Ricky Wenske und Martin Schmidt sammeln Unterschriften für den Erhalt des Städtebundtheaters Zwei Freunde geben Vollgas - für\'s Theater
Auf ungewöhnliche Art und Weise wollen zwei junge Halberstädter ihren Teil zum Erhalt des Nordharzer Städtebundtheaters beitragen. Mit einer selbstgebauten Seifenkiste touren sie derzeit durch die Kreisstadt und sammeln Unterschriften.
Halberstadt l Die Passanten auf dem Fischmarkt staunten am Dienstagvormittag nicht schlecht. Was war denn das? "Ist das der neue Mercedes", fragte eine Frau anerkennend lächelnd. Eine Seifenkiste? Ein Fahrrad? Nein, vielmehr eine Mischung aus beidem. Knapp drei Meter lang, leuchtend orange, mit Pedalantrieb und ausgestattet mit Scheinwerfern, Blinkern, Tacho und HiFi-Anlage ist das Gefährt ein echter Hingucker. Auf den Seiten steht in großen schwarzen Lettern "R M\'s". Die beiden Buchstaben stehen für Ricky und Martin, die beiden Konstrukteure und Piloten des eigenwilligen Gefährtes.
Aber von vorne: Ricky Wenske und Martin Schmidt sind seit Jahren "dicke" Freunde. Die beiden 14-Jährigen sind unzertrennlich und gehen sozusagen durch "dick und dünn", durch alle Pfützen, durch Grundschule und Gymnasium und alle Höhen und Tiefen ihres noch jungen Lebens. In den vergangenen Sommerferien entschieden sich die beiden Schüler des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums dazu, in der schulfreien Zeit mal keinen Unsinn zu machen, sondern ihren bis dahin geheimen Traum in die Tat umzuset- zen. Mit jeder Menge Elan und noch mehr Erfindungsreichtum, sehr vielen Stunden Arbeit und der tatkräftigen Unterstützung von Freunden und Familie wurde der Bau des Tretautos in Angriff genommen. Die Einzelteile stammen größtenteils aus Kellern und Schuppen der Familie. Hier ein altes Fahrrad, da ein Kupferrohr und ein paar Drähte. Trotz Rückschläge und nervenaufreibender Tüftelei war es dann endlich soweit. Ricky und Martin hatten ihr R-und-M-Mobil fertig und begaben sich auf die erste Testfahrt. Einmal quer durch Halberstadt bis nach Klein Quenstedt und wieder zurück. "Und das ganze ohne Boxenstopp", betont Martin. Viele erstaunte Blicke und positive Kommentare begleiteten die beiden Freunde auf ihrem Weg.
Nachdem ihr Gefährt die Fahrtüchtigkeit ebenso bewiesen hatte wie die Tatsache, dass es den Menschen ins Auge fällt, haben sich die beiden 14-Jährigen spontan dazu entschlossen, ihr auffälliges Gefährt für einen guten Zweck einzusetzen. "Dabei dachten wir sofort an das Theater", erzählt Ricky. Da sie beide in der Schule auch schon Theaterluft schnuppern konnten, liegt ihnen der Erhalt des Halberstädter Theaters sehr am Herzen. "Wir haben in der Schule jedes Jahr einen Theatertag, an dem wir uns Aufführungen anschauen. Und jedes zweite Jahr gehen wir ins Halberstädter Theater", so Ricky weiter. Auch deswegen fühlen sich die beiden Jugendlichen mit ihrem Heimattheater verbunden. "Wir bekommen Zuhause und in der Schule vorgelebt, wie wichtig die Kultur ist. Und das Theater ist wichtig für die Halberstädter Kultur. Es wäre doch schade, wenn sowas zerfällt", so der Käko-Schüler.
Auf dem Fischmarkt reagierten die meisten Passanten erstaunt, nicht nur über das eigentümliche Gefährt, sondern auch über das Engagement der beiden jungen Männer. Allerdings waren nicht alle Reaktionen positiv, wie Martin erzählt: "Einige wollten nicht unterschreiben, weil sie sagten, sie würden nicht ins Theater gehen und deshalb gehe sie das nichts dann." Aber ein Großteil würdigte das Engagement von Martin und Ricky dann doch und unterschrieb die Liste.
Für die Zukunft haben Ricky und Martin auch schon große Pläne. "Vielleicht können wir ja auf Geburtstagsfeiern Rundfahrten anbieten", sagt Martin. Der eine oder andere Halberstädter hat jedenfalls schon Interesse an einer Rundfahrt mit dem orangefarbenen Gefährt signalisiert. Schließlich drehten die beiden "Piloten" noch eine Runde ums Halberstädter Rathaus, drückten auf die große Hupe und hoffen, dass sie noch viele für ihre Aktion gewinnen können.