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Jugendarbeit Wie Jugendbetreuerin Bettina Wloch in der Corona-Pandemie Kontakt zu Kindern und Jugendlichen im Vorharz hält

Auch Jugendarbeit ist von der Corona-Pandemie stark getroffen. Die Jugendclubs sind geschlossen, Treffen mit mehreren Haushalten verboten.

Von Luisa Rühle 07.05.2021, 18:13
Bettina Wloch hat nach mehreren Monaten wieder den Veranstaltungsraum des Jugendclubs in Wegeleben geöffnet. "Da wird man ein bisschen wehmütig, wenn man an die schönen Konzertabende zurückdenkt", sagt sie.
Bettina Wloch hat nach mehreren Monaten wieder den Veranstaltungsraum des Jugendclubs in Wegeleben geöffnet. "Da wird man ein bisschen wehmütig, wenn man an die schönen Konzertabende zurückdenkt", sagt sie. Foto: Luisa Rühle

Rodersdorf/Deesdorf/Adersleben/Wegeleben

Seit Beginn der Pandemie ist es leer in den Begegnungsstätten des Vorharzes. Die Menschen mussten Abstand voneinander nehmen und zurückstecken, auch die Kinder und Jugendlichen. Kontaktbeschränkungen und Hygieneregeln bestimmen den Alltag. Auch die Jugendtreffs sind geschlossen. Bettina Wloch macht das traurig.

„Es ist eine sehr bedrückende Zeit für uns alle“, sagt Bettina Wloch. Seit 24 Jahren ist sie als Kinder- und Jugendbetreuerin tätig. Doch seit einem Jahr bremst die Pandemie sie aus. Die Jugendclubs der Vorharzorte mussten schließen, die jungen Menschen pendeln zwischen Distanzunterricht und Schulbesuchen mit Hygienevorkehrungen hin und her. Ein Ende scheint nicht in Sicht zu sein.

Einzeltreffen bei Bedarf

Bettina Wloch musste sich in dieser Zeit anpassen. Sich mit Kinder- und Jugendlichengruppen für regelmäßige Treffen zu versammeln, ist nicht möglich. Mit ihren Schützlingen treffe sie sich bei Bedarf aber allein. „Da gehen wir gern raus, solange es das Wetter hergibt“, sagt sie.

Das ist im Vorharz zum Glück gut möglich, wie in Rodersdorf. Das alte Gutshaus im Herzen des Dorfes, das als Treffpunkt für Jung und Alt gilt, bietet eine große Grünfläche hinter dem Haus. Sogar ein kleines Wäldchen ist neben der Wiese zu finden. „Dort können wir tolle Geländespiele machen“, sagt sie, auch wenn das derzeit nur zu zweit möglich ist.

Solche Beschäftigungen könnten gut für die Erlebnispädagogik genutzt werden. Auf dem Areal in Rodersdorf befinden sich außerdem eine Kegelbahn und ein Volleyballfeld – Angebote, die vor der Pandemie regelmäßig genutzt wurden.

Spiele und Basteln nach draußen verlegen

Sich draußen zu betätigen, sei eine der wenigen Möglichkeiten derzeit. Ob Brettspiele oder Bastelarbeiten: Viele Indoor-Aktivitäten könne man auch nach draußen verlegen, sagt Bettina Wloch. In Rodersdorf bietet sich vor allem die Natur an, um sich die Zeit zu vertreiben. Manchmal wandere sie mit einem Kind auch um den Kiessee zwischen Wegeleben und Rodersdorf. „Damit sind wir gute zwei Stunden an der frischen Luft beschäftigt“, sagt sie.

Aber auch bei kreativen Arbeiten sei eine coronakonforme Umsetzung möglich. Handwerkliche Arbeiten könne man beispielsweise ebenfalls nach draußen verlegen. Mit einem Jungen aus Rodersdorf habe sie dieses Jahr schon einiges gebastelt: Einen Osterhasen, Schafe und eine Blütenfee. „Das ist ein tolles Training für die Feinmotorik.“, sagt Bettina Wloch. Die nächste Bastelarbeit der beiden soll ein Modellflugzeug sein, erzählt sie.

Das Gutshaus in Rodersdorf sei eine Begegnungsstätte, auch Senioren würden sich zu normalen Zeiten hier zum Kaffeetrinken und austauschen treffen. Doch auch sie müssen auf Zusammenkünfte verzichten.

