Kinderbetreuung Antrag: Sollte Haldensleben eine neue Kindertagesstätte bauen, dann in Hundisburg

Hundisburg
Nach jahrelangen vergeblichen Bemühungen um eine Kindertagesstätte im Ort geht Hundisburg nun in die Offensive. Ortsbürgermeister Nico Schmidt (CDU) hat in Abstimmung mit dem Ortschaftsrat beantragt, dass neu zu schaffende ständige Kindertageseinrichtungen vorrangig in Bereichen der Stadt Haldensleben zu errichten sind, in deren Nähe sich keine weiteren Kitas befinden. Und ganz konkret heißt es: Die nächste zu errichtende Kita soll in Hundisburg gebaut werden.
„Wir sind der größte Ortsteil, haben damals aber als erster auf unsere Kita verzichtet“, betont Ortsrat Hagen Bergmann (Die Linke) im Ausschuss für Schule, Soziales, Kultur und Sport des Stadtrats. „Wir haben seitdem das Gefühl, dass die Stadtverwaltung auf der Bremse steht, wenn es darum geht, Kitas außerhalb des Stadtgebiets zu errichten“, meint Bergmann hinsichtlich der bisherigen Versuche, eine Kita nach Hundisburg zu bekommen.
Zehn Kitas seit 1990 geschlossen
Doch eine neue Kita ist seit der Schließung der Hundisburger Einrichtung in Haldensleben nicht gebaut worden. „Geschlossen wurde die Kita ,Pusteblume' in der Hauptstraße in Hundisburg zum 1. Juni 2004“, blickt Stadtpressesprecher Lutz Zimmermann zurück. Dies sei vor dem Hintergrund des mangelnden Bedarfs bei hohem Investitionsbedarf geschehen. „Seitdem sind keine Einrichtungen neu gebaut worden, lediglich als Ersatz oder grundlegende Sanierung“, führt er aus. In dem Zusammenhang macht er deutlich, dass seit 1990 nicht weniger als zehn Kindereinrichtungen, der Demographie geschuldet, verschwunden seien, davon acht in der Stadt.
Generell haben die Ausschussmitglieder den Antrag aus Hundisburg begrüßt. „Ich sehe keinen Grund, den Antrag abzulehnen. Fast alle Ortsteile haben eine Kita“, argumentiert Birgit Kolbe (Bürgerbewegung HDL). Auch Bodo Zeymer (Bündnis 90/Die Grünen) und Reinhard Schreiber (Bürgerfraktion) signalisieren Zustimmung, äußern jedoch auch Bedenken. „Ich habe schon vor Jahren gesagt, dass Hundisburg eine neue Kita bekommen sollte. Aber nach wie vor fehlt dafür das Bauland“, zeigt Zeymer ein Problem auf. Und Schreiber wünsche sich Zahlen, auf die er sich stützen kann. „Der Bedarf muss schon bestehen“, betont auch Ausschussvorsitzender Klaus Czernitzki (Die Linke).
Damit ein Neubau wirtschaftlich Sinn macht, geht die Stadtverwaltung mindestens von einer Drei-Gruppen-Einrichtung aus. „Das heißt zwischen 50 und 54 Kinder“, sagt Sozialamtsleiterin Doreen Scherff. Laut Prognose werde Hundisburg allein in den nächsten Jahren voraussichtlich aber nur 30 bis 40 Kinder im Alter von ein bis sechs Jahren haben, führt sie aus.
Verwaltung favorisiert Ausweichobjekt
Daher favorisiert die Stadtverwaltung in Zukunft die Nutzung der Kita-Übergangseinrichtung im Wobau-Gebäude auf dem Süplinger Berg als feste Einrichtung. „Sie ist dafür geeignet - bis auf die Außenanlage“, schränkt Scherff jedoch ein. Deren Erneuerung sei aber vom Stadtrat abgelehnt worden. Darüber hinaus verfügt das Objekt, das als Ausweichquartier bei Kita-Sanierungen in der Stadt genutzt wird, nicht über eine dauerhafte Betriebserlaubnis als Kindertagesstätte. Lediglich bei Bedarf beantragt die Stadt eine Genehmigung, die dann jedoch befristet ist. „Wir müssen auch immer auf die finanzielle Lage achten. Auf dem Süplinger Berg ist ein Objekt vorhanden, in Hundisburg müsste komplett neu gebaut werden, was sicherlich deutlich höhere Kosten verursacht“, macht Doreen Scherff den Standpunkt der Verwaltung deutlich.
