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Verkehr Straßenbahn fährt wieder über Breiten Weg

Ein Fotokünstler hat den Wunsch vieler Halberstädter in einem Bild umgesetzt - Kann die Strecke auch in Realität reaktiviert werden?

Von Sandra Reulecke 03.04.2020, 09:49

Halberstadt l Wie kann der Breite Weg in Halberstadt – die einstige Flaniermeile, die heute von Leerstand geprägt ist – wieder belebt werden? Das wird seit Jahren diskutiert, vom Stadtrat wie von den Bürgern. Einen ganz eigenen Lösungsansatz hat Stephan Hujer parat: eine Straßenbahnhaltestelle auf dem Weg, wie es sie früher bereits gab.

Wie das aussehen könnte, hat der Halberstädter in einem Bild dargestellt und dieses im sozialen Netzwerk Facebook gepostet. Eigentlich als Aprilscherz. Aber die vielen Kommentare und Reaktionen der Nutzer machen deutlich, dass die Idee ankommt.

Für Claudia Stein, Geschäftsführerin der Halberstädter Verkehrs-GmbH (HVG), ist das keine Überraschung. „Es kommen immer mal wieder Anfragen, ob die Linie über den Breiten Weg reaktiviert werden könnte“, berichtet sie.

Wie sie informiert, gehörte der Breite Weg von Anfang an zum Streckennetz in Halberstadt. „Schon zu der Zeit, als noch eine Pferdebahn fuhr. Die Tiere waren damals auf einem Gelände untergebracht, wo sich heute ganz in der Nähe die Total-Tankstelle befindet“, berichtet sie.

Seit 117 Jahren gibt es eine elektrische Straßenbahn in der Domstadt. Bis vor ziemlich genau 40 Jahren hielt die Tram auch auf dem Breiten Weg. „Die letzte Straßenbahn fuhr am 2. Mai 1980 auf der Strecke“, informiert Claudia Stein. Nur alte Fotos erinnern noch an die aktive Zeit, von den Schienen ist heute nichts mehr zu sehen.

Die Linie wieder aufzunehmen, sei „schon schön“, wie Stein sagt. Aber unrealistisch. „Die Investitionskosten wären zu hoch, das würde der Nutzen nicht rechtfertigen.“ Zudem seien die gesetzlichen Vorgaben dafür, wo eine neue Strecke langführen darf, heutzutage andere. „Fraglich, ob das überhaupt genehmigt werden könnte.“

Dennoch gefällt ihr das Foto von Stephan Hujer so gut, dass sie sich vorstellen könnte, es für Werbezwecke oder Weihnachtsgrußkarten zu verwenden, sagt die HVG-Geschäftsführerin.

Rund 30 Stunden hat der Fotokünstler an dem Bild gearbeitet. Composing heißt die Technik, die er dafür angewendet hat. Dabei werden mehrere Fotos am Computer zu einem neuen Bild zusammengefügt, ohne dass Übergänge zu sehen sind. „Die Schwierigkeit dabei ist es, aus dem richtigen Winkel zu fotografieren, damit hinterher die Perspektive stimmt“, berichtet Hujer.

Der 47-Jährige ist hauptberuflich mit einem Computerfachgeschäft samt Grafikstudio selbstständig, in seiner Freizeit beschäftigt er sich mit Foto- und Videokunst. Gemeinsam mit Marcel Lieben, einem gelernten Zimmermann, hat er das Projekt „Dream Image“ gegründet. Ihr Anliegen: Halberstadt und den Harz von den schönsten Seiten zu zeigen. Oft verwenden sie auch Drohnen, um aus der Vogelperspektive fotografieren zu können. Zurzeit arbeiten die beiden Halberstädter an einem Imagefilm für ihre Heimatstadt. Dafür haben sie auch Sequenzen aus der Straßenbahn – einem Linder-Triebwagen 31, Typ T2, der im Jahr 1938 gebaut wurde – heraus gefilmt.

„Im Gespräch mit einem Techniker, der bei der Straßenbahn arbeitet, entstand die Idee für das Foto“, berichtet Stefan Hujer. „Er hat von früher erzählt und davon, wie schön es wäre, wenn die Straßenbahn wieder über den Breiten Weg fahren würde.“