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Deutsch-russischer Verein "Raduga" veranstaltet Jolkafest in Räumen des Kinderschutzbundes Väterchen Frost tanzt mit Kindern um Jolka

Von Julia Schneider 03.01.2012, 05:27

Während die Deutschen das Weihnachtsfest sowie den Silvesterabend feiern, sehnen die Kinder in Russland das Jolkafest herbei. Traditionell wird dieses zum Übergang ins neue Jahr begangen. In Haldensleben richtete der Verein "Raduga" ein Jolkafest aus.

Haldensleben l Die Mitarbeiter des Deutschen Kinderschutzbundes in Haldensleben stellten die Räume für das traditionelle Jolkafest zur Verfügung und sorgten auch für das leibliche Wohl aller Gäste. "Ich freue mich, dass der Verein ¿Raduga\' auch in diesem Jahr wieder das Jolkafest bei uns feiert. Denn es ist nicht nur schön, zu sehen, mit wie viel Liebe die Veranstaltung vorbereitet wird, sondern es ist auch ein wunderbares Beispiel dafür, dass Integration funktionieren kann", sagte Marlis Schünemann, die ehrenamtliche Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes.

Von den Kindern der Spätaussiedler-Familien, die zum Jolkafest anwesend waren, kennt kaum noch eines die alten Traditionen aus der Heimat der Eltern oder Großeltern. "In unserem Kulturkreis gibt es ja das Jolkafest nicht. Dabei ist es in Russland das bunteste und lauteste Fest für Kinder mit Geschenken, Spiel und Tanz", erzählten Katharina Müller, die Leiterin des Vereines "Raduga", und die anderen Mitglieder. Wochen vorher begannen sie, das Jolkafest vorzubereiten. In liebevoller Handarbeit fertigten sie Kostüme für die Mädchen und Jungen an - beim Jolkafest verkleiden sich die Kinder nämlich. Sie kamen als Indianer, Prinzessinnen, Schneeflöckchen, Piraten oder Ritter, um ein langfristig geplantes Märchenspiel zu erleben, das sie vorher nicht kannten.

Die Kinder tanzen um die Jolka und begrüßen bekannte Figuren

"Zum Jolkafest tanzen die Kinder um die Jolka - die geschmückte Tanne - und begrüßen Figuren, die sie aus Märchen oder Geschichten kennen", erklärte Katharina Müller. So traten nacheinander ein Schneemann, das Aschenbrödel in seinem Ballkleid, die Hexe Baba Jaga mit einer kleinen Hexengefährtin und das Rotkäppchen auf. Auch "der Ewige", dessen deutsches Pendant in etwa Gevatter Tod sein dürfte, besuchte die Kinder und tanzte und schäkerte mit ihnen. Die Schneekönigin ging anmutig durch ihre Reihen. Am sehnlichsten wurde jedoch Väterchen Frost erwartet.

Der Alte mit der blauen Kutte, der mit dem Weihnachtsmann zu vergleichen ist, kam mit seiner Enkelin und verteilte großzügig Geschenke. Aber auch der russischen Tradition zufolge wurden die Mädchen und Jungen erst beschenkt, nachdem sie ihm ein weihnachtliches Liedchen oder ein Gedicht vorgetragen hatten.

Zum Stolz der anwesenden Eltern und Großeltern trugen die meisten Kinder russische Weisen vor.

"Viele Kinder beherrschen die russische Sprache gar nicht mehr. Die Eltern versuchen, sie zweisprachig zu erziehen. Viele Kinder verstehen dann zwar, was man ihnen auf Russisch sagt, sie können selber aber nur noch Brocken sprechen", erklären die Mitglieder von "Raduga". Mit Feiern wie dem Jolkafest wollen sie sich auf keinen Fall abgrenzen, sondern die alten Traditionen vielmehr in ihren neuen Alltag - in die neue Heimat - übertragen.

"Denn es wäre schade, wenn so schöne Dinge wie das Jolkafest, die Schneekönigin und Väterchen Frost in Vergessenheit geraten würden", finden der veranstaltende Verein sowie die Helfer vom Kinderschutzbund.