Projekt "Clever auf Achse mit Bus und Bahn" hilft bei der Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs Senioren machen sich fit für das Reisen
Senioren wollen mobil sein und nutzen dafür gern den öffentlichen Nahverkehr. Weil viele jedoch Ängste und Vorurteile haben, wurde das Gemeinschaftsprojekt des Landes Sachsen-Anhalt und der Deutschen Bahn AG "Clever auf Achse mit Bus und Bahn" ins Leben gerufen.
Halberstadt l Zwei Stunden waren die 15 Seniorinnen von der Volkssolidarität-Ortsgruppe Wefensleben unterwegs, als sie gut gelaunt auf dem Halberstädter Hauptbahnhof aus dem Zug stiegen. In ihrem Heimatort hatten sie am Morgen gemeinsam mit Gudrun Katte vom Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt (Nasa) die Regionalbahn Richtung Magdeburg genommen. Von dort ging es nach einem längeren Aufenthalt mit dem HEX weiter nach Halberstadt.
Es war nicht die erste Begegnung der Seniorengruppe mit der Projektleiterin von "Clever auf Achse mit Bus und Bahn". "Ich habe die Frauen zweimal in Wefensleben besucht und einmal waren sie in Magdeburg, um auf dem Hauptbahnhof speziell mit dem Fahrkartenautomaten vertraut gemacht zu werden."
Vielen Senioren ist das Zugfahren nicht mehr vertraut
Gudrun Katte weiß um die Unsicherheiten, Ängste und Vorurteile von Senioren, mit der Bahn zu reisen. "Viele sind lange nicht mit dem Zug gefahren, einige wissen nicht mal, dass man inzwischen bequem einsteigen kann und die modernen Reisewagen viel Komfort bieten." Häufig würden die Fahrkartenautomaten als wenig senioren- und kundenfreundlich kritisiert. Deshalb werde die Bedienung geübt. "Wir widmen uns aber nicht nur dem Lösen von Fahrkarten, sondern auch dem Lesen von Fahrplänen, dem Suchen der persönlichen Bahnverbindung und der Orientierung auf Bahnhöfen", so Katte, die inzwischen in zahlreiche Seniorengruppen eingeladen wird und dort wichtige Themen rund um den öffentlichen Nahverkehr locker, spannend und zugleich einprägsam vermittelt.
"Mit der Bundespolizei haben wir inzwischen einen weiteren Partner ins Boot geholt", berichtet die Projektleiterin und lobt die gute Zusammenarbeit. Den Frauen aus Wefensleben und ihr waren deshalb Polizeihauptmeister Ingo Kühl und Polizeiobermeisterin Sabrina Kühl, die sie auf dem Bahnsteig in Halberstadt empfingen, keine Unbekannten. Die Beamten führten die Gruppe um und durch das Bahnhofsgebäude, wiesen auf wichtige Dinge hin, die beim Reisen zu beachten sind.
Lob für das sanierte Bahnhofsgebäude
Bei dem Rundgang erfuhren sie viel über den 2010 nach umfangreichen Umbau- und Sanierungsarbeiten eröffneten Hauptbahnhof. Einige Frauen kannten noch die "Blechbüchse" und staunten nun über die Veränderung.
Gertrud Zimmermann, die über Jahre als Schaffnerin auf Schienen im Land unterwegs war, erinnerte sich an den Halberstädter Bahnhof Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre. Die Spuren der Kriegszerstörungen seien damals noch zu erkennen gewesen. "Der Bau hat wieder etwas von seinem früheren Glanz bekommen. Das Alte ist mit Neuem sehr schön verbunden worden. Da freut sich jeder Reisende bei seiner Ankunft."
Nach der Mittagspause wurden den Frauen in der Dienststelle der Bundespolizei Videos zum Thema Sicherheit auf Bahnhöfen und in Zügen gezeigt. Ingo Kühl, Präventionsbeauftragter der Magdeburger Bundespolizeiinspektion, machte auf unterschiedlichste Vorgehensweisen von Dieben aufmerksam und empfahl, Hand- und Reisegepäck stets im Auge zu behalten. Bargeld, EC- und Kreditkarten sowie Papiere sollten in verschlossenen Innentaschen der Kleidung, in Gürteltaschen oder Brustbeuteln mitgeführt werden.
"Wir haben heute eine Menge dazu gelernt", sagte Rita Brandt. "Gerade als Rentner hat man beim Verreisen so seine Probleme. Da ist es wichtig, wenn man gut informiert ist." Das unterstützte Heidi Klisch, die als Mitglied der Gruppenleitung für das Programm im April verantwortlich ist.
"Wir sind fast 50 Mitglieder, von denen die meisten sich mittwochs in den Räumen der Gemeinde treffen. Im Wechsel finden dort Kaffeeklatsch und thematische Veranstaltungen statt. Ab und zu sind wir in kleiner Gruppe unterwegs. So wie heute. Es war ein schöner Tag. Mit neuen und wichtigen Informationen ausgerüstet, treten wir die Heimreise an", bedankte sie sich nach dem abschließenden Besuch in der Bahnhofsmission bei den Bundesbeamten für deren "Sondereinsatz".