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Folge 16 der Serie "24 Stunden Halberstadt": von 22 bis 23 Uhr auf Streife mit der Polizei Verkehrskontrollen sind ihr Steckenpferd

Von Vivian Hömke 20.06.2013, 03:12

"24 Stunden Halberstadt" zeigt 24 spannende Geschichten aus der Domstadt. Über 40000 Menschen leben, arbeiten, spielen und lernen hier. Die Volksstimme begleitet einige von ihnen. Folge 16: von 22 bis 23 Uhr auf Streife mit der Polizei.

Halberstadt l Kurz nach 22 Uhr versammeln sich Dienstgruppenleiter Dirk Sparwasser und die anderen Beamten der Nachtschicht in einem Besprechungsraum des Polizeireviers Harz in Halberstadt. Gemeinsam mit den diensthabenden Polizisten bespricht Dirk Sparwasser unter anderem, welche Notrufe aktuell vorliegen. Im Moment gebe es nur eine Meldung.

"Im Treppenhaus liege ein betrunkener Mann, der da nicht hingehört."

Dirk Sparwasser, Polizeirevier Harz

Eine Frau habe bei der Polizei angerufen. "In ihrem Treppenhaus liege ein betrunkener Mann, der da nicht hingehört", informiert der 39-Jährige seine Kollegen. Chris Püchel und Mario Kalms sollen sich des Falles annehmen und nach dem Rechten schauen. Auf dem Weg zum Auto ereilt die Zentrale plötzlich ein weiterer Anruf: Ein Fahrradfahrer sei gestürzt und habe sich den Kopf aufgeschlagen. Mit Blaulicht und Sirene fahren Chris Püchel und Kollege Mario Kalms los. Vor ihnen rast ein weiteres Einsatzfahrzeug durch die menschenleeren Straßen der Stadt. "Der Besoffene im Treppenhaus muss erst einmal warten."

Noch vor den Einsatzkräften des Rettungsdienstes treffen Püchel, Kalms und die anderen Polizeibeamten am Unglücksort ein. Ein Mann lehnt in einer Wohngegend an einem Vorgartenzaun. Sein Fahrrad liegt neben ihm auf dem Boden. Mario Kalms steigt aus dem Wagen, kurz danach kehrt er zurück und informiert Dirk Sparwasser im Revier über ein Handfunkgerät, was genau passiert ist. "Der Mann hat Kopf- und Handverletzungen", sagt er. Er habe auf der Straße auf dem Rücken gelegen und sei nicht ansprechbar gewesen.

Es regnet in Strömen. Wahrscheinlich, so vermutet Chris Püchel, ist der Mann mit dem Fahrrad ausgerutscht und hingefallen. "Keiner hat ihn allerdings fahren sehen", sagt Chris Püchel. Sollte der Mann zu viel Alkohol getrunken haben, erwarte ihn voraussichtlich keine Strafverfolgung, weil es keine Zeugen dafür gebe, dass er tatsächlich auf dem Sattel saß.

Püchel und Kalms fahren weiter, während die anderen Beamten bei dem Verletzten auf den Krankenwagen warten. In der Wolfenbütteler Straße soll noch immer ein Betrunkener im Flur eines Mehrfamilienhauses seinen Rausch ausschlafen. In besagter Straße angekommen, halten die Polizisten ein paar Eingänge vor der Adresse an. Beide Männer steigen aus dem Auto, um einen Mann abzufangen, der gerade seinen Roller geparkt hat. Spontane Verkehrskontrolle.

"Haben Sie etwas getrunken, waren Sie feiern?", fragt Mario Kalms den Mann, während dieser Führerschein, Papiere und Personalausweis aus dem Portemonnaie kramt. "Feiern? Nein, ich komme von der Arbeit", antwortet er. Die Polizisten stellen nichts Auffälliges fest, bedanken und verabschieden sich.

Auf dem Weg zurück zum Auto kommt ihnen eine Frau entgegengelaufen. "Ich warte schon seit einer Stunde", beschwert sie sich. Es ist die Dame, vor deren Tür ein alkoholisierter Mann liegen soll. Die Beamten folgen ihr in den Hausflur. Auf der Treppe, die zum Keller führt, hat es sich ein Mann auf den oberen Stufen "bequem" gemacht.

Mario Kalms muss den Schlafenden mehrmals ansprechen, bis er reagiert. Er wohne zwei Eingänge weiter und habe seine Bekannte besuchen wollen, sagt er lallend. Die Frau, die bei der Polizei angerufen hatte, steht in einigen Metern Abstand kopfschüttelnd im Flur. Während Püchel den Namen des Mannes und der Zeugin notiert, hilft Kalms dem Betrunkenen auf die Beine. Wackeligen Schrittes wankt er anschließend nach Hause.

"Nachtschichten mache ich lieber. Jeder hat sein Steckenpferd."

Chris Püchel, Polizeibeamter

Die Polizisten drehen einige Runden durch die Stadt. "Nachtschichten mache ich lieber als Frühschichten", sagt Chris Püchel. Besondereren Wert lege der 30-Jährige auf Verkehrskontrollen, um alkoholisierte oder unter anderen Drogen stehende Fahrer zu erwischen. "Jeder hat da sein Steckenpferd", erklärt er. Alkohol- und Drogenmissbrauch am Steuer aufzudecken, funktioniere nach dem Stecknadelprinzip. Zwei betrunkene Radfahrer haben die beiden Polizisten früher an diesem Abend schon erwischt. "Der erste Radfahrer hatte 1,1 Promille, der zweite war mit 2,66 Promille unterwegs. Ihm droht jetzt eine Strafverfolgung wegen Trunkenheit im Straßenverkehr", erläutert der Halberstädter.

Gegen 23 Uhr unterbrechen Püchel und Kalms ihre Streife und fahren Richtung Bahnhof. Dort warten sie auf die Heimkehr von rund 80 enttäuschten Fußballfans.

In der morgigen Ausgabe erscheint Folge 17 der Serie "24 Stunden Halberstadt": von 23 bis 0 Uhr bei der Novoplast Schlauchtechnik GmbH.