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Ausbildung Von der Lehre direkt zum Meisterbrief

Robin Wille aus Benneckenstein hat nach seiner Lehre zum Kfz-Mechatroniker bereits den Meisterbrief in der Tasche.

Von Frank Drechsler 09.11.2017, 13:02

Benneckenstein l Das Auto-Gen liegt ihnen offensichtlich im Blut. Schrauben, tüfteln, einstellen, reparieren – bei den Willes dreht sich beruflich alles um Autos. Seit mehreren Jahrzehnten ist das schon so. Und, sie wollen dabei nicht stehenbleiben. Wissen erweitern, weitergeben und den Service immer noch verbessern. In ihrem familiengeführten Kfz-Betrieb in Benneckenstein ist das ehernes Gesetz. Auch bei Robin Wille, der nach Opa Peter und Vater Olaf nun als dritte Generation das Meister-Triple komplettiert.

Etwas anderes, als sich beruflich wie sein Vater oder Großvater im Kfz-Handwerk zu verwirklichen, kam für Robin Wille nicht in Frage. Klar, Rennfahrer wollte auch er als kleiner Junge mal werden. Sein Weg war aber doch schon ein bisschen vorgezeichnet. Und die damit vorgegebenen Fußstapfen wahrlich meisterlich. Gedrängt habe ihn aber niemand. Das habe er mit 14 Jahren natürlich noch nicht gewusst, als er im Betrieb immer mal wieder „kleinere Reparaturen mit ausführen durfte“.

Hier mal eine Bremse reparieren oder wechseln, dort neue Winterreifen aufziehen. Von Anfang an sei sein Talent erkannt und im Familienbetrieb gefordert und gefördert worden. Im Verlauf der Lehre seien dann auch kniffligere Aufgaben wie der Wechsel von Zahnriemen dazu gekommen.

Der 20-Jährige: „Das war dann doch schon etwas komplexer und hat entsprechend länger gedauert.“ Großen Spaß bereiten Robin Wille alle Tätigkeiten rund ums Blech. Arbeiten an der Karosserie seien nicht jedermanns Sache.

Die Mitarbeiter im elterlichen Betrieb haben als gestandene Fachleute den Weg Robin Willes von Anfang an begleitet. Das sei die Basis dafür gewesen, um auch knifflige Prüfungsaufgaben problemlos lösen zu können. So habe er unter anderem einen kompletten Klimaservice mit Bravour erledigen können, eine defekte Kraftstoffpumpe mittels Fahrzeugdiagnose nach der Fehlersuche lokalisiert und ausgetauscht. Auch einen defekten Synchronring, der sich als Übeltäter eines klemmenden Gangs eines Getriebes entpuppt habe, sei so von ihm erkannt und repariert worden, berichtet der Jungmeister über seine Gesellenprüfung.

Und nun ist er auch noch Meister. Einer des Kfz-Techniker-Handwerks. Der dritte Wille, der das geschafft hat. Stolz darauf sind sie alle. „Groß gefeiert wird aber erst, wenn mir nächstes Jahr beim Festakt im Magdeburger Maritim-Hotel der Meisterbrief offiziell ausgehändigt wird“, sagt Robin Wille. Er hatte eben nicht, wie fast alle anderen Gesellen seines Abschlussjahrgangs, eine Pause eingelegt, um den Schul- und Ausbildungsstress erst einmal hinter sich zu lassen.

Der Benneckensteiner: „Wenn ich aufgehört hätte, wäre mir der Weg zurück auf die Schulbank wohl viel schwerer gefallen. So habe ich einfach noch eins drauf gesetzt und das war gut so.“ Schon im letzten Jahr seiner dreieinhalbjährigen Ausbildung hatte er parallel ein Meisterstudium begonnen. Mit allem Drum und Dran. Das sei dann doch schon eine ganz andere Hausnummer als die Ausbildung gewesen, betont Wille. Natürlich habe das Studium zum Meisterbrief auf das während der Lehre erlernte Wissen aufgebaut.

Es sei aber sehr viel Neues wie der kaufmännische Bereich hinzugekommen. Auch der Nachweis, persönlich und fachlich die Führung von Lehrlingen zu übernehmen, habe dazu gehört, erklärt er weiter. Das und die begleitenden Fachgespräche und Prüfungen hat Robin Wille im Bildungszentrum des Kfz-Gewerbes Sachsen-Anhalt in Möckern bestanden. Übrigens mit der Note 1.

Als Meister im elterlichen Betrieb hat ihn nun der berufliche Alltag eingeholt. Der sei anfangs doch ganz schön stressig gewesen. Und die Last auf seinen Schultern schwerer geworden. Er merke deutlich, dass ihm mehr abverlangt werde. Was aber gut sei. Es zahle sich aus, dass er während der Meisterausbildung „ein beachtliches Stück Wissen in die Rübe gedrückt“ bekommen habe. Damit habe er sein technisches Verständnis deutlich erweitert.

Stichwort Freizeit. Die gibt es natürlich. Wenn auch längst nicht mehr so üppig wie früher. Familie sei ihm wichtig und die gemeinsamen Unternehmungen mit Freundin Elisabeth, die er beim Truck-Trial in Elbingerode kennengelernt hat, stehen dabei an erster Stelle.

Aufgegeben hat Robin Wille hingegen das Fußballspielen, das er aus Zeitgründen nicht mehr schafft. Aber bei der Feuerwehr, wo sich die Willes traditionell ehrenamtlich engagieren, ist er weiter aktiv. Seit dem achten Lebensjahr und mittlerweile als Truppführer und Atemschutzgeräteträger. Dienstabende und -sport mit Volleyball würden hier regelmäßig stattfinden. Damit halte er sich fit, berichtet der junge Meister.

Wenn dann noch Zeit ist, widmet sich Robin Wille seinem Ford Mondeo, Baujahr 2005. Viel Herzblut habe er in dieses Auto gesteckt. Es Stück für Stück zurechtgemacht. Tiefer gelegt und auch sonst mit einigen Finessen optisch verschönert. Wenn er mit dem 150 PS starken Selbstzünder mal über die Harzer Straßen fahre, dann eher gemächlich. Schaltfaul, mit über 400 Newtonmetern Drehmoment und in aller Ruhe.