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Coronavirus Börde-Bauern bleiben auf Kartoffeln sitzen

Erzeuger von Pommes-Frites-Kartoffeln in der Börde bleiben auf ihrer Ware sitzen. Restaurants und Kantinen sind größtenteils geschlossen.

Von Anett Roisch 16.04.2020, 14:58

Weferlingen/Siestedt l Auf einem Ackerstück zwischen Weferlingen und Siestedt warten Henning Raulfs und Daniel Klein, beide landwirtschaftliche Angestellte, auf Nachschub an Maissaat. In Windeseile kommt Landwirt Ulf Seelecke mit der Landung Saat angefahren. Emsig wird die Maisdrille neu befüllt. Die Zeit drängt, denn das schöne Frühlingswetter soll genutzt werden. Da ist es egal, ob der Arbeitstag an einem Wochenende ist oder nicht. Landwirtschaft ist gerade in der Corona-Pandemie wichtig. Lebensmittel werden gehortet. Arbeit gibt es genug. Und trotzdem haben Bauern in der Corona-Krise besondere Sorgen.

„Uns macht der Preisverfall der Kartoffeln zu schaffen. Das ist ja klar, denn für die Pommes-Frites-Kartoffeln gibt es derzeit keinen Markt. Der Verkauf ist gleich null“, erklärt Seelecke.

Auslöser der Pommes-Krise sind die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus: Weil Kantinen, Restaurants und andere Großabnehmer weitgehend geschlossen haben, fehlen den Pommes-Produzenten die Kunden. Die Produktion ruht. Andere Vermarktungen der Kartoffeln gelten als schwierig, weil die Sorten speziell für die Pommes-Herstellung gezüchtet worden sind.

Anders sei es – nach den Ausführungen des Landwirts – bei Speisekartoffeln. Diese Erdfrüchte werden rund um die Uhr sortiert und verpackt. So wie Toilettenpapier würden die Leute jetzt ganze Kartoffelsäcke hamstern. „Das hätte ich auch nicht gedacht, dass die Menschen Klopapier und Kartoffeln horten“, gesteht der Landwirt. Der Sitz seines Landwirtschaftsbetriebes ist im niedersächsischen Grasleben. „Meine ganze Familie kommt von hier. Wir sind die klassischen Wossis“, beschreibt Seelecke schmunzelnd.

Während Raulfs und Klein ins Fahrerhaus der Drillmaschine steigen, erklärt der Chef des Unternehmens, dass der Mais nach einer Bodenkarte ausgedrillt wird. „Das heißt, dass die Pflanzen spezifisch den Bedingungen des Bodens angepasst und pro Quadratmeter ausgedrillt werden“, sagt der Grasleber. Nach dieser Bodenkarte werde auch gedüngt. „Da kann man nicht über- oder unterdüngen. Es gibt dann auch nicht zu viel oder zu wenig Pflanzen“, schildert er und zeigt auf die unterschiedlichen Ackerflächen.