Lokalpolitik Stadtrat Osterwieck nimmt Abschied von Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ
Wie Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ nach elf Jahren Amtszeit ihre letzte Stadtratssitzung in Osterwieck erlebt hat.

Osterwieck - Sichtlich gerührt ist sie gewesen: Für Ingeborg Wagenführ (Buko) war es am Donnerstag die letzte Stadtratssitzung als amtierende Bürgermeisterin der Einheitsgemeinde Stadt Osterwieck. „Gefühlsmäßig ging es bei mir bergauf und bergab“, gesteht die 65-Jährige, die sich zum 1. September vorzeitig aus ihrem Amt zurückzieht.
Zum Ende des öffentlichen Teils nutzte Stadtratsvorsitzender Dirk Heinemann (SPD) die Gelegenheit, sich mit einem großen Blumenstrauß im Namen aller Abgeordneten für die gute Zusammenarbeit zu bedanken. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Auch Alexander Räuscher (CDU), Lars Kohn (Buko) und Rüdiger Seetge (Die Linke) schlossen sich mit Blumen und Dankesworten an.
Es gibt den ersten und den letzten Stadtrat
„Dieser Stadtrat ist für mich ein ganz besonderer“, sagt Wagenführ, die bereits seit 2010 im Amt ist. „So wie mein allererster Stadtrat fühlt sich auch mein letzter ganz anders an als all die vielen Sitzungen dazwischen“, beschreibt sie.
„Zur letzten Ratssitzung waren wir geschockt, dass unsere Bürgermeisterin einen Antrag auf Versetzung in den Ruhestand gestellt hat“, sagt Dirk Heinemann. „Daher müssen wir uns Gedanken machen, wie es nach der Ära Wagenführ weitergeht.“ So hat der Stadtrat einstimmig einen Beschluss gefasst, um die Wahl des Nachfolgers in die Spur zu bringen. Am 26. September wird, zusammen mit der Bundestagswahl, ein neuer hauptamtlicher Bürgermesister in der Einheitsgemeinde Osterwieck gewählt. Die Stichwahl ist, falls notwendig, für den 17. Oktober geplant.
Teil des Beschlusses ist auch die Stellenausschreibung für den Hauptverwaltungsbeamten, wie das Bürgermeisteramt in korrektem Verwaltungsdeutsch heißt. Ab sofort können sich Interessenten bis zum 30. August bewerben. Bis zum vorgesehenen Dienstantritt am 1. Dezember leitet Stellvertreter Detlef Schönfeld die Geschicke der Stadt.
Was Osterwiecks nächster Bürgermeister braucht
Ingeborg Wagenführ hat klare Vorstellungen davon, was ihr Nachfolger mitbringen sollte: „Er braucht den unbedingten Willen, etwas zu verändern.“ Auch ein langer Atem und Führungsqualitäten können nicht schaden, findet sie und ergänzt: „Außerdem sollte man gut zuhören können.“
Tatsächlich haben bereits Dirk Heinemann und Lars Kohn ihren Hut in den Ring geworden. Unabhängig davon, wer in ihre Fußstapfen tritt, möchte Ingeborg Wagenführ demjenigen noch etwas auf den Weg geben: „Die Menschen in der Region leisten so viel, besonders im Ehrenamt. Sie haben es verdient, dass alles unternommen wird, damit unsere Region aufblüht.“
Sie empfiehlt, mit „Herz und Verstand vorzugehen“ und auch mal „mutig zu sein“. Wie das geht, mutige Entscheidungen zu treffen, hat Ingeborg Wagenführ selbst bewiesen mit ihrem freiwilligen Rücktritt nach gut elf Jahren Amtszeit.