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DDR-Sammelsurium in Kai Joetzes "Ostschuppen" lockt zuhauf Neugierige an / Neue Gaben lassen Fundus wachsen Vier Stühle aus Honeckers Jagdhaus als Gastgeschenk im Gepäck

Von Gerald Eggert 04.10.2012, 01:18

Emersleben l Auf eine entscheidende Frage hatte Kai Joetze gestern Abend keine Antwort parat: Wie viele Besucher im Tagesverlauf der Einladung zum Blick in seinen "Ostschuppen" gefolgt waren, vermochte Joetze nicht zu sagen. "Es waren viele, sehr viele. Zeitweise bildeten sich sogar Warteschlangen. Doch wie früher reihten sich alle ein und warteten geduldig auf Einlass."

"Es waren viele Besucher, sehr viele. Zeitweise bildeten sich sogar Warteschlangen. Doch wie früher reihten sich alle ein und warteten geduldig auf Einlass."

Kai Joetze, Sammler von DDR-Erinnerungsstücken

In den Räumen, in denen der 41-Jährige sein umfangreiches und recht buntes Sammelsurium an DDR-Erinnerungsstücken präsentiert, standen Frauen, Männer und auch Kinder dicht an dicht. Ganze Familien waren angereist. Nicht nur aus dem Harzkreis, sondern weit darüber hinaus. Ehepaare erinnerten sich an so manches "gute Stück", das sie selbst einmal besessen hatten oder gar noch in Gebrauch haben. Kindern und Jugendlichen wurde gezeigt, was es damals gab, womit die Eltern einst gespielt und welche Musik sie einst gehört haben. Obendrein gibt es zuhauf Küchengeräte, Geschirr, Schulbücher sowie Fotoapparate, Waschmittel, Zeitschriften und vieles andere mehr zu sehen.

Rita und Walter Lachmann aus Halberstadt fanden klare Worte: "Wir wollen die DDR nicht wiederhaben. Was es hier zu sehen gibt, ist aber auch ein Stück unserer Geschichte. Wir haben eine Menge entdecken können. Das sollte sich jeder mal anschauen. Es wird heute so schnell vergessen."

Hauptwachmeister Michael Biethahn und Polizeimeister Wolfgang Wasserthal vom "Volkspolizeirevier Schlanstedt" waren mit dem Streifenwagen und dem Krad der Volkspolizei vorgefahren. Sie zeichneten Kai Joetze mit einer Urkunde "Für den Erhalt von DDR-Produkten" aus und würdigten - ganz in Anspielung auf die einstigen Sprachungetüme - sein Engagement bei "der Erfüllung der den Organen des Ministeriums für Geschichte gestellten Aufgaben". "Na bravo", meinte ein Besucher mit offensichtlicher Ost-Biografie lachend.

Immer wieder durfte sich der Sammler über Geschenke zur Erweiterung seiner Ausstellung freuen. Gefüllte Tüten und Kartons landeten erst einmal im Wohnzimmer. "Muss ich heute Abend in Ruhe sortieren", entschied Kai Joetze. Andere bedankten sich beim Abschied und kündigten an, bald etwas vorbeizubringen.

Für eine Riesenüberraschung sorgte eine Magdeburger Familie. Gemeinsam mit ihren Töchtern Caterina und Patricia übergaben Corona und Manfred Förster vier Originalstühle aus Honeckers Jagdhaus in der Schorfheide. "Jetzt wird\'s wirklich eng", sagte der Hausherr und meinte lachend, er müsse sich nun wirklich dringend nach weiteren Räumlichkeiten für seine wachsende Sammlung umsehen.