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Brunnen versiegt Warum Familie Bauermeister aus Eilsdorf wenig Chancen auf einen Trinkwasseranschluss hat

Sauberes Trinkwasser aus der Leitung ist in Deutschland ganz normal. Denkt man zumindest. Ein Beispiel aus Eilsdorf zeigt, dass es auch anders sein kann.

Von Maria Lang 13.07.2023, 10:08
Dieter Bauermeister am Brunnen auf seinem Hof. Über diesen werden die zehn auf dem Grundstück lebenden Menschen aktuell mit Wasser versorgt.
Dieter Bauermeister am Brunnen auf seinem Hof. Über diesen werden die zehn auf dem Grundstück lebenden Menschen aktuell mit Wasser versorgt. Foto: Maria Lang

Eilsdorf - Es klingt ein wenig wie aus der Zeit gefallen: Dieter Bauermeister bezieht sein komplettes Trink- und Brauchwasser aus einem Brunnen auf dem Hof. Dieser befindet sich dabei nicht mitten im Wald oder fernab jeder Zivilisation, sondern am Ortsrand von Eilsdorf. Um zu verstehen, wie es zu dieser Situation gekommen ist, muss man einen Blick zurückwerfen.

„Wir haben das Haus 1996 gekauft, mein Sohn und ich“, erklärt Dieter Bauermeister. Der 86-Jährige ist gebürtiger Eilsdorfer und gelernter Betonbauer. Sohn Peter hingegen war bei der LPG tätig und lebte daher auch bereits im betreffenden Haus, das zum damaligen Zeitpunkt noch der LPG gehörte. Nach der Wende habe das Haus zum Verkauf gestanden – und das Vater-Sohn-Gespann entschied sich zum Kauf.

„Das war damals alles in einem katastrophalen Zustand“, blickt Dieter Bauermeister zurück. „Es waren allein 15.000 Quadratmeter Dachflächen, die zum Großteil saniert werden mussten. An der Elektrik musste viel getan werden, denn zum Teil gab es nicht mal Strom. Und knapp 5000 Quadratmeter Grundstück gehörten auch noch dazu.“

Nachdem viel Arbeit und Geld in den Neuerwerb gesteckt worden sei, sei man schließlich eingezogen – und lebe seitdem hier. Die Wasserversorgung sei schon immer über den Brunnen gelaufen. „Ein Abwasseranschluss wurde Anfang der 1990er Jahre gelegt, aber das war vor unserer Zeit“, erklärt Dieter Bauermeister. „Wasser haben wir von Anfang an aus dem Brunnen bezogen. Das war eben einfach so – da hat sich auch niemand wirklich Gedanken drüber gemacht.“

Zumindest so lange es funktionierte – und das tat es lange Jahre. „Durch die Trockenheit in den vergangenen Jahren hat auch unser Brunnen nicht mehr so viel Wasser – und das haben wir im vergangenen Jahr das erste Mal so richtig gemerkt.“ Also musste eine Alternative gefunden werden – nicht zuletzt, weil neben Dieter Bauermeister mit seiner Frau und Sohn Peter mit Frau auch die Enkeltochter mit Mann und Kind sowie ein weiteres Paar als Mieter auf dem Hof leben und somit insgesamt zehn Menschen betroffen sind.

Nach einigen Anläufen habe es dann im vergangenen Jahr einen Vor-Ort-Termin mit Vertretern des zuständigen Trink- und Abwasserzweckverbands Vorharz (TAZV) gegeben.

Problematischer als gedacht

„Ich hatte mir das irgendwie einfach vorgestellt“, gibt Dieter Bauermeister zu. „Die Feuerwehr nebenan hat Wasser und das Haus schräg gegenüber auch – also hab ich da ehrlich gesagt keine Probleme gesehen.“

Doch so einfach sollte es nicht werden: „Die Leitungen in der Nähe sind alle zu klein, haben die Leute vom TAZV gesagt, da könne man uns nicht anschließen“, erklärt Dieter Bauermeister. „Die nächste Möglichkeit ist demnach über 300 Meter weit weg und beinhaltet die Querung von zwei Dorf- und sogar der Kreisstraße. Das würde Kosten von 65.000 Euro bedeuten – das können wir nicht bezahlen.“

Nicht wissend, wie es nun weitergehen soll, hat sich der Senior daraufhin an die Volksstimme gewandt. „Wir haben unser ganzes Geld in die Sanierung des Hauses gesteckt, solche Summen sind da einfach unmöglich“, so Bauermeister, der davon ausging, dass sie nur die Kosten ab Grundstücksgrenze bezahlen müssten. Und gibt es da keine Anschlusspflicht? Müssen alle so viel bezahlen?

Die Volksstimme hat daraufhin beim TAZV nachgefragt.

„Zuerst einmal verlegen wir die Anschlüsse nicht selbst, sondern beauftragen damit eine Firma, die natürlich bezahlt werden muss“, erläutert Rica Paschke. „Die veranschlagten Kosten sind daher erst einmal nur eine grobe Schätzung, die wahrscheinlich nach unten korrigiert werden könnte. Das lässt sich aber erst genauer sagen, wenn die Planungen exakter werden.“

Grundsätzlich müsse jeder Kunde, der einen Anschluss möchte, diesen bis an die Hauptleitung bezahlen – keinesfalls erst ab der Grundstücksgrenze. Innerhalb von Ortschaften werde dabei mit Pauschalen gearbeitet – außerhalb dieser, wie im Fall von Dieter Bauermeister, sei dies jedoch nicht möglich, da die Kosten hier einfach zu hoch seien.

Versorgungspflicht, aber nicht kostenlos

„Ich finde es prinzipiell schon erst einmal positiv, dass es überhaupt möglich ist, hier einen Anschluss zu legen – außerhalb der Ortskerne ist das mitunter sehr schwierig“, so die Unternehmenssprecherin weiter.

Und ja, als Verband sei man trinkwasserversorgungspflichtig, aber nicht kostenlos. Auf die Frage nach dem früheren Solidarprinzip, sagt sie: „Die Gebühren sind letztlich ja solidarisch, indem eben jeder gleich viel pro Liter bezahlt – egal, wie weit das Wasser transportiert werden muss. Aber die Voraussetzungen dafür müssen eben erst einmal geschaffen werden.“

Kostenlos könne man dies keinesfalls leisten. „Wir finanzieren uns lediglich über die Beiträge und Gebühren, da gibt es keinen Puffer, der solche Auslagen ermöglicht“, so Paschke. Zwar gebe es in Ausnahmefällen Unterstützungsmöglichkeiten, aber dies sei ein sehr langer Prozess und geschehe sehr selten. „Da möchte ich an dieser Stelle niemandem falsche Hoffnungen machen“, sagt sie.

So bleibt also Familie Bauermeister vorerst offenbar nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass der Brunnen noch eine Weile Wasser bringt.

Ein weiteres Problem ist dabei allerdings die Qualität eben jener geförderten Flüssigkeit: Ob das überhaupt Trinkwasser sei oder eventuell schadstoffbelastet, habe man noch nie testen lassen, so Bauermeister. „Wir kochen das immer ab, bevor wir es benutzen – sicher ist sicher.“