Denkmaltag Alte Handwerkskunst
Der Tag des offenen Denkmals hat viele Besucher nach Haldensleben gezogen. Geöffnet hatten zum Beispiel die Ziegelei und die Tortürme.
Hundisburg/Haldensleben l Früher, zu Ritterzeiten, hat die Herstellung eines einfachen Kettenhemdes bestimmt lange gedauert. „Sehr lange, über ein Jahr mit Sicherheit“, sagt Günter Blechert aus Magdeburg, als er am Sonntag zeigt, wie kleine Metallringe zu einem großen Ganzen zusammengefügt werden. Er nimmt moderne Zangen zu Hilfe und ist deshalb weitaus schneller, als unsere Vorfahren damals. Sie mussten jeden Ring noch einzeln vernieten. Das „Männerstricken“, wie Günter Blechert es nennt, zieht auf dem Hof des Schlosses Hundisburg genauso viel Aufmerksamkeit auf sich, wie selbstgemachte Spiele, die Heike Seeger ganz nach dem Vorbild unserer Vorfahren gestaltet hat, wie Stuhlreparaturen und Flechtarbeiten von Olaf Kriebel und Heinrich Kuhnert aus Calbe/Saale, die Goldschmiedekunst von Hartwig Dorendorf oder die Töpferarbeiten von Stefan Briza.
Am Tag des offenen Denkmals können Besucher des Hundisburger Schlosses nämlich nicht nur die alten Gemäuer besichtigen und bei Führungen von Heike Weinberger viel Interessantes über das Denkmal erfahren, sondern auch alte Handwerkskünste live erleben. Auch die Hofbrauerei hat ihre Pforten geöffnet und verköstigt durstige Gäste.
Viele Interessenten, die lange nicht nur aus Haldensleben und Umgebung kommen, sondern auch aus weiterer Entfernung anreisen, verbinden die Besichtigung des Schlosses mit einem Spaziergang zur Hundisburger Ziegelei. Wissenswertes über das technische Denkmal kann den Besuchern ganz modern per Audio Guide vermittelt werden.
Als aber spontan eine größere Gruppe anreist, die ihr Klassentreffen 60 Jahre nach dem Schulabschluss etwas auflockern will, stellt sich Hartmut Neumann als Mitarbeiter des Landkreises Börde kurzerhand selbst zur Verfügung und führt die Senioren vorbei an Öfen und bis zur Feldbahn, die ebenfalls ihre Runden dreht. Auch der vierjährige Hennes Hevekerl aus Haldensleben schaut in der Ziegelei vorbei. Ihn interessiert jedoch weniger die frühere Ziegel-Produktion, die noch bis 1990 aufrecht erhalten wurde. „Ich möchte meinen Stegosaurus abholen“, sagt der kleine Dinosaurier-Fan, der den Denkmaltag nutzt, um stolz seine selbstgemachte Tonfigur mitzunehmen.
Auch die Haldensleber Tempelritter haben sich ihre altertümlichen Gewänder angezogen und öffnen traditionellerweise ihr Domizil, den Stendaler Torturm. Von dort aus bieten sie interessierten Gästen auch Führungen entlang der Stadtmauer an.
Auch die Alte Fabrik in Althaldensleben können sich Besucher am Denkmaltag ansehen, zudem hat das Museum sein Kerngebäude sowie das „Haus der anderen Nachbarn“ geöffnet und bietet dort Führungen an.