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Tourismus Verschenkte Chancen

Halberstadt hat touristisch einiges zu bieten. Doch wie wird das Hatix, das Harzer Urlaubsticket, angenommen?

Von Sabine Scholz 01.11.2019, 08:55

Halberstadt l Die Kirchen der Stadt, der einzigartige Domschatz, Museen von der Würstchenherstellung über bürgerliche Wohnkultur bis zur Vogelkunde, ein Mehrspartentheater, Kino, Schwimmbad, eine traumhafte Umgebung zum Wandern und Radfahren – wer Halberstadt als Urlaubsort wählt, kann viel unternehmen. Um noch ein bisschen attraktiver für Touristen zu werden, entschloss sich die Stadt vor knapp zwei Jahren, eine Idee der Harz AG aufzugreifen und den Stadtgästen den Zugang zum Hatix, dem Harzer Urlaubs­ticket, zu ermöglichen.

Fast 20.000 Euro gab die Stadt aus, um den Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen die Hatix-Hefte zur Verfügung zustellen. In denen findet sich auf der ersten Seite ein Meldeschein, der doppelt auszufüllen ist – ein Schein geht zurück an das Tourismusbüro der Stadt, der andere gilt als Fahrschein. Und der hat es in sich: Denn zum einen können die Gäste Straßenbahn und Stadtbus kostenfrei nutzen – das gilt übrigens auch für eine komplette Familie –, andererseits alle öffentlichen Buslinien im Harzkreis und im Raum Stolberg. Ab 2020 gilt das Harzer Urlaubsticket auf ausgewählten Linien auch in den niedersächsischen Landkreisen Goslar und Göttingen.

„Viele andere Städte im Harz haben dieses Angebot schon seit vielen Jahren. Immerhin gibt es das Hatix schon seit Januar 2010. Um nicht noch weiter Nachteil zu geraten beim Wettstreit um die Gäste, haben wir 2018 von der Stadt grünes Licht für dieses Angebot bekommen“, erinnert Christiane Strohschneider. Im Frühjahr 2018 hatte sie die Hatix-Hefte, in denen zugleich unterschiedliche Gutscheine für Restaurants, Museumsbesuche und andere Freizeitaktivitäten zu finden sind, in einem Pressegespräch vorgestellt. Ab Juni standen sie den Beherbungsbetrieben zur Verfügung. Doch die bringen das kostenlose ÖPNV-Angebot sehr unterschiedlich an den Gast, wie auf Nachfrage zu erfahren war.

Schon im Herbst 2018 merkte das Team um Tourismuschefin Strohschneider, dass die Hatix-Hefte nicht so nachgefragt wurden, wie erwartet. „Wir hatten mit einem regelrechten Run auf dieses Angebot gerechnet“, sagt Dagmar Mattusch, „aber das war nicht so.“ Die verhaltene Reaktion kann sich auch Christiane Strohschneider nicht erklären. „Schaut man auf die Statistik, wird das kostenlose Busticket gut genutzt im Harz. Bei 2,4 Millionen Übernachtungen im vergangenen Jahr gab es 607.000 Nutzungen“, sagt Strohschneider.

Sie wirkt im Gespräch ein bisschen ratlos, denn eigentlich, sagt sie, sei das Hatix eine ideales indirektes Marketing auch für die Übernachtungsbetriebe. Die Hotels, Pensionen und Co. könnten auf ihren Internetseiten schon auf die kostenfreie Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs hinweisen, aber leider fehle das noch an vielen Stellen. „Dabei spüren wir hier im Tourismusbüro, dass es viele Besucher gibt, die daran interessiert sind. Denn oft kommen Gäste und fragen, ob sie bei uns das Hatix bekommen können. Wir verweisen sie dann immer wieder an ihre Gastgeber, die geben die Hatix-Hefte aus.“

Ob das doppelte Ausfüllen der Meldescheine eine Hürde ist? Christiane Strohschneider kann es nur vermuten. „Sicher, es macht etwas Aufwand, aber man kann ja auch die Gäste bitten, die Scheine auszufüllen“, sagt sie. Ein anderer Grund könnte die nicht immer einfache Personalsituation in den Hotels sein. Wechseln Mitarbeiter häufig, bleibt die Information zum Hatix auf der Strecke, diese Erfahrung haben die Mitarbeiter der Halberstadt-Touristik bei ihren Besuchen vor Ort gesammelt. Und sie merken, gibt es wieder eine Erklärunde, ist der Rücklauf besser. Aber auf Dauer könne das kaum die Lösung sein, so Strohschneider. Die Gastgeber haben in Halberstadt zudem noch einen besonderen Bonus, denn anders als in vielen anderen Harzorten wird in Halberstadt keine Kurtaxe erhoben, über die unter anderem das Hatix finanziert wird. In Halberstadt trägt die Stadt die Kosten.

Dass es auch anders geht, zeigen Rückläufe aus dem Hotel „Villa Heine“ und dem Schäferhof Langenstein, wo die kostenlosen Fahrscheine regelmäßig von zahlreichen Gästen genutzt werden.