Corona An der Belastungsgrenze

Das Gesundheitsamt des Landkreises Börde in Haldensleben hat seit März einen Berg an Aufgaben zu bewältigen.

Von Juliane Just 05.02.2021, 00:01

Haldensleben l Mit Beginn der globalen Pandemie wurde das 32-köpfige Team des Gesundheitsamtes vor neue Aufgaben gestellt. Kontaktnachverfolgung, Corona-Hotline oder die Zahl der Covid-19-Infizierten mussten täglich abgearbeitet werden. Trotzdem scheint der Landkreis krisenerprobt – es gab keine größeren Pannen oder Ausfälle in den neun Monaten.

Der Kraftakt war jedoch nicht ohne personelle Unterstützung möglich, wie Rüdiger Mages als Leiter des Gesundheitsamtes aufschlüsselt. Intern helfen gegenwärtig acht Mitarbeiter aus anderen Bereichen der Landkreisverwaltung aus. Das Land Sachsen-Anhalt hat fünf Mitarbeiter zur Verfügung gestellt. Außerdem unterstützt die Bundeswehr das Team mit vier Soldaten, die vor allem an der Corona-Hotline tätig sind. Knapp 50 Personen stemmen damit die Pandemie im Landkreis. Doch die zusätzlichen Mitarbeiter werden nun nach und nach abgezogen, um wieder ihren eigentlichen Aufgaben nachzugehen.

„Es herrscht eine permanente Ausnahmesituation, weil wir alle Kräfte des Gesundheitsamtes zusammengezogen haben und an der Pandemie arbeiten“, sagt Rüdiger Mages. Nebenher wickeln die Mitarbeiter das reguläre Tagesgeschäft der Behörde ab, jedoch „in verminderter Quantität“, gibt der Amtsleiter zu. Im Zuge der Corona-Pandemie bleiben andere Aufgaben liegen. Die Mitarbeiter engagieren sich laut Mages alle sehr für ihren Job. „Es herrscht gutes Klima, allerdings auch eine große körperliche Belastung wegen der langen Dienste, auch an Wochenende“, betont der Amtsleiter.

Dabei ist vor allem die Verfolgung der Personen, die Kontakt zu einem Covid-19-Patienten hatten, seit Monaten eine Herausforderung. Je nach Lage des Falles arbeiten alle Mitarbeiter an der Kontaktnachverfolgung. Der Erfolg dieser Nachverfolgung hängt jedoch von vielen Faktoren ab. So ist beispielsweise entscheidend, wie viele Kontakte der Covid-19-Infizierte insgesamt hatte. Das können Gruppen oder Einzelpersonen sein – je mehr Personen, desto aufwändiger ist die Arbeit der Mitarbeiter. In der Regel funktioniere die Kontaktaufnahme mit den Menschen gut. Binnen 48 Stunden habe man die Daten zusammengestellt, um sie weiterzuverarbeiten.

Dabei ergänzt Landkreis-Pressesprecher Uwe Baumgart, dass derzeitige Hotspots in der Börde vor allem in Alten- und Pflegeheimen auftauchen. Da die Bewohner und Mitarbeiter einen eingeschränkten Kontaktkreis hätten, ist die Rückverfolgung übersichtlich. Auch bei Bürgern ist die Rückverfolgung durch die eingehaltenen Kontaktbeschränkungen erleichtert.

Derzeit liegt die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Anzahl der Ansteckungen pro 100 000 Einwohner, im Landkreis bei durchschnittlich 110 bis 120. Trotzdem ist es für die Mitarbeiter möglich, fast alle Kontakte zurückzuverfolgen. Die Infektionszahlen laufen also nicht aus dem Ruder wie in anderen Landkreisen und Städten in Deutschland.

Doch Corona belastet nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch den Geldbeutel des Landkreises. Für neue Technik, die angeschafft werden musste, gab es eine Finanzierungszusage über 108 000 Euro. „Der Landkreis ist in Vorleistung gegangen, wie es möglich und notwendig war“, sagt Rüdiger Mages. Man habe aber auf eine gute Grundausstattung gehabt.

Im nächsten Schritt will der Landkreis neue Software anschaffen. Damit wird der bisherige Papierkram vollständig digital umgesetzt. Wenn die Fallzahlen eine Umstellung der Prozesse möglich machen, wird dies laut Mages gewagt.

Bei Fragen oder Problemen bietet der Landkreis eine Corona-Hotline unter der Nummer 03904/72 40 16 60.