Hessener Karneval geht in die 44. Session / Abwechslungsreiches Programm in der "Weinschenke" Zwei neue Büttenredner und ein trauriger Verlust
Beim Karneval des HCC Rot-Gold zog zum Auftakt der 44. Session das mundartliche Motto "Ölf ma\' 4, das feiern wir!" zahlreiche Besucher an. Fröhliche Narren feierten ausgelassen in der Hessener "Weinschenke".
Hessen l Ganz untypisch für den Karneval: Dr. Olaf Bartels, sonst als heiterer "Obernarr" bekannt, wurde in seiner Begrüßungsansprache erstmal nachdenklich, und mit ihm das Publikum. Bartels berichtete von "einem schmerzlichen Verlust kurz vor der 44. Session" und erinnerte an den "begnadeten und engagierten" Büttenredner Peter Meyer, der ganz plötzlich verstorben ist. "Die weißen Hühner tragen jetzt ein schwarzes Gefieder", sagte Bartels in Anlehnung an unvergessene Büttenreden des Verstorbenen. Die Gäste gedachten Peter Meyer still, doch dann ging es fröhlich weiter. "In seinem Sinn werden wir alles geben", leitete der HCC-Präsident zum närrisch-lustigen Teil über.
Bartels führte locker und souverän durch das mehrstündige Abendprogramm. Hessens Ortsbürgermeister Rüdiger Seetge und Osterwiecks Vizebürgermeister Klaus Bogoslaw überreichten dem Prinzenpaar Peggy (Schidlo) I. und Marcel (Röver) II. den Rathausschlüssel. Bevor Dominik Hildebrandt alias Paul Pingelig als erster Redner in die Bütt ging, erfolgte der Einmarsch des Elferrates, des Prinzenpaares, Pagen Katrin Obst, Kanoniers Michael Hecker und anderer Narren. Mit dem Büttenredner aus Wasserleben versuchte ein Neuling sein Glück. Allerdings steckt das "Narren-Dasein" in der Familie; denn seine Mutter und sein Großvater Hans Keil traten vor nicht langer Zeit ebenfalls in der Hessener Bütt auf. "Ich bin aufgeregt", sagte der Neuling noch wenige Minuten vor seinem ersten Auftritt, der dann aber für Spaß sorgte. Etwa mit Sprüchen wie: "Früher sind mir die Weiber scharenweise nachgelaufen, aber als ich mit den Handtaschendiebstählen aufgehört habe, hat sich das wieder gegeben."
Hans Keil kann zufrieden mit seinem Enkel sein; denn das Publikum tobte, lachte, forderte Zugaben und spendete zum Beginn der langen Karnevalsnacht viel Beifall.
Es gab ein weiteres Büttenreden-Novum: Ronny Hampe, als Redner auch noch nicht lange im Dienst des HCC, kam mit Neuling Dominic Helbing aus Stapelburg und natürlich mit seinem kleinen Teddy Amadeus herbei. Der kleine Bär erzählte von seinem Urlaub und heiteren Unannehmlichkeiten beim Zoll. Hier wurden ebenfalls Tränen gelacht, wie zuvor bei einer altbekannten Größe des Hessener Karnevals. Nörgelfranz (Michael Körtge) nahm wieder die Politik unter die Lupe: "Wir in Hessen bauen am Schloss und wollen am liebsten den Gärtner Royer wieder, und die Osterwiecker erinnern sich an ihre alten Bruchbuden. ... Osterwieck ist das Griechenland Mitteldeutschlands. ... Am leichtesten lassen sich Verwaltungsangestellte hypnotisieren. Man muss sie nur an ihre Arbeit erinnern, schon schlafen sie ein." Auch hier kam der Saal nicht zur Ruhe. Nörgelfranz durfte erst gehen, als er nach seiner Zugabe noch einen weiteren fröhlichen Kurzauftritt hatte.
"In seinem Sinn werden wir alles geben."
Dr. Olaf Bartels im Gedenken an den verstorbenen Peter Meyer
Karnevalsschlager werden im 44. Jahr von Vivien Obst (18) und Viktoria Bosse (16) auch wieder zu Gehör gebracht. Nach der bekannten Melodie "Ich will keine Schokolade" sangen beide "Ich will endlich richtig feiern". Das Hessen-Terzett mit Torsten Berger, Petra Körtge und Susanne Ladde animierte in diesem Jahr mit dem "Skandal-Lied" im Stil der Spider Murphy Gang und "Pleitesong" (Schauorchester Ungelenk) zum rhythmischen Mitklatschen. Später sang das Terzett Hessener Schlager.
Der Marsch der Prinzengarde (aus der Operette "Die weiße Dame"), bald danach der Tanz "Respect" dieser Garde, die HCC-Jugendgarde mit "Wake me up" und später "Cold as ice" sowie die Tanzgruppe des HCC mit "Klassik trifft Rock" und fast zum Schluss mit "13 heilige Schwestern" begeisterten die Gäste im Saal. Einstudiert wurden diese gelungenen, teilweise recht flotten und stets optisch schönen Darbietungen von Lori Bogoslaw, Sandra Grunwald, Jenny Fascher, Patricia Küster bzw. den Akteuren selbst. Die Playbackshow unter der Federführung von Andreas Grunwald wurde von Ronny Hampe moderiert und sorgte mit verschiedenen Titeln ebenfalls für eine prächtige Stimmung.
Ganz zum Schluss, vor dem Finale, riss wieder das "Damenballett" unter der Regie von Antje Müller, Anke Müller und Rika Sachse die Anwesenden von den Stühlen. Zu sehen gab es die Waden von zehn kräftigen Männern. Für die tollen Kostüme sorgten die Mitwirkenden selbst, Gisela Beckurts und Margrit Schröter. Das Anfertigen und die gesamten Vorbereitungen hatten viel Zeit gekostet.
Besucher, die am 4. Februar zur Vorstellung kommen, erleben zusätzlich die jungen "Huckeflöhe" mit ihrem DJ-Ötzi-Mix, den sie zusammen mit Katrin Obst eingeübt haben. Ausverkauft ist bereits die letzte Veranstaltung am 18. Februar. Für die Veranstaltungen am 4. und 11. Februar gibt es indes noch Restkarten in der "Weinschenke".
Der HCC bietet auch wieder ein gut vorbereitetes Kinderkarnevalsprogramm an. Diese Veranstaltung findet am Sonnabend, dem 18. Februar, auf dem Saal der Gaststätte "Zur Weinschenke" statt. Vor dem Programm setzt sich um 13 Uhr ein Umzug in Bewegung. Eingeladen sind hierzu auch Kinder und ältere Besucher aus umliegenden Orten.