Begegnungsstätte für Senioren und Jugend

Der Vorharz hat noch mehr zu bieten: Im Ort Deesdorf bei Wegeleben befindet sich eine weitere Begegnungsstätte, das Dorfgemeinschaftshaus. „Im Untergeschoss treffen sich die Senioren und im Obergeschoss die Jugendlichen“, erläutert Bettina Wloch. Trotz des Altersunterschiedes habe es immer ein gutes Miteinander der Gruppen gegeben, sagt sie. Neben den Räumlichkeiten im Dorfgemeinschaftshaus, welches Ende der Neunziger Jahre saniert wurde, bietet das Haus ebenfalls einen Gartenbereich.

„Im Sommer stelle ich hier eine Festzeltgarnitur auf und dann können wir alle draußen zusammensitzen.“ Doch im Moment ist es still im Deesdorfer Treff. „Zurzeit schaue ich nur ab und zu nach dem Rechten“, sagt Bettina Wloch betrübt. Auch sie wünscht sich die Zeiten des freudigen Zusammenseins zurück.

Spielplätze der Region im Test

Doch die viele freie Zeit wolle sie nutzen: in den kommenden Wochen wolle sie die Spielplätze der Umgebung auf Sommertauglichkeit überprüfen. Außerdem sei sie auf kreative Weise tätig geworden. „Ich schreibe gerade an einer Chronik über den Wegelebener Jugendclub“, verrät sie.

Dieser sei 1993 aus einer Jugendinitiative entstanden. Das Gebäude, in dem unter anderem ehemals eine Tischlerei und eine Dreherei untergebracht waren, ist zur Kultstätte geworden. „Vor der Pandemie haben hier Bands aus den verschiedensten Ländern gespielt, es war ein Szenetreff für alle“, sagt Bettina Wloch begeistert. Lange Konzertnächte und fröhliche Abende habe man hier gemeinsam verbringen können.

Doch nun ist der Treffpunkt für Jung und Alt seit über einem Jahr verwaist. Sich in diesen Zeiten hier mit den Jugendlichen zu treffen ist unmöglich, meint sie. Die Parks in Wegeleben und Adersleben könnten derzeit Abhilfe schaffen. „Dort kann man die Abstände gut einhalten und sich an der frischen Luft betätigen“. Für Geländespiele und Wanderungen seien diese Orte ebenfalls gut geeignet.

Jeden Dienstag trifft sich die Kinder- und Jugendbetreuerin außerdem mit einigen Kindern auf der Grünfläche nahe der Wegeleber Sporthalle zur Kindersportstunde. Doch auch die Kinder seien traurig: das gegenüber gelegene Spielezimmer im Haus der Vereine können sie nicht gemeinsam nutzen.

„Hier lagern Spiele für drinnen und draußen, Sportgeräte und Zubehör. Es ist eigentlich wie eine Zentrale für uns“, bedauert Bettina Wloch, als sie ihren Blick durch den menschenleeren Raum schweifen lässt. An dem Ort, wo gemeinsame Spielenachmittage sonst zum Alltag gehören, kann man derzeit nicht zusammensitzen.

Ausflüge in die Börde geplant

Auch wenn es in diesem Jahr voraussichtlich kaum Unternehmungen und Ausflüge geben wird, arbeite Bettina Wloch auf ein Ereignis hin. Im August möchte sie den Kindern gern eine Fahrt nach Hundisburg und Flechtingen ermöglichen. Den Ausflug in die beiden Bördeorte mache sie seit acht Jahren.

In Hundisburg werde traditionell das Haus des Waldes besucht. „Dort können die Kinder in der Ausstellung viel über den Wald lernen“. Anschließend können sie selbst tätig werden: In einer Tierrallye müssen sie zwanzig knifflige Aufgaben lösen – allerdings ganz ungebunden und ohne Vorgaben.

„Dabei können sie kreativ werden und ihre eigenen Lösungen finden“. Anschließend ist ein Abstecher zum Eiscafé in Flechtingen geplant. Die Kinder würden sich jetzt schon freuen und auch Bettina Wloch bleibt motiviert. „Das lassen wir uns nicht nehmen“, sagt sie.