedes Spiel gegen die Einheimischen verloren. Das allerdings spornte Cacek nur noch mehr an. Als Schach-Autodidakt baute er seine Fähigkeiten schrittweise aus und erarbeitete später sogar Pläne für den Schachunterricht in der Ströbecker Schule - einer Tradition, deren Ursprünge bis in das Jahr 1823 zurückreichen.
"Zunächst spielten wir in der 5. Klasse Schach, später begann der Start bereits in der 2. Klasse", blickt Josef Cacek zurück. Der Bezirksschulrat sei damals aus allen Wolken gefallen, als er von diesem Extra-Unterricht hörte. Auch im Schachsport war Cacek aktiv dabei und führte Mannschaften zum Erfolg. Werner Reinhardt und Jürgen Schulz gehören noch heute zu den Aktiven, deren Begeisterung für das königliche Spiel einst von Josef Cacek mit geformt worden ist.
Auch das Lebendschach-Ensemble wurde unter seiner Leitung aktiviert und erlangte überregionale Aufmerksamkeit. Daneben sammelte die Familie allerlei Utensilien zur Ströbecker Schachgeschichte.
Erste Pläne für ein Schachmuseum gab es bereits in den 1920er Jahren, allerdings standen lange Zeit keine geeigneten Räume dafür zur Verfügung. In den 1980er Jahren konnten schließlich das verfallende Nebengebäude des Schachturmes und der Turm selbst für dieses Vorhaben umgebaut werden. 1985 begannen unermüdliche Schachfreunde mit dem Rekonstruktionsbau, der dann - pünktlich zum Schach- und Heimatfest im Jahr 1991 - fertiggestellt werden konnte.
Unter Josef Caceks Leitung wurde das Schachmuseum zu einer bekannten und nicht nur von Schachfreunden gern besuchten Attraktion. Im Jahr 1995 wurde Josef Cacek für sein fortwährendes Engagement die Ehrenbürgerschaft des Schachdorfes Ströbeck verliehen.
Aus gesundheitlichen Gründen musste Cacek im Jahr 2001 allerdings die Leitung "seines" Museums abgeben. Gleichwohl steht er noch immer mit Rat und Tat zur Seite, wenn das Team um die heutige Chefin Kathrin Baltzer Hilfe braucht. Die Vielzahl der Exponate sprengte bald die räumlichen Möglichkeiten des "ersten" Schachmuseums. So kam es schließlich zu den Plänen für einen Umzug in das sanierte alte Rathaus Ströbecks. Seit der Eingemeindung des Schachdorfes in die Kreisstadt Anfang 2010 gehört das Schachmuseum zum Städtischen Museum Halberstadt.
Noch heute hat Josef Cacek viel Freude am Schachspielen. Gern fährt er montags nach Wernigerode, wenn sich dort einige Senioren zum gemeinsamen Spiel am Brett treffen.
Zu seinen Partnern im Heimatort, mit denen er in den vergangenen Jahrzehnten viele Ideen und Pläne umgesetzt hat, gehört der frühere Bürgermeister Rudi Krosch. "Herr Cacek war einst mein Schach- und Bio-Lehrer. Ihm habe ich verdammt viel zu verdanken", erinnert sich der 68-jährige Krosch. Josef Cacek habe das Schachmuseum zum Erfolg geführt und sei die "Seele des Schachspiels" in Ströbeck. Junge Leute könnten sich an seinem Wirken ein Beispiel nehmen.
Nach 1945 musste die Jahrhunderte alte Ströbecker Schachtradition erst wieder aufgebaut werden. Auch international wurde sie danach immer bekannter. Auch in Holland war Cacek bei der Gründung des Vereins der Kulturdörfer dabei. "Er hat in unserer Gemeinde viel bewirkt und war in vielen Dingen eine echte Hilfe", lobt Krosch.
Auch der heutige Ortsbürgermeister Jens Müller spricht von einer "tollen, einmaligen Leistung" des Ehrenbürgers. Nachdem Cacek 2006 noch selbst beim Ströbecker Musical mitgewirkt hatte, stand er den Akteuren bei der neuen Auflage im Jubiläumsjahr "1000 Jahre Schach" im Jahr 2011 noch einmal mit Rat und Tat zur Seite.
Und damit nicht genug: Auch an der Dokumentation unter dem Titel "1000 Jahre Schach im Schachdorf Ströbeck - ein Dorf lebt Geschichte", in der ein Autorenkollektiv die Höhepunkte des Jubiläumsjahres in Wort und Bild festgehalten hat, habe Josef Cacek mit großem Engagement mitgewirkt, würdigt Jens Müller. "Man kann mit Josef Cacek wunderbar arbeiten und sich austauschen - wir sind stolz auf ihn", bringt es Müller auf den Punkt.
Deshalb plant Jens Müller zum Geburtstagsempfang morgen auch eine ganz besondere Überraschung. "Ich hoffe, dass wir unsere Idee noch rechtzeitig umsetzen können", meint der Ortsbürgermeister und hüllt sich in vielsagendes Schweigen. Und: Weil Josef Cacek mit der Eingemeindung des Schachdorfes in die Kreisstadt praktisch auch zum Ehrenbürger von Halberstadt geworden sei, habe sich morgen auch Oberbürgermeister Andreas Henke angesagt.
Darüber hinaus wird zum morgigen Empfang viel Besuch erwartet. Neben Freunden und Weggefährten natürlich auch die Familie. Die zwei Töchter mit den vier Enkelkindern sowie drei Urenkeln halten den Senior übrigens nicht nur auf Trab, sondern sind auch so etwas wie die "guten Geister" im Hintergrund, lässt der Jubilar durchblicken: "Meine Töchter erinnern mich an meine Medikamente und fahren mich regelmäßig zum Arzt, sonst wäre ich nicht so alt geworden", plaudert Josef Cacek. Nun denn - alles Gute und insbesondere Gesundheit für die nächsten Jahre wünscht auch das Team der Volksstimme dem Jubilar.