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Ausbildung Mehrsprachige Metalltechniker

Wie schwer die Integration von Flüchtlingen am Arbeitsmarkt ist, musste das Haldensleber Unternehmen Ifa am eigenen Leib erleben.

Von Juliane Just 12.12.2019, 12:13

Haldensleben l Drei Jahre ist es her, dass Salfo Kabore zum ersten Mal das Ausbildungszentrum betreten hat. Drei Jahre, in denen vieles passiert ist im Leben des 29-Jährigen aus Burkina Faso. Inzwischen ist er in Haldensleben angekommen – beruflich und privat. Damals nahm er bei der Ifa Group an einem Pilotprojekt für Geflüchtete teil, inzwischen hat er eine weiterführende Ausbildung in dem Unternehmen begonnen. Das ist nicht nur für ihn persönlich ein Erfolg, auch die Ifa Group hat in Sachen Ausbildung weiter auf Erfolg gesetzt.

Rückblick: Das Projekt „EQ Plus Plus“ sollte im Jahr 2015, als die Flüchtlingswelle in Deutschland ihren Höhepunkt erreichte, Geflüchtete auf den deutschen Arbeitsmarkt integrieren. Die Idee: Ein Jahr lang lernen Menschen mit Migrationshintergrund bei einer Art Praktikum die Arbeit kennen, besuchen die Berufsschule und haben Deutschunterricht – ein vollgepacktes Programm. Die größte Herausforderung war die Sprachbarriere. Diese konnte in der zweiten Phase des Projektes überwunden werden, sodass aus diesem Projekt drei Geflüchtete mit Erfolg ihre Ausbildung absolvieren konnten.

Unter den drei Absolventen ist auch Salfo Kabore. „Mir hat die Ausbildung gut gefallen und ich will weiter lernen“, sagt der 29-Jährige, der sich inzwischen Fachkraft für Metalltechnik nennen darf. Deswegen hat er eine weitere Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker an seine Ausbildungszeit angehängt. „Es ist ein sehr großer Schritt für mich“, sagt er stolz. In eineinhalb Jahren ist er dann ausgebildet und hofft auf einen Arbeitsplatz bei der Ifa Group.

Inzwischen sind die Förderungen für das Projekt mit Geflüchteten ausgelaufen, doch die Ifa Group hat ein eigenes Modell für die interne Ausbildung entwickelt. „Wir haben seither auch junge Menschen mit Migrationshintergrund eingestellt, insofern sie im Vorfeld einen Sprachkurs absolviert haben“, sagt Manuel Schuchna, Manager Personalentwicklung und Berufsausbildung.

Der Vorteil: Durch die erfahrenen Auszubildenden des Pilotprojektes haben viele Neulinge einen Ansprechpartner in ihrer jeweiligen Muttersprache. „Fachbegriffe oder Prozesse lassen sich in der Muttersprache oft besser erklären und verstehen“, bestätigt Salfo Kabore, der Französisch als Muttersprache spricht. Für das Unternehmen zeigt das Erfolgsmodell laut Schuchna, wie Integration von Geflüchteten auf dem Arbeitsmarkt funktionieren kann.

Auch Azubi-Neuling Suhrab Sekandari kann dies bestätigen. Er habe sich seit dem Ausbildungsbeginn im August gut eingelebt. „Wir sind ein Team geworden und besprechen uns auch untereinander“, sagt er. Das Besondere: Als Neuling lernt er in der gleichen Werkshalle wie Salfo Kabore, der die erste Ausbildung bereits abgeschlossen hat. Damit können die Auszubildenden unterschiedlicher Ausbildungsjahre ihre Erfahrungen und ihr Wissen untereinander austauschen.

Für Salfo Kabore ist die Ausbildung jedoch mehr als nur Arbeit. Sein Ausbilder Sascha Mettner lehrte ihm nicht nur das Handwerk, sondern fuhr auch mit ihm zum Konsulat in Berlin, um wichtige Papiere zu besorgen. Denn während seiner Ausbildungszeit hat Salfo Kabore nur eine Duldung. Mit einer Festanstellung könnte daraus ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht werden. So oder so ist der Weg in dem Unternehmen für den 29-Jährigen eine Chance auf ein neues Leben.