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Zahlreiche Lichtspiel-Projekte ins Leben gerufen- Chance als Ergänzung zu Multiplex-Häusern Vorbei mit Kino-Kultur in Haldensleben?

Von André Ziegenmeyer 28.02.2013, 02:18

Die Volksstimme-Leserbefragung bietet Ihnen die Chance, Ihre Meinung zum Geschehen in Ihrer Umgebung zu sagen. Heute geht es erneut um das Thema Kino. Zwar hat Haldensleben kein eigenes Lichtspielhaus mehr. Dafür gab es in den letzten Jahren viele Ansätze, der Kino-Kultur neues Leben einzuhauchen.

Haldensleben l Der umfangreichste Plan in dieser Hinsicht ging von der Stadt selbst aus. So gab es laut Pressesprecher Lutz Zimmermann die Idee, ein Autokino ins Leben zu rufen. "Geplant war dies vor dem Rolli-Bad. Wegen des aber doch erheblichen adminis- trativen und vor allem technischen Aufwandes wurde die Idee wieder fallen gelassen", so Zimmermann. Stattdessen habe man das Kinoangebot der Kulturfabrik weiter ausgebaut.

Ein Freilichtkino, das den Sprung in die Wirklichkeit tatsächlich schaffte, fand im Weißen Garten statt. Es handelte sich dabei um eine Zusammenarbeit vom Café Einhorn, dem Verein Khepera und der Kulturfabrik. "Die Kulturfabrik hat die Filme organisiert. Das Café Einhorn und wir haben uns um den Rest gekümmert", erklärt Marco Dörheit, 1. stellvertretender Vorsitzender von Khepera. "Aber leider war die Nachfrage nicht so, wie man sich das vorstellt. Nach vier Vorführungen fand das Projekt ein frühes Ende.

Dafür fassten Marco Dörheit und sein Bruder Michael im Jahr 2011 den Plan, die seit 1997 geschlossenen Roland-Lichtspiele wieder ins Leben zu rufen. "Wir haben über Geschichte und Eigentümer des Gebäudes recherchiert", erinnert sich Marco Dörheit. Im Februar 2012 gab es dann einen Besichtigungstermin. Doch das Ergebnis fiel ernüchternd aus: "Durch Vandalismus war viel kaputtgeschlagen. Es war hauptsächlich ein Hohlkörper, Stühle gab es ebenfalls keine mehr." Doch das war nicht das eigentliche Problem. Wie sich herausstellte, bilden die Roland-Lichtspiele und das angrenzende Bismarck-Eck ein zusammenhängendes Objekt. Eines war nicht ohne das andere zu haben. "Das war für uns dann einfach zu groß und nicht zu stemmen", fasst Marco Dörheit zusammen. "Wenn es nur das Kino gewesen wäre, hätten wir uns vielleicht hinreißen lassen."

Stattdessen blieb der Dornröschenschlaf der Roland-Lichtspiele ungestört. Das Kino befindet sich auch heute in Privatbesitz. Eine Stellungnahme der Eigentümer oder aktuelle Fotos aus dem Inneren waren für die Volksstimme nicht zu bekommen.

Dass der Betrieb eines kleinen Kinos kein Selbstläufer ist, wissen auch die Mitglieder des Vereins Weitblick aus Burg. Trotzdem gibt es von ihnen viel Aufmunterndes zu hören. Mit viel ehrenamtlichem Engagement betreiben die Vereinsmitglieder das Kino "Burg Theater", mit seiner 100-jährigen Geschichte vermutlich das älteste noch in Betrieb befindliche Kino Deutschlands. "Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zu den großen Kinos in Magdeburg, sondern als Ergänzung. Darin liegt unsere Chance", erklärt Vorstandsmitglied Daniela Bethge.

In Großstädten könnten sich kleine Lichtspielhäuser ein Dasein als Spartenkino leisten. In der Fläche sehe das anders aus: "In Kleinstädten braucht es ein ausgewogenes Programm, das Hochschulfilme genauso umfasst wie aktuelle Blockbuster", erklärt Daniela Bethge.

Die Zielgruppe unterscheide sich ebenfalls: Das regionale "Kino um die Ecke" spreche vor allem Familien mit Kindern an sowie die Generation 50 Plus. "Letztere gehen dann gern auch schon in frühere Vorstellungen." Jugendliche als Zuschauer zu gewinnen, sei dagegen schwierig. Entweder sie gingen ins Multiplex-Kino oder sie besorgen sich aktuelle Filme über Internet-Plattformen. Nicht zuletzt könnten Großkinos günstiger arbeiten: Unerlässliche Mitarbeiter wie Filmvorführer oder Bar-Personal sind dort für mehrere Kino-Säle parallel im Einsatz.

Auch wenn das Burg Theater wegen Sanierungsarbeiten derzeit geschlossen ist, sieht Daniela Bethge nach eigener Aussage keine Gefahr für den Fortbestand der Einrichtung. "Wir sind guter Hoffnung, dass wir Mitte März wieder öffnen können." So lange es ehrenamtliche Helfer gebe und Menschen, "die sich hier wohlfühlen", sehe sie kein Problem.

"Spannend wäre es trotzdem, kleine Kinos miteinander zu vernetzen. Bei einem Stammtisch könnte man beispielsweise neue Idee entwickeln und Tipps austauschen", schlägt Daniela Bethge vor. Interessenten können sich melden unter info@kinoburg.de.