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Ameos Ameos-Mitarbeiter bekommen mehr Geld

Seit Monaten schwelt der Konflikt an den Ameos-Kliniken in Haldensleben und dem Salzlandkreis. Nun bekommen die Beschäftigten mehr Geld.

16.07.2020, 23:01

Haldensleben/Schönebeck l Nun ist die Gehaltssteigerung beschlossene Sache. „Wir zahlen den Beschäftigten unserer Standorte Aschersleben-Staßfurt, Bernburg, Schönebeck und Haldensleben ab dem 1. Mai 2020 mehr Geld und werden die Tarifverhandlungen fortsetzen“, teilte der Regionalgeschäftsführer des Krankenhausbetreibers, Frank-Ulrich Wiener, gestern mit. Die Gewerkschaft Verdi bestätigte den Durchbruch bei den Verhandlungen. Erneute Streiks sind damit erst einmal vom Tisch.

Und so sehen die vereinbarten Gehaltssteigerungen aus: Die Beschäftigten in Haldensleben bekommen rückwirkend zum 1. Mai drei Prozent mehr Lohn. Im kommenden Jahr erhöht sich das Gehalt erneut, dann in zwei Stufen: Im Januar und im Juni gibt es jeweils 2,8 Prozent mehr. Insgesamt erhalten die Haldensleber Ameos-Mitarbeiter also 8,6 Prozent mehr Gehalt. Dazu kommen zwei Einmalzahlungen in Höhe von jeweils 400 Euro, eine sofort und eine im kommenden Dezember.

Die Ameos-Beschäftigten im Salzlandkreis bekommen etwas weniger. Rückwirkend zum 1. Mai steigen die Gehälter in den Kliniken Aschersleben-Staßfurt, Bernburg und Schönebeck zwar ebenfalls um drei Prozent, im kommenden Jahr gibt es dort aber nur zwei Steigerungen von jeweils 2,5 Prozent. Auch die beiden Einmalzahlungen fallen jeweils 50 Euro geringer aus.

Dass die Ameos-Gehälter in Haldensleben und dem Salzlandkreis unterschiedlich stark steigen, hält André Franz für gerechtfertigt. Er ist Betriebsratsvorsitzender am Klinikum Haldensleben, außerdem sitzt er für die Linkspartei im Haldensleber Stadtrat. Die Beschäftigten am Klinikum in Haldensleben seien schlechter gestellt als jene im Salzlandkreis, sagt Franz. „Wir sind hier rund 30 Prozent entfernt von den Gehältern des öffentlichen Dienstes“, betont er.

Mit der Vereinbarung zeigt sich Franz zufrieden. „Uns kam es darauf an, dass wir erst einmal ein bisschen mehr Geld bekommen“, sagt er. Darüber hinaus würden nun bis zum 1. Juli 2021 Tarifverhandlungen geführt.

Bis dahin gilt nun auch die Friedenspflicht. Das heißt, es wird keine erneuten Streiks geben, wenn sich beide Seiten an die Vereinbarungen halten. Ausgesetzt sind damit auch die „aktiven Mittagspausen“, zu denen sich Beschäftigte an den betroffenen Kliniken zuletzt wieder regelmäßig getroffen hatten. In Haldensleben protestierten etwa am vergangenen Montag knapp 30 Mitarbeiter in Nähe des Klinkums während der Mittagspause.

Ameos habe durch die Proteste ein „großes Problem mit der Außendarstellung“, sagte André Koch gestern. Er ist der Betriebsratsvorsitzende des Ameos-Klinikums in Schönebeck. Erst einmal sei er „glücklich“ über die jetzige Vereinbarung. Er betont aber auch, dass es sich nur um eine „Zwischenlösung“ handele. Das „Hauptziel“ sei nach wie vor ein Tarifvertrag, so Koch.

Seit dem vergangenen Jahr gehen Beschäftigte der Ameos-Kliniken dafür auch auf die Straße. Im Herbst gab es erste Warnstreiks, im Winter legten Mitarbeiter dauerhaft die Arbeit nieder. Im vergangenen Monat standen die Gewerkschaft und Ameos dann schon kurz vor einer Einigung, doch dann kippte die Stimmung wieder.

Verdi warf Ameos vor, die Übergangslösung an Bedingungen zu knüpfen. In einem Papier der Gewerkschaft hieß es sinngemäß: Die Übergangslösung werde nur in Kraft treten, wenn 95 Prozent der Mitarbeiter auf Klagen an Ameos verzichten würden. Laut Betriebsrat geht es dabei um Forderungen nach über Jahre nicht gezahltem Weihnachtsgeld und Leistungszulagen. Nach Schätzungen des Betriebsrats gibt es allein im Salzlandkreis rund 400 Klagen auf nicht gezahltes Weihnachtsgeld. Die Forderung eines Klageverzichts betrachtete Verdi als „No-Go“. Beschäftigte protestierten daraufhin erneut in der Mittagspause und drohten mit Streiks.

Ameos-Regionalgeschäftsführer Wiener hatte die Vorwürfe schon im vergangenen Monat bestritten. „Wir haben nach einem Weg gesucht, wie wir alle Mitarbeiter mit der Zwischenlösung erreichen und nicht nur die Verdi-Mitglieder“, sagte er im Juni. Wiener betonte zu dem Zeitpunkt aber auch: „Entweder klage ich, weil ich der Auffassung bin, dass ich schlecht bezahlt wurde, oder ich versuche über Streiks sofort mehr Lohn zu bekommen und den bekomme ich dann.“

Gestern nun stellte Wiener klar: „Jeder Mitarbeiter hat immer die Gelegenheit, Rechtsmittel einzulegen“. Mit der Einigung habe man nun „einen wesentlichen Schritt gemacht“. Die Tarifverhandlungen würden nun fortgesetzt.

Verdi-Verhandler Bernd Becker verwies gestern darauf, dass sich die Tarifgespräche noch länger hinziehen könnten. Durch die kurzfristige Anhebung der Endgelte habe man nun etwas Luft für die anstehenden Verhandlungen.