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Vollsperrung Wildschweine: Pakete landen im Graben

Auf der B 81 bei Halberstadt ist ein Lkw mit Paketsendungen der Deutschen Post in einen Unfall verwickelt worden.

Von Dennis Lotzmann 23.10.2018, 10:51

Halberstadt l Stunden nach dem schweren Unfall auf der B 81 in Höhe Osterholz gehen die Ermittler der Polizei von einem sprichwörtlich tierischen Szenario aus: Eine Wildschweinrotte, so die bisherigen Erkenntnisse, könnte gegen 5.30 Uhr die Ursache für die folgenschwere Kettenreaktion gesetzt haben. Der Fahrer – oder die Fahrerin – eines dunklen Pkw, der Richtung Pfeifenkrug unterwegs war, soll nach Angaben des beteiligten Lkw-Fahrers versucht haben, die Kollision mit den Tieren mittels Ausweichmanöver Richtung Gegenfahrbahn zu verhindern, so Polizeisprecherin Bettina Moosbauer.

Die Folgen dieser Reaktion im Bereich einer Kurve waren freilich fatal: Der im Gegenverkehr befindliche Lasterfahrer habe stark abgebremst und sei nach rechts ausgewichen. „Dadurch kam sein Anhänger ins Schlingern und der geladene Container rutschte in den angrenzenden Straßengraben", beschreibt die Polizeikommissarin die Abläufe. Dabei habe er zwei Leitposten, das Straßenbankett sowie eine Krötenbrücke beschädigt und eine Eiche umgeworfen. Zu allem Überfluss wurde auch der Container aufgerissen und ein Teil der Fracht – Paketsendungen von DHL – beschädigt. Der 37 Jahre alte Lkw-Fahrer hatte Glück im Unglück und blieb – laut Speditionschef – abgesehen von einem Schock unverletzt.

Die Bergung des tonnenschweren Containers gestaltete sich allerdings extrem aufwendig. Nachdem sich die alarmierten Polizeibeamten spontan als Paketboten betätigt und die verstreut im Graben liegenden Sendungen sichergestellt hatten, musste ein Kran geordert werden, um den beschädigten Container zu bergen. Die B 81 war zwischen Pfeifenkrug und Böhnshausen bis in die Mittagsstunden voll gesperrt.

Der verunglückte Lkw gehört zur Schwanebecker Spedition Gerloff und war nach Angaben von Geschäftsführer Thomas Gerloff im Nachtsprung-System der Deutschen Post/DHL zwischen den Paketzentren in Lahr/Schwarzwald und Osterweddingen unterwegs. Eigentlich hätten die Pakete am Morgen dort eintreffen und anschließend nach der Feinsortierung in die Zustellung gehen sollen.

Eigentlich. Letztere dürfte sich nun mindestens um einige Stunden verzögern, so Thomas Gerloff und Postsprecher Hans-Christian Mennenga unisono. Der Ersatz-Lkw mit der geborgenen Fracht traf gegen Mittag in Osterweddingen ein. Während die unbeschädigten Sendungen anschließend die weitere Zustell-Logistik in Osterweddingen durchlaufen konnten und wahrscheinlich am heutigen Mittwoch in die Kundenzustellung gehen, müssen die beschädigten Sendungen zuvor im Detail geprüft werden.

Dafür, so Thomas Gerloff, werde ein sogenannter Havariekommissar als neutraler Gutachter eingesetzt. Er bewerte die Pakete hinsichtlich der Beschädigungen und der nötigen Regulierung seitens der Versicherung. Grundsätzlich, präzisiert  Postsprecher Mennenga, würden ausnahmslos alle im betreffenden Container befindlichen Sendungen speziell registriert. „Schließlich kann es ja auch in äußerlich unbeschädigten Paketen Beschädigungen geben, die erst der Empfänger beim Öffnen erkennen kann", so der Post-Sprecher.

Die leicht beschädigten Pakete würden nachverpackt in die Zustellung gehen – hier könnten die Empfänger individuell entscheiden, ob sie die Ware annehmen. Und auch bei schwerer beschädigten Sendungen werde ein Zustellversuch zumindest unternommen. Schließlich liege die Entscheidung über Annahme oder Verweigerung beim Empfänger.

Lehne der die Annahme ab, dürfte es im Fall von Versandwaren auf eine Ersatzlieferung hinauslaufen, die letztlich zu Lasten der Versicherung des Unfallfahrers gehe. Anders sehe es bei klassischen Privatsendungen aus – also Paketen, mit individuellem und womöglich unersetzlichem Inhalt. Der selbst gebastelte Stern der Oma für die Enkelin könnte schlimmstenfalls wirklich irreparabel beschädigt sein. Ein Szenario, das angesichts der mittlerweile sehr hohen Quote von Versandhaus-Sendungen aber keine dominierende Rolle spielen dürfte.

Letztlich beziffert die Polizei den Schaden auf rund 41.000 Euro. Neben den Kosten für Container und Anhänger – laut Thomas Gerloff rund 15.000 Euro – dürften auch die Bergungskosten sowie die Beschädigungen an der Fracht entsprechend zu Buche schlagen. Konkrete Zahlen hinsichtlich der Zahl der beschädigten Sendungen konnte der Postsprecher nicht nennen. Nach Angaben von Thomas Gerloff arbeitet der 37 Jahre alte Lkw-Fahrer seit drei Jahren für die Spedition – „er ist für gute Arbeit und Zuverlässigkeit bekannt", so der Chef.

Die Polizei hofft bei der Klärung von Details zur Unfallursache derweil auf Zeugen. „Für uns sind insbesondere Hinweise von Augenzeugen wichtig, um den Unfallhergang genau zu klären", betont Polizeisprecherin Moosbauer.

Hinweise bitte unter Tel. (0 39 41) 67 42 93