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Imkerei Bienen bauen faszinierende Waben im Wald bei Emden

Florian Hamel und Sebastian Manske sind ziemlich aufgeregt. Die beiden Naturfreunde können es kaum erwarten, die Klotzbeuten zu öffnen. Die Spannung steigt. Was haben die Bienen in eigener Regie gebaut?

Von Anett Roisch Aktualisiert: 08.07.2021, 16:13
Florian Hamel zeigt, wie der Wabenbau in einer seiner vier Klotzbeuten aussieht. Die einzelnen Waben können etwas auseinander gedrückt werden, um einen Blick in die Gassen zu werfen.
Florian Hamel zeigt, wie der Wabenbau in einer seiner vier Klotzbeuten aussieht. Die einzelnen Waben können etwas auseinander gedrückt werden, um einen Blick in die Gassen zu werfen. Foto: Anett Roisch

Emden - Bereits im Winter hatte Florian Hamel Baumstämme ausgehöhlt und vier Klotzbeuten gebaut. „Beim Aufstellen der schweren hölzernen Kolosse im Wald bei Emden Ende Mai halfen mir Freunde, allein hätte ich das nicht geschafft“, gesteht der 41-jährige Haldensleber, der mit seinem Kumpel Sebastian Manske aus Haldensleben fünf Wochen nach der Aufstellung in die Klotzbeuten schauen möchte. Die Honigbienen stammen von verschiedenen Imkern.

„Wenn ein Bienenvolk zu groß und der Raum zu eng wird, bildet sich eine neue Königin. Das Volk teilt sich und schwärmt mit der alten Königin ab“, erklärt Hamel. Der gelernte Forstwirt kümmert sich seit kurzem beruflich als Baumpfleger beim Stadthof der Kreisstadt unter anderem um die kommunalen Bäume. Der Haldensleber hatte die Idee, Bienen auszuwildern, schon seit längerem.

„In der Klotzbeute ist nichts vorgegeben. Diese Honigbienen haben keine Rähmchen. Das heißt, die Bienen müssen ihre Waben komplett ausschwitzen“, erklärt Hamel. Sein Freund Manske holt die Axt, falls das getrocknete Holz der Beute bearbeitet werden muss.

Erster Versuch ist gescheitert

„Der erste Versuch der Besiedlung einer Klotzbeute war gescheitert. Einer meiner Imkerfreunde hatte einen Naturschwarm eingefangen. Wir haben sie einlaufen lassen. Alles klappte wunderbar, wir hatten Speichen eingebaut. Einen Tag später sind die Bienen einfach wieder ausgezogen“, erinnern sich die Naturfreunde. Sie vermuten, dass manche Bienen es verlernt haben, allein im Wald klar zu kommen. „Wir hatten ihnen dann einen Wachsstreifen und einen Kugelteig reingehangen, um ihnen auf die Sprünge zu helfen. Jetzt scheinen sie es begriffen zu haben“, sagt Hamel voller Vorfreude auf die Öffnung der ersten Klotzbeute.

Bienen wurden bereits in der Steinzeit für die Honiggewinnung genutzt, denn scheinbar mochten es auch unsere Vorfahren süß. Früher lebten wilde Honigbienen in Baumhöhlen. Zeidler (siehe Infokasten) waren es, die Klotzbeuten und Bienenkörbe oben in die Bäume hängten, um Honig zu ernten. „In Russland und in Polen gibt es noch Menschen, die auf Bäume klettern und das Zeidlern aktiv betreiben. Das ist der Ursprung der Imkerei“, weiß der Bienenfreund. Hamel entzündet den Smoker, um die Bienen zu beruhigen. Durch den Rauchapparat wird ein Feuer simuliert. Die Bienen gehen davon aus, dass sie die Klotzbeute verlassen müssen und schlagen sich die Bäuche deshalb mit Honig voll. Diesen entspannenden Zeitpunkt von satten Bienen machen sich die Imker zunutze, um nicht gestochen zu werden.

Es folgt der große Moment. Die Bienen bleiben friedlich. Das Staunen über den Wabenbau ist groß. Die Bienen haben nicht - wie erwartet - von oben nach unten oder von unten nach oben gebaut, sondern von den Seiten zur Mitte. Hamel zweifelt, ob diese Bauart für das Volk gut ist, denn im Winter bei Frost müsste das Flugloch als Schutz stärker verbaut sein. Das sei aber - so Hamel – das Verständnis der Imker von der Bienenzucht. Vielleicht würden es die Bienen besser wissen.

Umsiedler wohnen im Waldhotel

In der zweiten Beute wohnt ein Naturschwarm, der bei Maik Hackert, einem Imkerfreund in Weferlingen, ausgebüxt war und sich in einen Obstbaum gehängt hatte. Diese Umsiedler wohnen nun im Emdener „Waldhotel“ mit Selbstversorgung. Auch beim Öffnen der zweiten Beute kommt ein faszinierender Wabenbau zum Vorschein. Aber einen tieferen Einblick ins Bienennest erhalten die Männer nicht. „Dies ist für Imker ungewohnt, die normalerweise die Rähmchen mühelos aus der Beute ziehen“, weiß Hamel und ergänzt: „Man muss schon Vertrauen haben, dass die Bienen vieles selbst regeln – und meistens schaffen sie das auch.“

Als entferntes Ziel sieht Hamel, die Biene wieder als Waldtier zu etablieren. Das solle aber nicht mit Ach und Krach, sondern Stück für Stück geschehen. Wichtig für den Imker ist vor allem, den Bienen ihre Selbstbestimmung zurückzugeben. „Man muss sich auch zurückhalten können und nicht immer denken, man könne es besser als die Bienen.“ Ideal wäre es, wenn ein Naturschwarm allein in einen leeren Klotzbeuten ziehen würde. Es gehe den Bienenfreunden mit den Beuten nicht darum, Honig zu ernten, sondern sie wollen den Insekten eine natürliche Behausung geben und sie wieder zurück in den Wald bringen. Bienen erhöhen dadurch die Biodiversität der Wälder und sorgen für ein natürliches Gleichgewicht.