Aktuell, so versichert sie, gebe es genügend Kita-Plätze in Haldensleben - wenn auch nicht in jeder Einrichtung. Ob das so bleibe, sei noch nicht abzusehen. „Nach der Sanierung der Kita ,Max und Moritz' könnte es sein, dass uns dort Kapazitäten fehlen werden. Dann muss die Gesamtsituation neu bewertet werden“, meint Scherff.
Das Wobau-Ausweichobjekt auf dem Süplinger Berg solle künftig auch als solches erhalten werden, schlägt Birgit Kolbe vor. Schließlich müsse immer wieder mal in Einrichtungen renoviert, modernisiert und saniert werden, meint sie. Da wäre es für die Stadt durchaus sinnvoll, solch ein Übergangsquartier zur Verfügung zu haben.
Neue Baugebiete könnten Bedarf erhöhen
Letztlich sei doch auch die konzeptionelle Ausrichtung einer Kita ausschlaggebend, meint Bodo Zeymer. „Eltern bringen ihre Kinder doch auch in die Ortsteile, wenn in das Konzept der Kita stimmt“, verweist Ann Fabini, die als sachkundige Einwohnerin für die CDU im Ausschuss sitzt, beispielsweise auf den Satueller Waldkindergarten.
Ein zunehmender Bedarf an Kita-Plätzen könne sich schon allein daraus entwickeln, dass Haldensleben aktuell neue Baugebiete ausweist, meint Tim Teßmann (CDU). „Vielleicht wäre solch ein neues Wohngebiet auch für Hundisburg möglich“, schlägt er vor. Auf jeden Fall unterstütze die CDU/FDP-Fraktion im Stadtrat den Antrag von Nico Schmidt, so Teßmann weiter.
„Ich wundere mich nur, dass hier niemand die Frage nach der Wirtschaftlichkeit stellt“, stellt Klaus Czernitzki im Laufe der Diskussion fest. Er sieht die Gefahr, dass in Hundisburg neu gebaut werde, „obwohl wir in Haldensleben ein Objekt haben, das für einige hunderttausend Euro saniert werden kann“. Doch sein Vorschlag, den Antrag, dass eine auf Grund zusätzlichen Bedarfs im Stadtgebiet Haldensleben zu errichtende Kindertageseinrichtung in Hundisburg zu verorten ist, um den Zusatz „sofern es wirtschaftlich vertretbar ist“ zu ergänzen, hat im Ausschuss keine Mehrheit gefunden. Auch die Mitglieder des Wirtschafts- und Finanzausschusses sowie des Hauptausschusses haben dies in ihren Sitzungen abgelehnt, dem Grund-Antrag von Nico Schmidt jedoch zugestimmt.
Idee: Park-Kindergarten am Sportplatz
Das immer wieder in den Diskussionen um eine Hundisburger Kita angeführte Argument, dass es dafür im Ort kein Bauland gäbe, kann der Hundisburger Ulrich Hauer nicht nachvollziehen. „Es gibt doch noch am Sportplatz ein städtisches Grundstück“, weiß er aus seiner Zeit als stellvertretender Ortsbürgermeister. In seinen Augen sei das eine Spitzenlage für eine Kita, eine „Sahne-Position. Da kann gleich der Park für die Kinder mit genutzt werden. Näher an der Natur geht es kaum. Und muss denn eine Kita immer mitten im Ort sein?“, sieht er den Standort etwas außerhalb des Dorfes durchaus als Alternative und als idealen Ort für einen Park-Kindergarten.
Lutz Zimmermann bestätigt, dass es am Sportplatz noch ein städtisches Grundstück gebe. Inwiefern das allerdings für eine Kindertagesstätte genutzt werden kann, müsse erst noch geklärt werden. „In seinem aktuellen Zustand ist es sicherlich nicht dafür geeignet“, sagt er.