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SchulsozialarbeitEltern fordern rasche Hilfe ein

Die künftige Finanzierung der Schulsozialarbeit im Landkreis Börde ist ungewiss. An neun Grundschulen wurde den Mitarbeitern gekündigt.

Von Ronny Schoof 07.04.2019, 10:00

Harbke/Hötensleben/Ummendorf l „Uns rinnt die Zeit durch die Finger“, mahnt Martin Pichl, „es besteht dringend Handlungsbedarf, denn dass die Landesförderung jetzt wegbricht, ist ein Unding.“ Pichl vertritt die Elternschaft nicht nur an der Grundschule „Burg Ummendorf“, der Eilsleber ist auch Mitglied des Kreiselternrats und engagiert sich ebenfalls im jüngst gegründeten Aktionsbündnis „Schulsozialarbeit dauerhaft verankern“. Martin Pichl betont dazu: „Grundsätzlich ist es unser Anliegen, die gesamte Schulsozialarbeit, also sowohl die in den Grund- als auch die in den weiterführenden Schulen, im Land gemeinsam mit den politisch Verantwortlichen bis 2020 auf ein solides Fundament zu setzen. Im Landkreis Börde geht es aber jetzt erst mal vorrangig darum, das schon in diesem Jahr auslaufende Förderpaket zugunsten der neun betroffenen Grundschulen noch in Form eines Überbrückungsjahres zu retten.“

In diesem Bemühen hat Pichl in den vergangenen drei Wochen etliche Mails geschrieben – an den Landrat, an Ratsmitglieder, Parlamentarier, Minister und die Landtagspräsidentin, an Behörden und die Medien. „Meine Erwartung ist, dass Kreis, Land und Bund sich zusammensetzen und eine Lösung finden, wie man sich die Kosten für ein Überbrückungsjahr vielleicht auch teilen kann. Wir Eltern sind gesprächsbereit und bringen gern auch Ideen ein.“ Eigens für die Verbreitung und transparente Begleitung seiner Sache hat sich Martin Pichl auch bei Facebook registriert.

Die kurze Zeitschiene – die Stellenförderung über das vom Landkreis ausgeschüttete Förderpaket „Bildung und Teilhabe“ (BUT) endet am 31. Juli – ärgert Pichl besonders. Dazu erklärt er: „Ende Januar haben wir im Kreis- elternrat erfahren, dass die BUT-Folgefinanzierung über das Schuljahr 2018/19 hinaus ungewiss ist. Vom Landkreis habe ich auf Nachfrage daraufhin bis heute keine Informationen bekommen. Stattdessen habe ich am 12. März von unserem Schulsozialarbeiter Christian Grabow erfahren, dass seine Stelle jetzt ausläuft. Man hat also die Träger und ihre Angestellten sowie die Schulen und Eltern vor vollendete Tatsachen gestellt.“

Das wieder zu drehen, ist nun Ziel aller Anstrengungen, und der erzeugte Druck – insbesondere der Eltern – wächst. Auch die Grundschule Hötensleben droht ihren Sozialarbeiter, Kai Bögelsack, im Sommer zu verlieren. Der Elternrat macht sich jetzt für ihn und die Schulsozialarbeit im Land stark. „Wir möchten nicht, dass die Politiker wieder an den Schwächsten sparen, an unseren Kindern“, sagt Elternvertreterin Isabelle Freise. „Aus diesem Grund werden wir uns auch an der Kundgebung beteiligen, die für den 16. April am Landratsamt in Haldensleben geplant ist.“

Rückendeckung dafür kommt ebenso von schulischer Flanke. So macht Harbkes Schulleiterin Annett Borchers deutlich: „Die Schulsozialarbeit ist mittlerweile – bei uns sind das schon zehn Jahre – zu einem festen und wichtigen Bestandteil unserer pädagogischen Arbeit geworden.“ Allein schon die Tatsache, dass den Kindern eine männliche Bezugsperson im sonst fast durchweg weiblich geprägten Pädagogengefüge der Grundschulen zur Seite stehe, sei „eine wertvolle Hilfe“, so Borchers.

Das sieht auch Mirko Günther, Geschäftsbereichsleiter beim Paritätischen, so. Dessen Sozialwerk Kinder- und Jugendhilfe ist einer der Träger der Schulsozialarbeit, die in der Börde von der Netzwerkstelle „Schulerfolg sichern“ der Arbeiterwohlfahrt koordiniert werden. „Es ist aus unserer Sicht eine wertvolle Kooperation zwischen den Grundschulen, den Lehrkräften und den Schulsozialarbeitern zugunsten der Kinder entstanden“, sagt Günther. Schulsozialarbeit sei inzwischen „ein unentbehrlicher Begleiter im Schulalltag.“ Die Träger aber seien „vom Vorgehen des Landkreises ebenso überrascht worden wie die Schulen.“

Landrat Martin Stichnoth sieht in der Angelegenheit allerdings vor allem das Land in der Pflicht zu erklären, wie es mit der Folgefinanzierung des Landesprogrammes weitergeht. Der Landkreis habe sich bereits mit der Problematik schriftlich an das Land gewandt, aber von dort bisher keinerlei Antwort erhalten. Mit Nachdruck wolle der Landkreis nun nochmals an das Land herantreten, sich dazu zu positionieren. „Im Herzen sind wir dabei. Auch wir sehen die Wichtigkeit der Schulsozialarbeit“, so Martin Stichnoth.

Was den Wunsch nach einem Überbrückungsjahr anbelangt, um die neun derzeit vakanten Schulsozialarbeiterstellen an den Grundschulen zu erhalten, so werde er sich mit den Vorsitzenden der Kreistagsfraktionen in Verbindung setzen. Denn solch ein Überbrückungsjahr müsste auch finanziell untersetzt sein. Und dies setze ein einvernehmliches Handeln zwischen Kreistag und Kreisverwaltung voraus.

Unterschriftensammlung noch bis zum 15. April: www.aktionsbuendnis-schulsozialarbeit.de