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Stadtwerke  Heizung und Wasser in Halberstadt abgedreht

Ein Vermieter zahlt für Wohnungen in Halberstadt die Wasser- und Heizrechnungen nicht. Nun unterbrechen die Halberstadtwerke die Versorgung.

Von Jörg Endries 06.03.2020, 00:01

Halberstadt l Mitten im Winter bleiben die Heizungen kalt, aus dem Wasserhahn läuft kein Nass mehr, Durst stillen und Körperhygiene werden zum absoluten Luxus, die Klospülung funktioniert nicht mehr – eine Horrorvorstellung. Für zahlreiche Mieter in Halberstadt soll das ab Montag, 9. März 2020 bittere Realität werden.

Der Grund: Ein Vermieter hat große Außenstände bei den ­Halberstadtwerken. Trotz Mahnungen zahlt dieser die Rechnungen für Wasser und Heizung nicht. Jetzt zieht das Unternehmen die Notbremse und stellt die Versorgung für die betroffenen Wohnungen ab Montag, 9. März, ein.

Zwei Mitarbeiter der Halberstadtwerke steckten die ­Hiobsbotschaft am Donnerstag, 5. März, in die Postkästen der Wohnhäuser Juri-Gagarin-Straße 1-9, der Maxim-Gorki-Straße 11-18, der Puschkinstraße 4-5 sowie der Richard-Wagner-Straße 43-46, informiert Steffen Kerlin, kaufmännischer Leiter der Halberstadtwerke. Betroffen sind 111 Mieter. „Sie trifft überhaupt keine Schuld am Missstand. Mit der Miete haben sie die Rechnungen für verbrauchtes Wasser und ­Wärme an den Vermieter beglichen, der unser Vertragspartner ist. Allerdings bezahlte der die erbrachten Leistung nicht“, so Steffen Kerlin. Das nicht erst seit Kurzem, sondern seit Oktober 2019. Bislang seien Schulden in fünfstelliger Höhe aufgelaufen.

„Jetzt folgen der Januar und Februar des neues Jahres noch. Dann sprechen wir von einer ­sechsstelligen Schuld“, informiert Steffen Kerlin. Für die Halberstadtwerke sei das in dieser Größe ein bislang einmaliger Fall. „Die Konsequenzen, die wir leider ziehen müssen, sind in erster Linie für die Mieter sehr unangenehm. Aber auch wir geraten dabei in ein Licht, in dem kein Versorgungsunternehmen stehen möchte“, betont der kaufmännische Leiter. Allerdings sei es der Fairness den zahlenden Kunden gegenüber geboten, zu handeln. Aus vertragsrechtlichen Bedingungen sei man dazu ebenfalls gezwungen.

Der städtische Versorger habe sich die Entscheidung nicht einfach gemacht. „Wir versuchen seit Monaten, mit dem Vermieter eine Lösung zu finden, schrieben Mahnungen, weil er nicht reagiert hat“, berichtet Nico Ihsecke, Vertriebsleiter der Halberstadtwerke. Ende Januar 2020 erfolgte von Seiten der Halberstadtwerke mit der zweiten Mahnung eine ­Sperrungsankündigung für Wasser und Heizung. Praktisch ein Schuss vor den Bug als Warnung, dass bei Nichtzahlung Wasser und Wärme in den Wohnungen abgedreht werden.

Das veranlasste den Vermieter zumindest zu einer Teilzahlung, allerdings sei das nur ein Bruchteil der Gesamtsumme gewesen, so Nico Ihsecke. Weitere Zahlungen sollten folgen, blieben aber bis heute aus. „Die Geschäftsführer des bei Helmstedt ansässigen Vermietungs-Unternehmens sind für uns einfach nicht zu greifen, Kontaktversuche scheitern“, bestätigt Steffen Kerlin. Nachfragen der Volksstimme ebenfalls.

„Wir hoffen immer noch, dass wir bis Montag unser Geld bekommen, dann wird es keine Sperrung geben“, betont der Prokurist. Erfolgt das nicht, sei man zum Handeln gezwungen. Die Mieter hätten praktisch nur noch eine ­Chance, um das zu verhindern. Pro Hauseingang müssten die ­Mieter direkt mit den Halberstadtwerken einen sogenannten gesamtschuldnerischen Vertrag schließen und damit das Geld für Wasser- und Wärmeversorgung direkt und pünktlich an das städtische Versorgungsunternehmen abführen, so Steffen Kerlin.