Mehrheit im Kreistag für Gernröder Antrag nach kontroverser Debatte Weg für erste Gemeinschaftsschule ist frei
Der Weg für die erste Gemeinschaftsschule im Landkreis Harz ist frei. Nach einer kontrovers geführten Debatte hat der Kreistag einem Antrag der Sekundarschule Hagenberg in Gernrode zugestimmt.
Halberstadt l Ab dem Lernjahr 2013/2014 können die Gernröder ihr Modell einer Gemeinschaftsschule als erste im Landkreis Harz verwirklichen. Das hat der Kreistag am Mittwochabend mit 26 Ja-Stimmen, bei 13 Mal Nein und zwei Enthaltungen so entschieden.
Dem Votum war allerdings eine teils kontrovers geführte Debatte im Halberstädter Bildungs- und Gesundheitszentrum vorausgegangen. Besonders die Fraktionäre von CDU und FDP stellten sich quer. Zwar nicht gegen das Ansinnen selbst, so wurde mehrfach betont, sondern wegen des aus ihrer Sicht falschen, weil verfrühten Zeitpunkts.
Reiner Schomburg (CDU) erklärte dazu unter anderem: "Wir müssen im Herbst erneut über die Schulnetzplanung sprechen. Sie muss bis zum Jahresende fertig sein."
"Wir leiden darunter, dass das Land ein grottenschlechtes Gesetz gemacht hat."
Karl-Friedrich Kaufmann (FDP)
Dem pflichtete Thomas Balcerowski bei. Der CDU-Fraktionschef bemängelte, dass das Gesamtpapier "hier ausgeblendet wird". Und: "Wir bangen um die Grundschule in Friedrichsbrunn." Die geforderte Schülerzahl von 60 werde mit 58 unterschritten. Diese Einrichtung sei aber wichtig, weil sie zum Einzugsgebiet von Gernrode gehört. Außerdem könnte es sein, dass die Stadt demnächst wieder ein Ortsteil von Quedlinburg ist. Dann müsste entschieden werden, welcher der drei Sekundarschul-Standorte mangels Kindern geschlossen wird. Thales Bürgermeister beantragte, die Vorlage auf den Herbst zu vertagen, fand damit aber keine Mehrheit.
Vor einem "Schnellschuss" warnte auch Karl-Friedrich Kaufmann. Der Vorsitzende der FDP-Fraktion: "Wir leiden darunter, dass das Land ein grottenschlechtes Gesetz gemacht hat." Gegen die pädagogischen Inhalte sei nichts einzuwenden, betonte der Ballenstedter. Aber: "Wir brauchen erst eine neue Schulentwicklungsplanung."
"Wenn wir das ablehnen, geben wir zu, unsere Schulentwicklungsplanung ist falsch."
Stefan Brüne-Wonner (Bündnisgrüne)
Vehementen Zuspruch ernteten die Gernröder hingegen bei der SPD. Deren Fraktionschefin Birgit Voigt sagte: "Über zwei Jahre wurde hier ein tragfähiges Konzept entwickelt." Das Landesschulamt habe aus fachlicher Sicht den Plänen am Hagenberg bereits zugestimmt. Die Quedlinburgerin: "Wir können heute den Weg ebnen, den Standort weiter aufzuwerten."
Monika Hohmann (Linke) signalisierte ebenfalls die Zustimmung ihrer Fraktion. Sie frage sich, wie weitsichtig die Verwaltung sei, wenn sie im Beschlusstext selbst Zweifel an einem Votum für die Gemeinschaftsschule sät. Die Bildungspolitikerin: "Oder ist das nur ein vorgeschobenes Argument?"
Stefan Brüne-Wonner (Bündnis 90/Die Grünen) gab zu bedenken: "Wenn wir das ablehnen, geben wir zu, unsere Schulentwicklungsplanung ist falsch." Es sei nicht die Aufgabe des Kreistages, über das Konzept zu richten.
Horst Schöne (Bürgerfraktion) bezeichnete die Gemeinschaftsschule als "einzige tragbare Schulform für den Erhalt". Bei ihm daheim in Harzgerode gebe es ebenfalls dahingehende Bestrebungen, "die von der CDU-Fraktion massiv behindert werden".