Geschäftsführer Thomas Sickel führt CDU-Politiker durch die Firma Borek / Betrieb setzt auf die Jugend "Unser größtes Pfund ist die Nachwuchsausbildung"
Osterwiecks größter Arbeitgeber, die Firma Borek, erhielt Besuch von CDU-Politikern aus Bund und Land. Sie waren überrascht, was hier produziert wird.
Osterwieck l Heike Brehmer, die Harzer CDU-Bundestagsabgeordnete, brauchte trotz Navigationsgerätes im Auto einige Zeit, um den Standort der Firma Borek im Hinterland des Gewerbegebiets Lüttgenröder Straße zu finden. Osterwiecker freilich wissen, wo das größte Unternehmen der Stadt seinen Sitz hat. Ganz besonders Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ (Buko), denn die Stadt Osterwieck ist seit Kurzem auch Kunde von Borek.
Als Druckerei begann Borek nach der Wende in Osterwieck zu arbeiten, nachdem die Formulardruckerei Demos übernommen worden war. Heute gibt es hier keine klassische Druckerei mehr, das Unternehmen hat sich umstrukturiert zum Dienstleister für die Direktmarketing-Industrie. "Wir haben 2006 den Entschluss gefasst, die Druckerei zu schließen", sagte Geschäftsführer Thomas Sickel beim Besuch von Heike Brehmer, dem CDU-Landtagsabgeordneten Bernhard Daldrup, dem Vorsitzenden der Harzer CDU-Mittelstandsvereinigung, Bernhard Voigt, und Vertretern der Stadt. "Wir haben noch den richtigen Zeitpunkt erwischt. Es war eine traurige Zeit", sagte er angesichts der damals notwendigen Entlassungen. "Heute haben wir wieder über 250 Mitarbeiter. Das zeigt, dass unsere Entscheidung richtig war."
Die riesigen Offsetdruckmaschinen sind Laserdruckern gewichen, oft nicht viel größer als ein Bürogerät. Hier werden vor allem sensible Personendaten verarbeitet. Ein Geschäft, das höchste Sicherheitsvorkehrungen zum Datenschutz erfordert. Mit dem Druck verbunden ist auch der pünktliche Versand der Unterlagen an die Adressaten. Die Stadt Osterwieck lässt hier nun die Stadtratsunterlagen an die Abgeordneten drucken und versenden. Künftig will sie bei Borek auch Gebührenbescheide verarbeiten lassen. Große Handelsunternehmen und Energieversorger gehören zum Beispiel zu Boreks Kunden. "Wir sind selbst Mittelständler und arbeiten vor allem für den Mittelstand", erklärte Sickel.
Während es früher als Druckerei in erster Linie um die Abarbeitung eines Auftrag ging, baue man heute auf Vertragsgeschäfte, die über einen längeren Zeitraum laufen. "Früher beim Formulardruck ging es um Qualität und Preis, heute um den Erfolg des Kunden", beschrieb das Thomas Sickel, der im Unternehmen von Henning Borek vor 15 Jahren als Einkäufer angefangen hatte.
Generationswechsel an der Firmenspitze
Sickel sieht es als großen Vorteil, dass der Betrieb - nun in siebter Generation - inhabergeführt ist. Dadurch sei man gegenüber Kunden sehr flexibel, habe nicht die langen Entscheidungswege eines Konzerns. Henning Borek ist derzeit dabei, die Geschäfte an seinen Sohn Sebastian Borek zu übertragen. Dieser habe seinen ganz eigenen Blick auf das Unternehmen - und neue Ideen. Die heutige Zeit bringt schnelle Veränderungen. "Ich kann nicht sagen, ob in fünf Jahren noch Mailings verschickt werden oder alles aufs iPad geht."
Diese Veränderungen fordern auch die Mitarbeiter. Fachkräftemangel? "Unser größtes Pfund ist die Nachwuchsausbildung. Wir setzen auf die Jugend", erklärte Thomas Sickel. Bürgermeisterin Wagenführ strahlte angesichts der 17 Lehrlinge. Sieben junge Leute haben erst vor wenigen Tagen ihre Ausbildung begonnen, darunter zum ersten Mal auch in Form eines dualen Studiums. "Sie haben gute Chancen, übernommen zu werden."
Besserer Winterdienst zur Autobahn gewünscht
Thomas Sickel berichtete, dass Borek ein großer Auftraggeber sei. "Wir wollen nicht alles selber machen, aber alles bieten." Ob Plastikkarten einkaufen oder Lottoscheine und Flyer drucken - "wir haben über hundert feste Lieferanten. Dadurch haben wir mehr zu bieten, als man hier am Standort sieht."
Die von den Gästen erfragten Wünsche des Betriebes an die Politik waren eher praktischer Natur: eine im Winter besser beräumte Landesstraße zur Autobahn sowie keine Stromausfälle mehr.