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Coronavirus Angehörige halten telefonisch Kontakt

Für ältere Menschen ist eine Corona-Infektion besonders gefährlich. Die Pflegeeinrichtungen in Haldensleben haben sich darauf eingestellt.

Von Jasmin Teut 23.03.2020, 00:01

Haldensleben l Welche Maßnahmen sind in den Haldensleber Pflegeeinrichtungen getroffen worden? Die Volksstimme hat sich umgehört.

Seit etwa einer Woche herrscht im Wohnheim „Flora“ Besuchsverbot, sagt Leiterin Ines Peinemann. Der Sinnesgarten, der auch für die Öffentlichkeit frei nutzbar ist, würde zunächst gesperrt werden. „Die Tagesbeschäftigung der Bewohner findet in kleineren Gruppen statt“, erklärt Ines Peinemann. Ebenfalls wurden die Bewohner über die notwendigen Hygienemaßnahmen aufgeklärt und weisen sogar das Personal darauf hin und sagen „Hände bitte desinfizieren“, erzählt die Leiterin.

Um eine weitere Ansteckungsgefahr zu verringern, bietet das Wohnheim einen Einkaufservice an. „Die Kollegen gehen für diejenige, die möchten, einkaufen. Aber Bewohner, die selbst einkaufen gehen möchten, können das auch weiterhin tun“, sagt Ines Peinemann.

Doch auch im Fall einer Ansteckung ist das Wohnheim Flora gut vorbereitet. Die Begegnungsstätte Florissima wurde in den vergangenen Tagen sozusagen zu einer Quarantänestation umgebaut, berichtet die Leiterin. In dem Gebäude wurden Betten aufgestellt und der Vorraum dient als eine Art Schleuse, erklärt Peinemann. „Dort liegen Schutzanzüge und Schutzmasken für die Mitarbeiter bereit, die sie anziehen, bevor sie den Raum betreten“, sagt sie weiter. „Wir sind daher so gut es geht vorbereitet, falls ein Bewohner an Corona erkrankt“.

Ein großes Problem seien jedoch die Schutzmasken, da das Wohnheim nur über den üblichen Mundschutz verfügt, der allerdings nicht vor einer Ansteckung schütze. „Wir haben überall gefragt, aber wir bekommen nirgendwo welche“, sagt Ines Peinemann. Dieses Problem müsse ihrer Ansicht nach schnell gelöst werden.

Da die Bewohner der Pflegeeinrichtungen des Deutschen Roten Kreuzes zu den besonders gefährdeten Personen gehören, wurde auch hier entschieden, dass bis auf Weiteres ein generelles Besuchsverbot in den stationären Pflegeeinrichtungen gilt. Dies teilte der DRK Kreisverband Börde auf Anfrage der Volksstimme mit. Ausnahmen seien allerdings an Geburtstagen oder bei Personen in der palliativen Betreuung.

„Unsere Bewohner und auch die Angehörigen gehen sehr verständnisvoll mit der Situation um und verzichten freiwillig auf die Besuche“, heißt es weiter. Neben dem Besuchsverbot wird jedoch versucht den Alltag so normal wie möglich zu gestalten. Daher finden weiterhin die gewohnten Tagesabläufe und Betreuungsangebote, wie Spaziergänge, Sport und Spiel, statt. Dennoch wird auf die wichtigen Hygienemaßnahmen geachtet, um einer Infektion vorzubeugen.

Im Caritas Alten- und Pflegeheim sind die Türen verschlossen. Wer hinein möchte, muss vorher klingeln und wird nach seinem Gesundheitszustand gefragt. „Wir beten die Angehörigen nicht zu kommen und wir stehen im engen Kontakt zum Gesundheitsamt“, sagt Leiterin Gabriele Kotrba. Jedoch gebe es Ausnahmefälle in denen Besuche gestattet seien. So zum Beispiel bei Bewohnern, die sich in einer Sterbebegleitung befinden, erklärt Gabriele Kotrba. „Ebenfalls haben wir Veranstaltungen und Kontakte, zum Beispiel zur hiesigen Kita, abgesagt“, betont die Leiterin.

Es sei eine schwere Zeit für die Bewohner, da die Besuche ausbleiben. Dementsprechend sei es für die Einrichtung besonders wichtig, dass die Betreuungsangebote intensiviert werden und die Mitarbeiter im engen Kontakt mit den jeweiligen Angehörigen stehen.

Gerade für die an Demenz erkrankten Personen ist die Situation meist schwer zu begreifen. „Oft vergessen sie schnell und haben auch kein Zeitgefühl“, erklärt Kotrba. Diese Bewohner werden ebenfalls über die Situation aufgeklärt, doch laut Gabriele Kotrba soll keine Angst geschürt werden, indem ihnen stündlich erneut der Ernst der Lage vor Augen geführt wird. „Daher achten wir auch besonders darauf, dass wir ihnen die Hände regelmäßig desinfizieren“, fügt die Leiterin hinzu.

„Die Bewohner haben Verständnis und sind tapfer“, sagt Kotrba. Sie ist froh über das Verständnis seitens der Mitarbeiter und auch der Lieferanten. „Wir hoffen auf eine schnelle Lockerung der Maßnahmen und dass sich alles wieder entspannt“, sagt Gabriele Kotrba. Bis dahin stünden den Bewohnern Telefone zur Verfügung, mit denen sie in Kontakt mit ihren Freunden und Angehörigen bleiben können.

Auch im Wohnheim der Lebenshilfe Ostfalen in Haldensleben sind Besuche eingeschränkt. „Wir empfehlen den Angehörigen fernzubleiben, um so den Kontakt möglichst zu begrenzen“, sagt Einrichtungsleiter Siegfried Krümling. Bisher wird daher nur an die Angehörigen appelliert und es herrscht vorerst kein striktes Besuchsverbot.

Die Bewohner seien seit Mittwoch nicht mehr in den Werkstätten tätig, da dort sehr viele Menschen in einem Raum seien, erklärt der Einrichtungsleiter. Mit dem Fehlen an sozialen Kontakten, könne es auch zu einer psychischen Belastung kommen, ergänzte Siegfried Krümling. „Vor allem die Jüngeren beklagen, dass sie nicht mehr ins Fitnessstudio gehen können.“

Für alle Einrichtungen gelten die bisher getroffenen Maßnahmen zunächst, wie auch für Schulen, bis Ostern. Ebenfalls richten sich die Einrichtungen nach den Bestimmungen des Landes und verschärfen oder lockern ihre Maßnahmen entsprechend. Wie es nach Ostern weiter geht, kommt darauf an, wie sich die Situation bis dahin entwickelt hat.