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Geflügelpest Gefahr gebannt: Sperrung aufgehoben

Die Gefahr der Verbreitung der Geflügelpest in den Putenmastanlagen in Wieglitz ist gebannt. Das Beobachtungsgebiet ist aufgehoben.

Von Anett Roisch 16.05.2020, 01:01

Wieglitz l Das Sperr- und Beobachtungsgebiet um Wieglitz ist laut Verfügung des Landkreises Börde aufgehoben. Am 27. März diesen Jahres wurde der klinische Verdacht der Geflügelpest im Putenmastbestand in Wieglitz amtlich festgestellt. Mitarbeiter des Friedrich-Loeffler-Instituts bestätigten damals diesen Verdacht. Alle Tiere der Anlage, etwa 19 000 Mastputen und etwa 13 000 Jungputen mussten getötet werden. Nachgewiesen wurde von den wissenschaftlichen Mitarbeitern der hochpathogene Geflügelpesterreger H5N8. Der Landkreis Börde war damals gefordert, die Verbreitung durch geeignete Maßnahmen zu verhindern.

Das geschah mit einer tierseuchenrechtlichen Allgemeinverfügung. Um den Seuchenausbruchsbetrieb wurden mit einem Radius von drei Kilometer um Wieglitz ein Sperrbezirk und von zehn Kilometer ein Beobachtungsgebiet eingerichtet.

Eine Fachfirma führte in den vergangenen Wochen die Beräumung sowie die seuchenrechtlich vorgeschriebenen Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen durch. „Die bakteriologischen und virologischen Auswirkungen des Reinigungs- und Desinfektionsprozesses führten zum gewünschten Ergebnis“, erklärte Dr. Hans-Joachim Krohm, Amtstierarzt des Landkreises Börde, im Rahmen der Schlussabnahme. Mit der Aufhebungsverfügung gilt die Geflügelpest nun als erloschen. „Nun ist die Gefahr gebannt“, verkündete Landrat Martin Stichnoth (CDU), der am 13. Mai 2020 die tierseuchenrechtliche Allgemeinverfügung unterzeichnete. Die im Gebiet betroffenen Anlagen können wieder mit Tieren belegt werden, heißt es in der amtlichen Mitteilung. Erleichterung darüber herrscht auch bei Johannes Schröder, Inhaber der Putenmastanlage des Familienbetriebes Schröder.

Obwohl die Maßnahmen zur Desinfektion und Reinigung abgeschlossen sind, kann der Betrieb in den Anlagen nicht gleich wieder aufgenommen werden. „Für diese Maßnahmen mussten die Ställe aber auch auseinander gebaut werden. Jetzt muss ich mich um die Baumaßnahmen kümmern, um die Funktionstüchtigkeit der Putenanlage wieder herzustellen“, erklärte Schröder. Außerdem habe er sowieso noch eine Sperrzeit von drei Wochen. „Es ist absehbar, dass es wieder los geht. Und das ist gut“, blickte Schröder voraus. Im Moment gäbe es – nach seinen Ausführungen – auch noch wichtige Ackerbauarbeiten, die zu erledigen sind.

Wissenschaftler des Loeffler-Instituts meinen, dass die Einschleppung der aviären Influenza (Vogelgrippe) in Europa durch Wildvögel geschehen sei. Hermann Sempf aus Bösdorf wollte wissen, worin die Ursache für die Vogelgrippe in Wieglitz bestand. „Die Tiere sind doch alle im Stall ohne Kontakt mit Wildvögeln. Wie also konnten sich die Puten dort anstecken?“, fragte Sempf.

Einen Kontakt der Puten mit den Wildvögeln kann sich auch Wolfgang Sender, der viele Jahre Rast- und Zugvögel im Drömling im Augenschein hat, nicht vorstellen. „Diese Putenanlagen sind hermetisch abgesichert, da kommt nicht mal ein Spatz herein. Wenn aber der Kot dieser Mastvögel auf die Felder aufgebracht wird, dann wird die Infektionskette erst richtig in Gang gesetzt“, vermutet Sender. Der Wassensdorfer betonte, dass das seine persönliche Meinung sei. Oft werde – nach seinen Beobachtungen – Geflügelkot aus Niedersachsen, Schleswig Holstein oder Holland nach Sachsen-Anhalt gebracht. „Die Zugvögel rasten auf Flächen und bekommen auch Kontakt mit dem Geflügelkot. Da liegt für mich viel mehr der Grund, dass die Krankheit weiter verbreitet wird“, sagte Sender.

„Gesicherte Erkenntnisse der Ursachenforschung – also wie dieses Virus in den Stall gekommen ist – gibt es nicht“, sagte Uwe Baumgart, Pressesprecher des Landkreises. In seinen Ausführungen gibt es nach Expertenmeinungen mehrere Hypothesen für das plötzliche Auftreten der aviären Influenza im wieglitzer Stall. „Ursache könnte ein Eintrag über eingebrachten Wildvogelkot oder über Wildvogelkontakt bei der Vorausstallung durch die Fängerkolonne sein“, erklärte der Pressesprecher.

Eine weitere Möglichkeit sei ein Eintrag durch Servicetätigkeiten im Rahmen alltäglicher Bewirtschaftungsverpflichtungen oder über direkten Wildvogelkontakt beziehungsweise erregerhaltiger Staubeintrag durch Jalousien oder Tore. Auch Stallbetreiber Schröder kann nur Vermutungen äußern: „Wir wissen nicht, ob das Virus durch die Luft oder vielleicht durch Schadnager oder Insekten in den Stall gekommen ist.“

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