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Erinnerungen 40 Jahre alte Kastanienallee in Rätzlingen lässt Herzen aufblühen

Blühende Kastanienbäume ziehen die Blicke auf sich. Kaum eine Baumfrucht dürfte Klein und Groß so faszinieren wie die Kastanien, die im Herbst vom gleichnamigem Baum fallen. In Rätzlingen gibt es eine prächtige Allee, die vor mehr als 40 Jahren angepflanzt wurde. Zeitzeugen erinnern sich an die damalige Pflanzaktion.

Von Anett Roisch 23.06.2021, 15:33
Harald Koch (von links), Rüdiger Otto und Wilhelm Behrens sind mächtig stolz auf die prächtige Kastanienallee, die von Rätzlingen als Verlängerung  der Eickendorfer Straße in Richtung Wald führt.
Harald Koch (von links), Rüdiger Otto und Wilhelm Behrens sind mächtig stolz auf die prächtige Kastanienallee, die von Rätzlingen als Verlängerung der Eickendorfer Straße in Richtung Wald führt. Foto: Anett Roisch

Rätzlingen - „Viele Leute - wie auch meine Frau und ich – gehen sehr gern von Rätzlingen aus in Richtung Wald spazieren. Die Kastanienallee, die in der Verlängerung der Eickendorfer Straße durch die Feldmark führt, ist ein herrlicher Anblick - gerade wenn die Bäume blühen“, schwärmte Wilhelm Behrens, Rätzlingens ehemaliger Ortsbürgermeister. Beim Spaziergang hatte Behrens die Idee, die Geschichte der Allee öffentlich zu machen. Kurzerhand lud der Rätzlinger Zeitzeugen zu einem Plausch in seinen Garten ein. „Rätzlingen nennt sich zwar ,Dorf der Linden’ , aber wir haben nicht nur schöne Linden, sondern auch prächtige Kastanienbäume“, erklärte der 74-jährige. Ein ähnlich schöner Anblick wären die einseitige Reihe von Kastanien auf dem Remmelberg entlang des Weges in den Drömling. 

Einer, der die Allee vor über 40 Jahren mit gepflanzt hat, ist Rüdiger Otto. Der 78-Jährige erzählte: „Es war noch vor der politischen Wende. Heinz Schulze hatte mich damals als Vorsitzender des VGB - der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe - gewählt."

Zu dieser Zeit sei – nach den Ausführungen von Rüdiger Otto – die Pflanzung unter der Anleitung von Hermann Teitge, dem Vorsitzenden der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) und Werner Franke die Pflanzaktion in die Wege geleitet wurden. „Werner Franke war mein Schwager, der die Bäume selbst in seinem Garten gezogen und zur Verfügung gestellt hat, damit die beiden Straßen mit den Kastanien verschönert werden können“, erinnerte sich Otto. Als Vorsitzender der VGB motivierte er damals die Leute, im Dorf mit zu helfen. „Bäume hat man damals ja nicht einfach so zu kaufen gekriegt“, ergänzte Behrens. „Damals war Helmut Lange, der schon verstorben ist, unser Bürgermeister“, dachte Otto zurück.

Wasser aus dem Güllewagen

Auch der 69-jährige Harald Koch zählte zu den Baumpflanzern, der die über 40 jungen Bäume zum Anwachsen der Allee und die Reihe aus über 20 Kastanien zum Drömling mit Wasser aus dem Güllewagen goss. Dies geschah alles nach Feierabend, betonten die Männer. Geholfen hatten auch die Männer der Freiwilligen Feuerwehr Rätzlingen unter Leitung von Hubert Gohrke. „Da hat niemand nach Geld gefragt. Es war einfach so, dass man ehrenamtlich etwas fürs Dorf macht. Ich hatte einige Helfer, die mit dem Feuerwehrschlauch neben dem Wasserwagen hergingen“, weiß Koch noch ganz genau. „Auch Werner Fäsche, Heino Reinhardt, Heinrich Schildt, Gero Krull und Karl Peist, die leider nicht mehr leben, waren damals tatkräftig dabei. Alfons Jütte, der sprichwörtlich auch schon ,alt wie ein Baum' ist, gehört dazu“, zählte Otto auf und zeigte auf die prächtigen Bäume.

In den ersten 30 Jahren wachsen Kastanien etwa zehn Meter. Doch sie können bis zu 30 Metern Höhe erreichen und bis zu 200 Jahre alt werden. „Jetzt lässt Allee Herzen erblühen. Es ist es eine Augenweide. Das muss man gesehen haben“, betonten die Männer, die mächtig stolz auf ihre Bäume sind und mit dem Blick auf die Prachtallee und bei den Erzählungen aus den alten Zeiten aufblühen. Auch die nächsten Generationen sollen sich in Rätzlingen an den Bäumen erfreuen.