Oschersleber Betreuungsverein berät heute mit Magdeburger Initiative über die Zukunft für die Arbeit der Ehrenamtler Zuschüsse weg: Idee zur Hilfe für Angehörige steht in den Sternen
Magdeburg/Oschersleben l Alzheimer und Demenz sind angesichts eines steigenden durchschnittlichen Lebensalters Volkskrankheiten. Magdeburger Forscher sind führend bei der Entwicklung von Therapien. Die Forschungen allerdings stecken noch in den Kinderschuhen, und es werden Jahre vergehen, bis es Möglichkeiten gibt, Alzheimer und Co. zu heilen oder wenigstens dauerhaft aufzuhalten. Menschen, die jetzt mit der Demenz klarkommen müssen, ist damit kaum geholfen.
Die Arbeit für die heutzutage Erkrankten wie für deren Angehörige hat sich daher eine multidisziplinäre Initiative aus Magdeburg auf die Fahnen geschrieben. Sonja Rohden ist Mitglied dieser Gruppe, steht im Dienste der Landeshauptstadt und erklärt auf Nachfrage der Volksstimme: "Es geht natürlich um die Patienten und um die Angehörigen - es geht aber auch um andere Bezugspersonen." Sie hat eine Vielzahl von Kursen gegeben - für Angehörige, aber auch für Mitarbeiter von Wohnungsunternehmen, Apotheken und Verwaltungen.
Ein Ansatz, der auch für den Betreuungsverein Oschersleben von größtem Interesse ist. Vorsitzender Stephan Sigusch: "Über kurz oder lang benötigen Alzheimer-Patienten eine Betreuung." Oft wird diese ehrenamtlich von Familienangehörigen übernommen. Sigusch: "Es ist wichtig, diesen Menschen Wissen mit auf den Weg zu geben. Wissen, wie sie mit den Erkrankten umgehen können, wie sie sie verstehen und wie sie mit ihnen kommunizieren können."
Heute findet daher ein erstes Treffen von Initiativgruppe und Betreuungsverein statt. Mit dabei sind Vertreter der Landespolitik und vom Landkreis, der Stadt Haldensleben, aus der Hohen Börde sowie dem Sülzetal. "Insbesondere die Gemeinden haben ja ein Interesse daran, dass auch die Menschen mit Demenz möglichst lange gut in ihrer Umgebung leben." Denkbar sind wie im Falle der Landeshauptstadt Schulungen, Austausch und Beratung. Sigusch: "Insbesondere für Angehörige ist es wichtig, dass solche Angebote wohnortnah laufen." Auch für Krankenschwestern , Pflegedienste oder Dienstleister wie Essen auf Rädern seien Weiterbildungen wichtig. Sigusch: "Das Wissen bei diesem Personenkreis über Demenzerkrankungen ist oft eher theoretischer Natur."
Welche Zukunft die Idee hat, ist offen. Insbesondere seit vergangenem Donnerstag. Da nämlich erreichte den Betreuungsverein die Nachricht, dass die Förderung vom Land zusammengekürzt wird. Sigusch: "Das ist nicht nur für die Betroffenen ein Problem. Das wird sich auch finanziell als Boomerang für die öffentlichen Haushalte erweisen." Denn die Betreuung ist kein Ausdruck von gutem Willen - mit den Regelungen des Betreuungsgesetzes wurde die Vormundschaft für Erwachsene ersetzt. Folglich müssten an die Stelle der Ehrenamtler hauptberufliche Betreuer treten. Die, so Sigusch, sind allemal teurer: Er rechnet mit mehr als vier Millionen Euro pro Jahr.
Dass indes eine Verbesserung der Angebote für Demenzkranke nötig ist, unterstreicht auch Gernot Heusinger von Waldegg. Er ist Chefarzt der Klinik für Geriatrie am Klinikum der Pfeifferschen Stiftungen und engagiert sich auch für die Magdeburger Initiativgruppe. Er sagt: "Wir müssen den Menschen die Scham nehmen: Je eher eine Demenzerkrankung wie Alzheimer erkannt wird, um so besser kann sie behandelt und der Verlauf verzögert werden." Dazu sei jede Menge Aufklärungs- und Informationsarbeit notwendig - Informationen nicht allein für Betroffene, Angehörige, Außenstehende. Und auch mehr Tagesstätten seien nötig, so der Mediziner.