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Beendorfer wollen die Exponate nicht dem BfS in Morsleben überlassen Standort für die KZ-Ausstellung bleibt weiter heftig umstritten

Von Anett Roisch 07.06.2012, 05:19

In der Beendorfer Schule gibt es seit 1996 eine Ausstellung über das KZ-Außenlager in Beendorf. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) möchte die Ausstellung wegen der gemeinsamen Geschichte nun nach Morsleben verlegen. Während einige Beendorfer Räte für den Umzug plädieren, sind andere strikt dagegen.

Beendorf l Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) möchte die gesamte Ausstellung in das Informationshaus nach Morsleben verlegen. Beendorfs Bürgermeister Jörn Schenke (SPD) erläuterte dazu: "Das BfS hält den bisherigen Ausstellungsraum für ungeeignet. Es wurde uns vor zwei Jahren ein Konzept vorgestellt. Vier Geschichtsphasen sollen in der Schau untersucht werden. Das sind erstens die Salzförderung, zweitens Munitionsproduktion und Häftlingseinsatz, drittens hauptsächlich die Broilerproduktion in der DDR und viertens die Atommülllagerung." Das BfS habe vor diesem Hintergrund darum gebeten, dass die Gemeinde Beendorf die Ausstellungstücke zur Verfügung stellt.

Daraufhin gab es schon heftige Diskussionen im Gemeinderat. Als kürzlich die französische Delegation "Amicale de Neuengamme" mit ehemaligen Deportierten und Familienangehörigen von KZ-Opfern das Außenlager des KZ Neuengamme in Beendorf besucht hatte, ist die Diskussion über den Standort der Ausstellung wieder neu aufgeflammt. Auf keinen Fall möchte Claus Hansper (WG Beendorf 2000), Mitglied im Beendorfer Rat, die Ausstellung aus den Händen der Gemeinde geben.

"Die Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt hat ein Konzept für das Bundesamt für Strahlenschutz erstellt. In diesem Konzept wurde auch der Standort Beendorf für die Dauerausstellung favorisiert. Denn dort kann man vieles - im Besonderen aus der NS-Zeit - sehen und anfassen. Ein Großteil der Ratsmitglieder folgt meiner Intension", betonte Hansper.

"Ich folge der Vernunft", sagte Bürgermeister Schenke hingegen und erklärte: "Es wäre schön, wenn wir die Ausstellung der Allgemeinheit in einer noch besseren Qualität zeigen könnten. Wenn es nicht anders geht, soll es auch in Morsleben sein." Dort gäbe es dann auch eine fachgerechte Betreuung. "Trotzdem sollten wir bestrebt sein, alle Objekte als Ensemble zu erhalten", ergänzte Schenke.

Dr. Björn Kooger war 1994/95 für die Gemeinde Beendorf tätig und arbeitete die Geschichte des KZ-Außenlagers Beendorf auf. Gemeinsam mit Rudi Wieland, dem ehemaligen Schulleiter, hatte der Historiker die Ausstellung eingerichtet. "Heute würde ich die Ausstellung anders gestalten", gestand Kooger.

"Grundsätzlich entscheidet Beendorf als Träger der Gedenkstätte, was mit der Ausstellung passieren soll"

Historiker Dr. Björn Kooger

"Grundsätzlich entscheidet die Gemeinde Beendorf als Trägerin der Gedenkstätte, was mit der Ausstellung passieren soll", sagte Kooger und betonte, dass es für beide Standortlösungen stichhaltige Argumente gebe. Für das BfS-Infohaus in Morsleben würden regelmäßige Öffnungszeiten, die fachliche Betreuung der Besucher und die Anwesenheit von Aufsichtspersonal sprechen. "In Beendorf handelt sich um einen historisch authentischen Ort in relativer Nähe zum früheren Lagergelände und zu Schacht Marie", beschrieb der Historiker die Vorzüge des jetzigen Ausstellungsortes. Das Gelände der ehemaligen Luftmunitionsanstalt, das Denkmal für die Opfer des Faschismus und die Gräber auf dem Friedhof befinden sich außerdem in Beendorf und könnten in Führungen eingebunden werden. Von Vorteil wäre auch die Lage am Allerradweg.

"Aufgrund der geringen Besucherzahlen in Beendorf und der gegenwärtigen Situation - kein Personal und die Ausstellung nur provisorisch - würde ich zunächst die Einbindung der Gedenkstätte in ein übergeordnetes Konzept anstreben", schlug Kooger vor. Er ergänzte: "Ich denke hier an die Gedenkstättenstiftung Sachsen-Anhalt, an die regionalgeschichtlichen Aktivitäten in Braunschweig und Magdeburg oder eben an die Aktivitäten des BfS-Infohauses. Eine dieser Einrichtungen könnte ein Modul erarbeiten, Info-Material drucken und in regelmäßigen Abständen Führungen anbieten."

Der Historiker hatte für die Ausstellung die Archivunterlagen speziell für die Gemeinde Beendorf zusammengetragen. Sie stammen unter anderem aus dem Bundesarchiv Berlin, dem Bundesmilitärarchiv Freiburg und dem Landesarchiv Sachsen-Anhalt. "Die Nutzungsbestimmungen legen fest, dass eine Weitergabe an Dritte nicht zulässig ist." Das sei ein Problem für eine Verlagerung nach Morsleben.

Unabhängig davon, wofür die Gemeinde sich schließlich entscheidet, ist Hansper derzeit dabei, weitere Mitstreiter für das jetzige Objekt zu finden, um den Ausstellungsraum weiter zu pflegen und auch interessierte Besucher zu führen. "Vielleicht finden wir ja auf dem Gelände in Beendorf noch einen anderen größeren Raum", blickt Hansper voraus.

Monika Hotopp, Pressesprecherin im BfS, erklärte auf Nachfrage: "Für uns ist es entscheidend, dass die Geschichte und die zukünftige Herausforderung an das Bergwerk Morsleben in einer Ausstellung - angemessen und professionell - dargestellt wird." Sie beteuerte, dass das BfS versucht, die Ausstellung mit allen Akteuren zu entwickeln. Monika Hotopp: "In welcher Form das passiert, ist noch nicht entschieden."